Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra
abräumte. Nachdem er einen ersten Durchbruch geschaffen hatte, benutzte er einen dicken Stützbalken als Werkzeug. Auf diese Weise ging ihm die Arbeit noch sehr viel schneller von der Hand. Es dauerte nur wenige Minuten, dann hatte Portak bereits ein Loch von mehr als einem Meter Durchmesser in den Geröllhaufen gerammt. Er hielt kurz inne und begutachtete sein Werk. Dann schaute er sich nach Laura um. Verwunderung trat in seinen Blick, als er sie nirgendwo entdecken konnte.
»Verehrtes Fräulein, seid so keck, und kommt heraus aus dem Versteck!« Seine laute Stimme hallte in dem engen Gang wieder.
Schnell trat Laura hinter der Ecke hervor. »Ja, Portak?«
Ein freundliches Lächeln erhellte seine Miene, als er sie sah. »Wenn Ihr braucht ein größ'res Loch, entfern ich weit're Steine noch«, erbot er sich, ohne die geringste Spur von Anstrengung erkennen zu lassen.
Das Mädchen schüttelte schnell den Kopf. »Nein, nein, das reicht! Du hast uns super geholfen, Portak, vielen Dank.«
Portak warf den Balken zur Seite und verbeugte sich wieder vor Laura. Dazu beschrieb seine Pranke eine huldvolle Geste, die jedem Kavalier an einem königlichen Hofe zur Ehre gereicht hätte. »Ich werd Euch stets zur Seite steh'n, und müsst ich durch die Hölle geh'n!«, versprach er mit würdevollem Ernst.
Laura konnte nicht anders, sie musste einfach schmunzeln. Auch über die Gesichter von Lukas und Kaja huschte ein verschmitztes Lächeln. Sie waren hinter der Ecke hervorgekommen und an die Seite ihrer Freundin getreten.
»Danke, Portak, vielen Dank!«, sagte Laura schließlich und deutete ihrerseits eine Verneigung an. »Aber es ist wirklich nicht nötig, dass du dich weiter bemühst. Ab hier kommen wir schon alleine zurecht.«
Der Riese legte die Stirn in Falten und wiegte nachdenklich den mächtigen Schädel. Dann fügte er sich widerspruchslos Lauras Wünschen. »Wie Ihr es wünscht - dann mach ich schnell und trolle mich von dieser Stell'!« Damit stapfte er nach einer letzten Verneigung schwerfällig davon.
Laura und ihre Freunde sahen dem gutmütigen Koloss nach, bis er um die Ecke verschwunden war. Dann kletterten sie rasch durch das Loch.
Den Bauplan in der einen und die Taschenlampe in der anderen Hand, schritt Laura im tunnelartigen Gang voran. Der Lichtstrahl schnitt wie ein scharfer Leuchtfinger durch die Dunkelheit und geisterte über die steinernen Wände und die Bodenfliesen, die mit Staub und Sand bedeckt waren. Die Luft in der Tiefe des Burgkellers war weniger feucht als die in der Alten Gruft, aber es war stickig und roch ähnlich. Auch hier stieg ein Geruch nach Tod und Verwesung auf, und Laura fühlte eine leichte Übelkeit.
Eigenartig, dachte sie, hier ist doch niemand begraben. Aber warum riecht es dann so ähnlich wie in der Gruft?
Im Schein der Lampe konnte sie erkennen, dass der Gang in rund zehn Metern Entfernung einen scharfen Knick nach rechts machte. Sie blieb stehen, richtete den Lichtstrahl auf den Plan und warf einen prüfenden Blick darauf. Dann nickte sie zufrieden und drehte sich zu den anderen um.
»Wenn der Plan stimmt, dann muss gleich hinter der Ecke dort der Eingang zur Schatzkammer sein«, erklärte sie. Sie faltete den Bauplan zusammen, ließ ihn in der Innentasche ihrer Jacke verschwinden und ging weiter.
Urplötzlich gab der Boden unter ihren Füßen nach. Laura trat ins Leere und stürzte in die Tiefe. Mit einem jähen Aufschrei warf sie die Arme nach oben und suchte verzweifelt nach Halt. Die Taschenlampe entglitt ihrer Rechten, stürzte polternd in den dunkel gähnenden Abgrund, und ihre Hände griffen ins Nichts. Im letzten Moment jedoch bekam Laura einen schmalen Vorsprung zu fassen und klammerte sich mit aller Kraft daran fest. Das Ganze hatte nur Bruchteile von Sekunden gedauert, aber Laura war es wie eine Ewigkeit vorgekommen.
Als sie den Blick nach unten richtete, konnte sie im Scheine der auf dem Grund liegenden Taschenlampe erkennen, dass sie über einer rund zehn Meter tiefen Grube baumelte. Eine geheime Falltür im Boden des Ganges hatte sie Lauras Blicken verborgen und sich unter ihrem Gewicht geöffnet. Der Boden der Grube war mit langen Eisenstäben gespickt, deren scharfe Spitzen sich ihr entgegenreckten. Drei unförmige Kleiderbündel steckten auf diesen Spießen. Sie waren zerfetzt und verrottet. Plötzlich wurde Laura klar, worum es sich handelte, und ein Aufschrei des Entsetzens entfuhr ihr.
24
Die geheime Schatzkammer
ercy blickte
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