Laura Leander 01 - Laura und das Geheimniss von Aventerra
nicht zu erfassen, auch wenn das nur wenige Menschen verstehen mochten. Aber dennoch war es so - und deshalb war es sicherlich auch möglich, dass es endlose Gänge gab.
Der Gedanke erfüllte Laura mit Angst. Hastig wandte sie sich an die Freundin. »Wir müssen weiter, Kaja, wir müssen hier raus. Ich weiß zwar nicht wie, aber wir müssen es schaffen, sonst sehe ich schwarz.«
Die beiden Mädchen reichten sich wieder die Hände und liefen weiter. Kaja hatte neue Kräfte geschöpft. Sie war jetzt wieder viel leichter auf den Beinen, und in Laura wuchs die Hoffnung, dass ihre Flucht vielleicht doch ein erfolgreiches Ende nehmen würde.
Als sie um die nächste Ecke bogen, sah Laura, dass sie vergeblich gehofft hatte. Ihre Flucht war zu Ende. Sie wurden bereits erwartet. Eine massige Gestalt stand mitten in dem engen Gang und versperrte ihnen den Weg.
28
Eine verräterische Blüte
ls Attila Morduk die beiden Mädchen erblickte, verfinsterte sich seine Miene noch mehr. Laura war wie gelähmt beim Anblick dieser Maske des Bösen.
Natürlich!, ärgerte sich das Mädchen. Das hätte ich mir doch denken können, dass Morduk auf der Seite der Dunklen steht!
Es blieb ihnen nur eine Möglichkeit, seinen langen Armen zu entkommen - sie mussten umkehren! Aber da sprang Attila auch schon zur Seite und griff sich mit einer Geschwindigkeit, die Laura ihm niemals zugetraut hätte, einen Morgenstern von der Wand. In einer fließenden Bewegung ließ er die mörderische Waffe über dem Kopfkreisen, bevor er sie in die Richtung der Mädchen schleuderte!
Laura blieb kaum Zeit zum Reagieren. »Runter!«, schrie sie und riss Kaja mit sich zu Boden. Noch im Fallen konnte Laura den Lufthauch spüren, als die schreckliche Waffe dicht über sie hinwegzischte.
Da ertönte ein dumpfer Schlag, dem ein unterdrückter Schmerzensschrei folgte. Ein Poltern und Rumpeln war zu hören, als ginge eine Steinlawine zu Boden, und dann herrschte plötzlich Stille.
Überrascht richtete Laura sich auf und sah sich um. Der Hausmeister stand immer noch an derselben Stelle, doch er schaute über die Mädchen hinweg. Seine böse Maske war einem Ausdruck der Erleichterung gewichen. Laura drehte den Kopf - und da ging ihr ein Licht auf: Attila Morduk hatte ihnen das Leben gerettet.
Nur wenige Meter hinter ihnen lag Reimar von Ravenstein am Boden, den mächtigen Schädelspalter in der Hand. Der Morgenstern hatte sich tief in seine Stirn gegraben. Ganz offensichtlich war der Ritter genau in dem Augenblick von dem Wurfgeschoss getroffen und zu Boden gestreckt worden, als er die Mädchen mit einem Schwerthieb erledigen wollte.
Dabei hatten wir noch nicht mal bemerkt, dass er uns bereits so nahe gekommen war!, fiel es Laura ein, und ihre Knie wurden weich.
Sie konnte nicht erkennen, ob der Grausame Ritter tot war oder nur schwer verletzt. Nach allem, was sie bislang mit ihm erlebt hatte, nahm Laura allerdings eher an, dass ihm wahrscheinlich nichts und niemand etwas anhaben konnte. Es blieb ihr jedoch keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, denn Attila Morduk watschelte auf sie zu.
»Nun macht schon, schnell!«, herrschte er die Mädchen ungeduldig an. Er beugte sich zu ihnen hinunter und streckte ihnen eine Hand entgegen. Der Schein einer Fackel spiegelte sich auf seinem kahlen Schädel, der wie frisch poliert glänzte.
Laura ergriff die ausgestreckte Hand, rappelte sich hoch und half dann Kaja auf. Während sie sich den Staub aus den Kleidern klopfte, starrte sie den Glatzkopf mit großen Augen an. »Du ... du bist einer von uns?«, fragte sie ungläubig.
Attila zog die wulstigen Augenbrauen hoch und zog ein beleidigtes Gesicht. »Was hast du denn gedacht?«, brummte er.
»Dann warst du es wohl auch, der mich in den letzten Tagen dauernd beobachtet hat, oder?«
»Natürlich. Irgendjemand musste ja aufpassen, dass dir nichts Schlimmes zustößt.«
Laura blies die Wangen auf. »Nichts Schlimmes?« Empört stemmte sie die Fäuste in die Hüften. »Nichts Schlimmes, sagst du? Wie würdest du das denn bezeichnen, was wir heute Nacht -«
»Papperlapapp! Kommt endlich - oder wollt ihr hier Wurzeln schlagen?« Damit drehte der Hausmeister sich um und stapfte auf seinen kurzen Beinen davon. Laura und Kaja konnten nur noch schnell einen erstaunten Blick wechseln, bevor sie ihm folgten.
Attilas schwerfällig wirkender Entengang täuschte. Er war viel schneller, als es den Anschein hatte, und die Freundinnen mussten sich anstrengen, um den
Weitere Kostenlose Bücher