Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde

Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde

Titel: Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
Vom Netzwerk:
hören, während sie die Freitreppe hinuntereilten. Sie stürmten bereits auf den Torbogen zu, der aus dem Innenhof nach draußen führte, als Laura eine eisige Kälte spürte, die ihr wie eine abweisende Wand entgegenschlug. Da bemerkte sie die Schemen, die sich im Schlagschatten der Burggebäude verborgen hielten. Ungläubig blieb Laura stehen und tastete nach Percys Hand, während sie die düsteren Gestalten beobachtete, die stumm und völlig regungslos auf drei Seiten des Burghofes aufgereiht waren. Es mochten an die Hundert sein, die allesamt Rüstungen trugen. Die Todeskälte, die sie verströmten, kroch Laura tief unter die Haut.
    Als Laura die Schattensoldaten näher in Augenschein nahm, gefror ihr das Blut in den Adern: Dort, wo sich die Gesichter der Recken hätten befinden müssen, gähnte nur ein schwarzes Michts. Und endlich begriff sie, was das bedeutete: Sie waren von einem Geisterheer aus Ritterrüstungen eingeschlossen!
    »Zurück!«, flüsterte sie nur, denn ihre Stimme drohte zu versagen. »Percy, wir müssen zurück!«
    Da gellte ein schauerliches Gelächter an die Ohren der Wächter. Es schien vom großen Turm zu kommen. Und tatsächlich, dort oben stand Syrin, die Schwarzmagierin. Ihre hagere Gestalt, die sich als dunkler Schattenriss vor dem Nachthimmel abzeichnete, glich einem Mahnmal des Bösen. Kaum war das schrille Lachen verhallt, als sie die Arme ausstreckte und der Armee der Geisterritter Befehle erteilte: » A schtarar ut tramixum!« – »Erwacht, und tötet!« Und wieder: » T ramixum! T ramixum!«
    Augenblicklich setzten sich die Rüstungen in Bewegung. Eiserne Handschuhe griffen nach den Schwertern, und die Klingen blitzten hell auf im Silberlicht des Mondes.
    Laura und Percy waren inzwischen wieder am Fuß der Treppe angekommen – nur um festzustellen, dass ihnen auch der Weg zurück in die Burg versperrt war. Reimar und seine Mannen hatten sich vor dem Eingangsportal aufgebaut und beobachteten gebannt das gespenstische Schauspiel.
    Die Geisterarmee der Rüstungen rückte vor. Kettenhemden und Harnische, Scharniere und Stulpen klirrten, während sie langsam auf Laura und Percy zuschritt.
    In seiner Not brüllte das Mädchen: »Was jetzt, Percy? Was sollen wir tun?«
    Aber der antwortete nicht. Er sah Laura nur wortlos in die Augen – und da wurde ihr klar, dass auch er keinen Ausweg wusste.
    Es gab keine Rettung mehr.
    Sie waren verloren.

K apitel 18 Die
geflügelten Löwen
    aura fühlte, dass das Gift der Verzweiflung sich langsam in ihr ausbreitete und schon bald ihr Herz lähmen würde. Ein Schluchzen drang aus ihrem Mund. Beschämt wandte sie den Blick ab. Er fiel auf den Steinernen Riesen.
    Portak! Er sah Laura beschwörend an – und von einer plötzlichen Erleuchtung überwältigt, wusste sie mit einem Mal, was sie zu tun hatte. Hastig sprang sie zum Sockel der dicken Säule und rieb dreimal mit der Hand kreisförmig über den kalten Stein.
    Portak reagierte schnell.
    Dennoch erschien es Laura wie eine Ewigkeit, bis mit einem dumpfen Grollen und Knirschen Bewegung in den Pfeiler kam, sich die Hände des Giganten vom Vordach lösten und seine Gestalt zu schrumpfen begann. Ungeduldig bat Laura: »Beeil dich, Portak! Bitte, mach schnell!«
    Reimars Kumpane wurden beim Anblick des zum Leben erwachenden Riesen von Entsetzen gepackt. Ihre Augen weiteten sich vor Angst, gestammelte Gebete waren zu hören, und ein paar Männer schlugen das Kreuzzeichen. Am liebsten hätten sie wohl die Flucht ergriffen, doch der Grausame Ritter hielt sie zurück.
    »Hier geblieben, ihr Memmen!«, donnerte er. Sein Befehl zeigte Wirkung: Die Mannen verharrten an seiner Seite, wenn auch mit schlotternden Knien.
    Laura dagegen starrte ängstlich auf die anrückenden Rüstungen. Zum Glück kamen diese nur langsam voran. Ihre Bewegungen waren ähnlich ungelenk wie die des Lemuren und erinnerten sie an die Stop-Motion-Figuren in den alten Fantasyfilmen, die ihr immer so viel Spaß bereitet hatten. Nur, dass es sich hier nicht um einen Film handelte. Das hier war tödlicher Ernst.
    Endlich hatte Portak zu schrumpfen aufgehört. Er reckte sich und dehnte die Glieder, bevor er die Wächter vorwurfsvoll ansah. »Warum denkt Ihr nicht eher daran, dass ich Euch Rettung bringen kann?«, brummte er missmutig.
    » S orry«, antwortete Laura. »Tut mir Leid!«
    Ein wütender Schrei von Syrin ließ das Mädchen aufblicken. Die Schwarzmagierin stand vornübergebeugt auf den Zinnen und gestikulierte wild. Ihr

Weitere Kostenlose Bücher