Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde
Häuschen auf den Kopf stellten, konnten sie nirgends eine Spur von ihm finden. Dafür machten sie eine rätselhafte Entdeckung: Im Bad fehlten die wichtigsten Toilettenartikel – Zahnpasta, Zahnbürste und Seife. Auch ein Kamm oder eine Bürste, mit dem der Direktor seine wilde Haarmähne bändigen konnte, war nicht vorhanden.
»Sieht ganz danach aus, als wäre der Professor verreist«, wunderte Laura sich.
»Es ‘at in der Tat den Anschein.« Percy nickte zustimmend. »Und dennoch ist das völliisch ausgeschlossen. Sonst ‘ätte er uns doch niischt zu siisch bestellt.«
Laura verzog nachdenklich das Gesicht. »Vielleicht ist ihm plötzlich was dazwischen gekommen? Lass uns einfach die Pieselstein fragen.«
»Versuchen wir unser Glück«, brummte Percy, auch wenn ihm anzusehen war, dass er Lauras Vermutung für abwegig hielt.
Vor Morgensterns Haustür stießen die beiden mit Kommissar Bellheim zusammen.
»Was fü’rt Sie denn ‘ier’er?«, erkundigte sich Percy überrascht.
»Das wollte ich Sie gerade fragen«, gab der bärtige Kripobeamte mürrisch zurück.
»Wir ‘atten eine Verabredung mit dem Direktor.«
Wie ein Adler auf Beutesuche fixierte Bellheim den Lehrer. »Und?«
Percy zog die Achseln hoch. »Er ist niischt ‘ier.«
»Dachte ich es mir doch!«
Laura glaubte ein sarkastisches Lächeln im Gesicht des Kripobeamten zu sehen, als es auch schon dem Ausdruck einer scharfen Bulldogge Platz machte. »Warum sagen Sie so was?«, fragte sie vorwurfsvoll.
»Weil euer verehrter Herr Direktor allen Grund hat, sich aus dem Staub zu machen«, knurrte Bellheim so grimmig, als wolle er jeden Augenblick zubeißen.
»Blödsinn! Warum sollte er so etwas tun?« Laura klang aufgebracht.
»Ganz einfach, mein Fräulein: Weil inzwischen feststeht, dass er der Mörder von Pater Dominikus sein muss!«
»Was?! Aber das stimmt doch nicht – niemals!«
Der Kommissar ließ sich durch den lautstarken Protest nicht beirren. »Doch! Ich hab das schon die ganze Zeit vermutet – aber jetzt kann ich es endlich beweisen!«
Laura war, als habe ein Faustschlag sie mitten ins Gesicht getroffen. Ihr schwindelte, und sie begann am ganzen Körper zu zittern.
Professor Morgenstern ein Mörder – das war völlig unmöglich!
Wie durch Watte hörte sie den Kommissar, der vom Ergebnis der kriminaltechnischen Untersuchung berichtete. Die Daktyloskopie-Experten hatten den bruchstückhaften Fingerabdruck auf der Mordwaffe vergeblich mit den im Zentralcomputer gespeicherten Prints verglichen. Die Abdrücke von Morgenstern jedoch – sie waren ihm bei seinem Besuch im Kommissariat abgenommen worden – hatten eine hundertprozentige Übereinstimmung ergeben. »Damit steht zweifelsfrei fest, dass ihr Direktor dieses Messer in der Hand hatte! Und da sich keine Spuren einer anderen Person darauf befinden, muss er zwangsläufig der Mörder sein!«
Percy war leichenblass geworden. »Aber… Iisch… Iisch vermag das einfach nischt zu fassen«, stammelte er. »Aurelius ist zu einer solsch ‘orriblen Freveltat doch über’aupt niischt fa iisch!«
»Es ist gar nicht so selten, dass man sich in einem Menschen täuscht!« Das bullige Gesicht des Kommissars nahm beinahe einen mitleidigen Ausdruck an. »Und Habgier ist nun mal ein starkes Motiv, seit Urzeiten schon. Ihr Professor hatte es auf die alte Schwarte abgesehen, und deshalb –«
»Unsinn!« Percy zog die Stirn kraus und schüttelte heftig den Kopf. »Dann müsste das Buch doch auch ‘ier zu finden sein!«
»Genau das werden wir, mein Lieber.« Bellheims Stimme klang beinahe fröhlich, und ein triumphierender Ton schwang in ihr mit. »Meine Kollegen sind schon dabei, das Büro des Direktors zu durchsuchen. Danach ist die Hütte hier an der Reihe. Und ich müsste mich schon schwer täuschen, wenn wir das Corpus Delicti nicht finden würden!«
Der Kommissar sollte Recht behalten. Laura und Percy begleiteten ihn zur Burg, als ihnen Anton, Bellheims hagerer Assistent, entgegeneilte.
»Chef! Herr Kommissar!«, rief er schon von weitem und schwenkte aufgeregt ein Buch in der rechten Hand. Laura ahnte, welchen Titel der Foliant trug: »Die Bruderschaft der Sieben«.
O h, nein!
»Habe ich es nicht gesagt?« Der Kommissar wandte sich dem Assistenten zu, der schwer atmend vor ihm stand und ihm das Beweismittel – es steckte in einer durchsichtigen Plastiktüte – entgegenhielt. »Wo habt ihr es gefunden?«
»In seinem Schreibtisch, Chef«, erklärte der Hagere keuchend. »Dabei
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