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Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde

Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde

Titel: Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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klar.« Laura setzte den Rucksack ab und holte die Thermoskanne heraus, die Konrad Köpfer am Morgen mit heißem Früchtetee gefüllt hatte.
    Dampf kringelte sich als kleine Rauchfahne aus der Thermoskanne, als Laura den Deckel abschraubte, der gleichzeitig als Trinkbecher diente. Laura füllte ihn und reichte ihn dem Bruder. Ein Duft nach Hagebutten und Limonen stieg dem Mädchen in die Nase und weckte seinen Appetit. Laura konnte es kaum abwarten, dass Lukas seinen Durst gestillt hatte und sie an der Reihe war. Das heiße Getränk rann wie die köstliche Erfüllung eines Versprechens durch ihre Kehle und verbreitete eine wohlige Wärme in ihrem Körper.
    Mit dem Becher an den Lippen sah Laura sich um. Sie betrachtete den großen Felsen, der der Anhöhe ihren Namen gab. Plötzlich trat ein überraschter Ausdruck in ihr Gesicht, und sie ließ den Becher sinken. »Seltsam«, murmelte sie.
    Lukas blickte sie verständnislos an. »Was denn?«
    »Der Schneemann dort oben!« Laura deutete zum Teufelskopf- und da sah Lukas ihn auch: Vielleicht dreißig Meter entfernt stand ein Schneemann im Schatten des Felsbrockens. Ein Koloss von über zwei Metern Höhe. Er hatte ein grimmiges Gesicht und schien sie anzustarren.
    »Was soll an einem Schneemann denn seltsam sein?«
    »An einem Schneemann ist nichts seltsam. Aber dass er hier oben steht, finde ich doch reichlich verwunderlich! Oder hättest du nach diesem schlauchenden Aufstieg noch Lust, einen Schneemann zu bauen, noch dazu einen so riesigen wie den da?«
    Nachdenklich legte Lukas die Stirn in Falten. »Wer weiß – vielleicht haben sie sich eine Weile ausgeruht, bevor sie ihn gemacht haben.«
    »Das glaubst du doch selber nicht!« Laura klang unwirsch. »Und die Kohlen und die Mohrrübe hatten sie rein zufällig dabei? Und den Besen und Hut natürlich auch?«
    »Hm.« Die tiefe Falte war wieder auf Lukas’ Stirn getreten.
    »Und außerdem –«
    Abwartend schaute Lukas die Schwester über den Rand seiner Professorenbrille an, die ihm einmal mehr auf die Nasenspitze gerutscht war. »Ja?«
    »Da ist noch was, was ich merkwürdig finde: Der Schneemann hier sieht haargenau so aus wie der an der Skeletonbahn neulich. Und wie der, den ihr gestern im Vorgarten gebaut habt, Kevin und du.«
    Verdutzt schob Lukas die Brille zurück und schüttelte den Kopf. »Wir haben keinen Schneemann gebaut.«
    Laura starrte den Bruder so fassungslos an, als habe er behauptet, eins und eins sei drei. »Nein?«
    »Natürlich nicht. Schneemannbauen ist doch Kinderkram, wenn du mich fragst.«
    »Aber, wer – wer hat ihn dann gebaut? Sayelle und Max mit Sicherheit nicht. Und Konrad Feuerkopf bestimmt auch nicht.«
    »Kann ich mir auch nicht vorstellen.«
    »Wie ist er dann bloß in den Garten gekommen?«
    Lukas stülpte die Lippen vor und formte eine Schnute. Auch er schien völlig ratlos zu sein. »Keine Ahnung. Vielleicht waren es die Kinder aus der Nachbarschaft, was weiß denn ich. Und um ehrlich zu sein: Es ist mir auch egal.«
    »Das sollte es aber nicht.« Laura fixierte den Schneemann, der im Schatten des Teufelskopfes stand. »Da stimmt was nicht, glaub mir! Ich weiß nur noch nicht, was.« Nachdem sie die weiße Gestalt einige Augenblicke lang nachdenklich gemustert hatte, wandte sie sich wieder ab, schraubte die Thermoskanne zu und verstaute sie im Rucksack. »Magst du was essen, bevor wir abfahren?«
    »Vielleicht gar keine schlechte Idee –«, hob der Junge an, als ein zischendes Geräusch in ihrem Rücken erklang – als ob Luft aus einem Reifen gelassen würde. Die Geschwister drehten sich um und erstarrten noch im selben Moment. Schließlich war das Schauspiel, das sich ihren Augen darbot, mit dem menschlichen Verstand nicht zu erfassen:
    Der Schneemann veränderte seine Konturen! Wie von einer unsichtbaren Riesenhand geformt, vereinten sich die drei Kugeln, die Körper und Kopf bildeten, zu einer einzigen, und das Monstrum setzte sich in Bewegung. Fast unmerklich zunächst, und dann immer stärker.
    Laura begriff plötzlich, was das bedeutete. »Los, Lukas, weg hier! Sonst werden wir überrollt!«
    Für die Dauer eines Herzschlags schaute Lukas die Schwester kopflos an, bevor auch er die Stöcke kräftig in den Schnee rammte und die Ski ins Tal lenkte.
    Laura brauchte sich nicht umzusehen, um zu wissen, was in ihrem Rücken vor sich ging: Die Riesenkugel verfolgte sie, wurde schneller und schneller und nahm stetig an Umfang zu, denn der Schnee war weich und klebte

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