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Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde

Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde

Titel: Laura Leander 02 - Laura und das Siegel der Sieben Monde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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drehte die betagte Magd die Kurbel, um den gefüllten Wassereimer aus der Tiefe zu ziehen. Geschwind sprang das blonde Mädchen an ihre Seite. »Warte, Eileena, ich helf dir!« Schon fasste es mit an, und gemeinsam holten sie die schwere Last nach oben.
    »Geht doch gleich viel besser, wenn man Hilfe hat!« Ächzend löste Eileena den Eimer vom Haken und hob ihn vom Rand des aus Feldsteinen gefügten Ziehbrunnens.
    »Gib schon her, ich bring ihn in die Küche!«
    »Das ist meine Arb –«, wollte die Alte abwehren, aber da hatte Alienor ihr schon den Eimer aus der Hand genommen und schleppte ihn zum Küchenflügel der Gralsburg, während die Magd ihr schnaufend folgte.
    Nachdem das Mädchen den Wasserstein gefüllt hatte, ließ es sich am Holztisch nieder, der unter dem Küchenfenster stand und in der Wintersonne mit seinen blitzblank gescheuerten Brettern sehr einladend wirkte.
    »Vielen Dank, Alienor.« Eileena hatte ihr Kopftuch abgelegt. Eine graue Haarsträhne fiel ihr in das faltige Gesicht. »Das war sehr lieb von dir. Ich hab einen Kuchen gebacken, mit Königsfrüchten. Möchtest du ein Stück?«
    »Oh, ja.« Die Augen des Mädchens glänzten. »Sehr gerne. Das ist doch mein Lieblingskuchen!«
    »Hab ich’s mir doch gedacht!« Eileena schmunzelte. »Wem munden die köstlichen Früchte nicht?«
    Während sie zur Anrichte eilte, ließ Alienor sie nicht aus den Augen. Ob sie sich noch daran erinnert? Und es mir auch verraten wird?, überlegte sie. Sie ist meine einzige Hoffnung. Morwena oder Paravain brauche ich erst gar nicht zu fragen. Und Elysion erst recht nicht!
    »Lass es dir schmecken!« Geräuschvoll setzte Eileena den irdenen Teller mit dem Kuchen vor Alienor ab und ließ sich dann neben ihr auf der Bank nieder. »Wer weiß, wie lange wir uns noch an den Königsfrüchten erfreuen können!«
    Das Mädchen wusste, worauf die Alte anspielte: Die Königsfruchtbäume zählten zu den Schwebenden Bäumen, die immer seltener wurden. Zudem waren sie äußerst mühsam zu erreichen, schwebten sie doch in luftiger Höhe weit über dem Erdboden dahin. Ihre Früchte ähnelten den Pfirsichen. Ihr Geschmack erinnerte an Weinbeeren und Süßmelonen, war allerdings um vieles fruchtiger und intensiver, weil sie viel näher an der Sonne reiften. Um die Früchte zu ernten, bedurfte es eines Luftfloßes, aus Schwebeholz gefertigt und mit riesigen Segeln bestückt. Leider waren die Königsfruchtbäume sehr empfindlich. Die Schwarzen Nebel, die kurz vor der Wintersonnenwende über Aventerra gekrochen waren, hatten ihnen schwere Schäden zugefügt.
    »Nun ja«, seufzte Eileena. »Ist halt alles nicht mehr so wie früher.«
    Alienor musste schmunzeln. Natürlich! Alle Alten, egal ob Ritter, Heilerinnen, Knechte oder Mägde, klagten andauernd über die schlechten Zeiten und behaupteten, dass in ihrer Jugend alles viel besser gewesen sei. Diese Jammerei scheint eine Alterskrankheit zu sein, dachte Alienor, ließ sich jedoch nicht anmerken, dass sie sich davon zunehmend gelangweilt fühlte. Schließlich wollte sie ja etwas von der Magd.
    »Eileena?«, fragte sie nach einer Weile, bemüht um einen beiläufigen Ton.
    »Ja, mein Kind?«
    »Ich habe gehört, du hast eine Weile in der Dunklen Festung zugebracht?«
    »Erinnere mich bloß nicht daran!« Die Alte schlug die Augen zur rußgeschwärzten Küchendecke und seufzte. »Das war die schrecklichste Zeit meines Lebens! – Wieso fragst du?«
    »Ach, nur so.« Alienor tat gelangweilt. »Interessiert mich eben.«
    Eileena nickte nachdenklich. »Sollte sich jeder für interessieren! Ich zählte gerade fünfzehn Sommer, als ich von Sklavenjägern aus meinem Dorf verschleppt und in Borborons Feste gebracht wurde. Vier Sommer lang habe ich dort geschuftet wie verrückt, und wer weiß, was mit mir geschehen wäre, wenn die Weißen Ritter mich nicht befreit hätten!« Der Blick der Alten ging in die Ferne, während sie den schlimmen Erinnerungen nachhing.
    »Auf welchem Weg seid ihr damals eigentlich in die Dunkle Festung gelangt?«
    »Nun, wie du weißt, bin ich im Hochland von Karuun geboren, das zwischen dem Raunewald und der Wüste von Deshiristan gelegen ist. Wir mussten also zunächst über den See der Erinnerung setzen, haben das Land der Flussleute hinter uns gelassen…«
    »Und dann?«, drängte das Mädchen ungeduldig.
    »Dann den Steinernen Forst durchquert, bis wir schließlich über –« Plötzlich brach die Alte ab. »Warum willst du das alles wissen?«
    »Ach – nur

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