Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige
Wasserflaschen aufzufüllen.«
»Wie du meinst. Du stehst wohl auf Eisenwasser, was?«
»Jedenfalls besser, als zu verdursten«, gab er zurück, während er nach seiner Wasserflasche griff. »Aber da wir schon dabei sind: Eisen könnte durchaus der Grund für die eigentümliche Farbe sein. Möglicherweise sind verschiedene Metalle in dem Wasser gelöst, die es röten. Allerdings könnte die Farbe auch von kleinen Lebewesen herrühren.«
Während sie ihre Wasservorräte erneuerten, ertönte plötzlich ein kaum hörbares Pfeifen, das aus unendlicher Ferne zu kommen schien.
Selbst Sturmwind, Melusine und Kraomir schienen zu spüren, dass etwas Seltsames im Gange war: Längst hatten sie die Köpfe gehoben, die aufgestellten Ohren spielten unruhig hin und her, und Schmatzfraß sprang aufgeregt auf und ab.
Als der Pfiff schließlich im Wind verklang, senkte sich eine befremdliche Stille über den See. Selbst die Singvögel, die eben noch die Luft mit fröhlichem Gezwitscher erfüllt hatten, waren verstummt. Dann erhob sich ein Brausen, das aus der Tiefe des Sees zu kommen schien.
Die Gefährten fuhren herum und starrten gespannt auf das Wasser, das noch immer so glatt wie ein Spiegel vor ihnen lag.
Das Brausen schwoll immer mehr an, bis es wie ein Sturm tobte. Das Wasser in der Mitte des Sees begann zu brodeln, und eine riesige blutrote Fontäne schoss in den Himmel.
Laura wich erschrocken zurück, und Riaanu und Venik rückten verängstigt zusammen.
Nun teilten sich die Wasser, und mit heiserem Gebrüll tauchten zwei mächtige Köpfe auf: grün geschuppte, mit spitzen Hörnern besetzte Drachenköpfe, deren gähnende Mäuler lange Barteln in den Mundwinkeln trugen und Furcht erregende Gebisse aus messerscharfen Zähnen sehen ließen.
»Oh nein!«, schrie Laura in grenzenlosem Entsetzen. »Gurgulius der Allesverschlinger! Er sucht mich – nichts wie weg!«
Schon wollte sie sich auf Sturmwinds Rücken schwingen, als Riaanu sie zurückhielt. »Nicht doch, Laura! Das würde nur seine Aufmerksamkeit erregen. Schnell in den See, damit Gurgulius uns nicht riechen kann!«
Während der junge Mann die Reittiere unter das ausladende Geäst der Torkelweiden scheuchte, hechteten Laura und Venik ins seichte Wasser des schmalen Schilfgürtels am Ufer. Nachdem Riaanu neben sie geglitten war, spähten sie angestrengt durch die scharfkantigen Halme auf den See, wo das Ungeheuer brüllend die Schwingen ausbreitete. Die rote Flut spritzte auf, als Gurgulius sich mehr und mehr erhob und in die Lüfte schwang. Während er über dem See kreiste, schwangen die beiden Köpfe hin und her, als würden sie Beute wittern. Wieder riss der Drache die Mäuler auf, und sein Gebrüll tobte wie ein Unwetter und ließ das Schilf und die Bäume rauschen.
Laura und ihre Gefährten duckten sich tiefer in ihr Versteck. Entsetzen hatte sie gepackt. Gurgulius kreiste nicht mehr. Er kam direkt auf sie zu!
L ukas und Philipp stellten die Räder an der Friedhofsmauer ab. Sie mussten nicht lange suchen, bis sie das Grab fanden. »Ich Idiot«, sagte Lukas erneut und schüttelte verärgert den Kopf. »Ich hätte ja auch gleich drauf kommen können, dass Lea Mano ein Anagramm für ›Oma Lena‹ ist.«
»Ana-was?« Philipp grinste verlegen. »Anagramm«, erklärte Lukas und klang ausnahmsweise mal nicht wie ein Oberlehrer. »Alle nur einigermaßen intelligenten Menschen – und vor allem jene, die ›Sakrileg‹ gelesen haben – sollten doch wissen, dass man durch geschicktes Umstellen der Buchstaben aus fast allen Wörtern neue bilden kann, denen man auf den ersten Blick ihren Ursprung gar nicht mehr ansieht.«
»Und auf diese Weise hat der Professor aus ›Oma Lena‹ ›Lea Mano‹ gemacht?«
»Klaromaro!«
Mr. Cool konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Und warum hat das bei dir dann so lange gedauert, bis du das herausgefunden hast?«
»Tja«, knurrte Lukas vergrätzt. »Das ist eine durchaus berechtigte Frage.« Er seufzte geknickt. »Aber genauso frage ich mich, warum der Professor mich ausgerechnet hierher schickt?« Er deutete auf das Grab, das fast vollständig von Efeu und einem blühenden Bodendecker überwuchert war. »Zum Gießen doch wohl nicht, denn das besorgt der Grabpflegedienst, den Papa schon vor Jahren damit beauftragt hat.«
»Kann ich mir auch nicht vorstellen.« Philipp lüftete die Strickmütze und kratzte sich am Kopf. »Selbst wenn Morgenstern das nicht gewusst haben sollte, war der Hinweis auf das Gießen wohl
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