Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige
eher dazu gedacht, den Kommissar in die Irre zu führen.«
»Ist doch logosibel«, pflichtete Lukas ihm bei. »Womit meine Frage allerdings immer noch nicht beantwortet ist: Warum wollte der Professor, dass ich hierher gehe?«
Die Jungen musterten das Grab eine Weile schweigend. Es unterschied sich kaum von den anderen Gräbern. Der Gedenkstein war schlicht und trug neben den Geburts- und Sterbedaten von Lena Luzius nur einen Spruch: »Suche, himmlische Muse, um Erkenntnis, und lass dich von meiner Schrift leiten.«
Erneut kratzte Mr. Cool sich am Kopf. »Vielleicht wollte der Direktor dich auf diesen Bibelspruch hinweisen.«
Lukas zog die Stirne kraus. »Wie kommst du darauf, dass das ein Zitat aus der Bibel ist?«
»Na ja. So was schreibt man doch gerne auf Grabsteine, oder? Zudem ist darin vom ›Himmel‹ die Rede und von ›meiner Schrift‹. Und da die Bibel auch als ›Heilige Schrift‹ bezeichnet wird, könnte die doch damit gemeint sein, oder?«
»Wohl kaum!«, antwortete Lukas im Brustton der Überzeugung. »Ich bin zwar kein Bibelwissenschaftler und auch kein Exeget…«
»Hä?«, fragte Mr. Cool verwundert.
»Ein Ausdeuter von Schriftwerken, besonders der Bibel«, erklärte der Junge, während er die Brille von der Nasenspitze zurückschob. »Trotzdem weiß ich, dass der Ausdruck ›himmlische Muse‹ nicht der biblischen Terminologie entspricht.«
»Yo. Wenn du es sagst.« Mr. Cool zuckte ratlos mit den Schultern. »Ist ja auch egal, woher er stammt. Die Frage ist vielmehr: Was hat der Spruch hier zu bedeuten?«
»Stimmt.« Lukas grinste seinen Begleiter an. »Da kann ich dir ausnahmsweise mal nicht widersprechen.«
»Und? Hast du eine Ahnung?«
»Leider nicht. Nicht die geringste«, entgegnete Lukas, bevor er seine Handykamera zückte, um den Grabstein zu fotografieren.
Die massige Gestalt, die sich hinter der großen Engelstatue ganz in ihrer Nähe verborgen hielt und sie mit finsterem Blick beobachtete, bemerkten weder Lukas noch Philipp. Und ebenso wenig fiel ihnen auf, dass sie verfolgt wurden, als sie den Friedhof verließen.
M it heiserem Gebrüll fegte Gurgulius über das Schilf und die Torkelweiden dahin, bevor er sich mit kräftigen Schwingenschlägen immer höher in die Lüfte schraubte und davonflog. Es dauerte nicht lange, da hatte eine dichte Wolkenbank den Drachen verschluckt.
Der Swuupie sprang als Erster ans Ufer und schüttelte sich. Blutrote Tropfen spritzten aus seinem Pelz. Dann krochen Laura und die Männer aus der Deckung.
Der mit knapper Not überstandene Schrecken stand allen ins Gesicht geschrieben.
»Ich habe schon gedacht, meine letzte Stunde hat geschlagen«, sagte Venik.
»Ich hatte auch kaum noch Hoffnung«, gestand Laura mit gequältem Lächeln.
»Vergiss nicht, dass Gurgulius blind ist!«, erinnerte Riaanu sie. »Er kann dich nicht sehen, ganz egal, wie nah oder weit entfernt er ist. Und riechen konnte er uns eben auch nicht.«
»Weil du uns ins Wasser gescheucht hast«, sagte Laura mit dankbarer Miene. »Das war unsere Rettung.«
»Eben.« Ein schelmisches Grinsen legte sich auf das Gesicht des Führers. »Dabei verstehe ich mich kein bisschen auf Magie wie unser junger Freund hier!«
»Was hätte ich denn tun sollen? Selbst mein Vater Milian hätte es mit diesem Ungeheuer nicht aufnehmen können, und der war schließ –«
»Schon gut«, fiel Laura Venik ins Wort »Hört auf, euch zu streiten! Lasst uns lieber überlegen, was wir jetzt tun sollen.«
»Nun, erst folgen wir dem Pfad bis zum Drachenland und versuchen auf schnellstem Weg in den Palast der Drachenkönige zu gelangen«, antwortete Riaanu.
»Viel zu gefährlich!« Laura schüttelte mit Nachdruck den Kopf. »Hast du nicht bemerkt, dass Gurgulius genau die gleiche Richtung eingeschlagen hat?«
»Ja, aber…«
»Vielleicht hat er ja den Auftrag, den Pfad zu überwachen? Dann wären wir doch ständig in der Gefahr, von ihm erwischt zu werden!«
Der junge Mann knetete sein Kinn. Es war ihm anzusehen, dass er fieberhaft nachdachte. »Deine Einwände sind nicht von der Hand zu weisen«, gab er schließlich zu.
»Gibt es keine andere Möglichkeit, zum Palast der Drachen zu gelangen?«
»Nun, es gäbe da schon noch einen Weg.«
»Auf dem wir Gurgulius nicht fürchten müssten?«
»Wohl kaum«, erklärte Riaanu, klang dabei aber gar nicht begeistert.
Das Mädchen musterte ihn abwartend.
»Dieser Weg ist allerdings nicht weniger gefährlich, Laura. Im Gegenteil: Er führt durch das
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