Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige
dreiköpfigen Kerkerdrachen.
»Nun gut, Majestät«, sagte Laura fest und straffte sich. »Ihr habt es nicht anders gewollt!«
Damit schloss sie die Augen und sammelte sich. Sie vergaß die Drachen um sich herum, die sie verständnislos anglotzten, und konzentrierte sich auf die Schmucksteine im Raum.
Gehorche mir, Glas, und beuge dich der Kraft des Lichts!, beschwor sie diese.
Und da geschah es: In der hintersten Ecke des Saales ertönte ein leises »Pling«. Dann gab es ein »Peng«, das schon kräftiger war, bevor allseits ein Klirren zu hören war, das sich in ein Getöse verwandelte. Überall, an Decken und Wänden, sprangen die gefälschten Edelsteine aus ihren Fassungen und regneten mit ohrenbetäubendem Lärm auf die Drachen herab. Laura hatte Venik beim ersten »Pling« in eine Ecke gezogen. Die Mitglieder des Drachenrates brachen in Panik aus, und selbst Wiru-Wuru, der Gebieter der Winde, verlor den Kopf und schloss sich seinen Ministern an, die sich in wilder Flucht in Sicherheit zu bringen suchten. Niemand achtete mehr auf Laura und Venik, sodass ihnen im allgemeinen Durcheinander, das bald den gesamten Palast erfasst hatte, mühelos die Flucht gelang.
Auch vor dem Schloss herrschte inzwischen Panik. Die völlig kopflos aus dem Gebäude stürzenden Drachen hatten auch die übrigen Bewohner angesteckt, die wie aufgescheuchte Kaninchen durch die Straßen der Stadt rannten und sich in Sicherheit zu bringen suchten. Dass es dazu nicht den geringsten Grund gab, schien in der allgemeinen Hektik niemandem aufzufallen. Und dass es sich bei Laura und Venik nicht um ihre Artgenossen handelte, schon gar nicht. Und so blieben das Mädchen und der Magier völlig unbehelligt.
Riaanu – Es war inzwischen wieder heller Tag – hatte Wort gehalten: Er erwartete die beiden auf dem großen Platz vor dem Drachenpalast. Er hatte sich hinter dem Brunnen verborgen, als dessen Wasserspeier eine riesige Skulptur des sagenhaften Drachenkönigs Rahab diente.
Riaanu strahlte über das ganze Gesicht, als Laura und Venik auf ihn zueilten. »Ich habe es gewusst«, sprudelte es aus ihm hervor. »Ich habe es gewusst!«
Laura runzelte die Stirn. »Was hast du gewusst?«
»Dass du den Weg durch das Labyrinth finden würdest und die richtigen Schlüsse aus dem ziehen würdest, was ich dir anvertraut habe.«
Laura war baff. »Aber warum hast du mir den Tipp mit den falschen Edelsteinen nicht einfach –«
»Nun, Laura, es ist ein Unterschied, ob man etwas nur gesagt bekommt – oder es aus sich heraus erkennt!«, unterbrach er sie in ernstem Ton. »Das solltest du inzwischen gelernt haben.«
Laura schwieg betroffen. Riaanu hatte Recht: Sie sollte längst wissen, dass einem die entscheidenden Erkenntnisse nicht einfach in den Schoß fielen, sondern man sie sich selbst erarbeiten musste. Auch wenn das größte Mühen kostete. Schon Professor Morgenstern hatte ihr das wiederholt klar zu machen versucht – und trotzdem vergaß sie es immer wieder. Laura seufzte bekümmert und schluckte die Frage herunter, die ihr auf der Zunge lag. Wie hatte Riaanu es bloß geschafft, so schnell von dem vernebelten Tal vor den Drachenpalast zu kommen? Wahrscheinlich würde er ihr nur wieder erklären, dass sie das ganz allein herausfinden müsse.
»Und was jetzt?«, holte Venik sie aus den Gedanken. »Wollen wir uns nicht ein wenig umschauen in der Drachenstadt?«
»Bist du wahnsinnig?«, wies Laura ihn zurecht. »Willst du, dass sie uns wieder schnappen? Nein, Venik. Die allgemeine Panik wird sich bestimmt bald legen, und dann sind wir nicht mehr sicher. Lass uns also so schnell wie möglich von hier verschwinden!«
Riaanu hatte die Reitpferde in einem Hinterhof zurückgelassen. Sturmwind begrüßte Laura mit lautem Wiehern. Das Mädchen schlang die Arme um seinen Hals. »Schon gut, mein Alter«, sagte sie mit glücklichem Lächeln und strich ihm über die Nüstern. »Ich freu mich doch auch, dich wiederzusehen.«
In diesem Moment swuupte Schmatzfraß auf ihre Schulter und schleckte ihr mit der rosigen Zunge über die Wange. »Und dich natürlich auch, du Racker.« Laura kraulte ihm den Pelz.
»Ich will die allgemeine Freude ja nicht trüben«, sagte Riaanu, »aber wie steht es mit dem Sterneneisen? Hast du welches bekommen?«
Schlagartig wich das Lächeln aus dem Gesicht des Mädchens. Es schüttelte nur stumm den Kopf.
»Und nun?«, fragte der junge Mann. »Was hast du jetzt vor, Laura? Willst du aufgeben?«
»Aufgeben? Kommt nicht in
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