Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige
wieder in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen.‹ So waren seine Worte!« Sie machte einen Schritt auf den unheimlichen Hünen zu und schaute ihn furchtlos an. »Wollt Ihr immer noch behaupten, dass Ihr Hellenglanz nicht wieder zusammenschmieden könnt?«
»Ja. Es entspricht der Wahrheit.« Mit einem resignierten Seufzer schüttelte Beolor das Haupt. »Du hast offensichtlich nicht richtig zugehört – oder nicht richtig verstanden, was der Geist gesagt hat. Er hat erklärt, dass wir wissen, wie Hellenglanz in seinen ursprünglichen Zustand versetzt werden kann. Davon, dass wir das Schwert schmieden können, war allerdings nicht die Rede. Habe ich Recht, Laura?«
»Ähm…« Das Mädchen schnappte nach Luft wie ein Karpfen, und seine Augen wurden groß. »A… A… Aber wer kann es dann?«
»Nur der Schwertträger«, erwiderte Beolor eindringlich und deutete mit seinem schwieligen Zeigefinger auf das Mädchen. »Nur du, Laura, nur du kannst das Schwert des Lichts wieder zusammenschmieden! Unsere Aufgabe besteht lediglich darin, dich dabei anzuleiten.«
Plötzlich verstand Laura den tieferen Sinn der Worte, die aus der Dunstwolke über dem verwunschenen See im Fatumgebirge an ihr Ohr gedrungen waren. Sie hätte wissen müssen, dass nur derjenige die ihm anvertrauten Aufgaben bewältigen kann, der sie aus eigener Kraft angeht und nicht darauf wartet, dass ihm ein anderer zu Hilfe kommt.
Hatte Professor Morgenstern ihr nicht häufig genug erklärt, dass jeder die essenziellen Wahrheiten des Lebens selbst herausfinden und am eigenen Leibe verspüren musste? Und hatte nicht auch Rika Reval, die Archäologin, ihr deutlich zu machen versucht, dass auch den großen Helden der Sagen und Mythen nichts in den Schoß gefallen war? Fast jeder von ihnen hatte sich die Fähigkeiten und Hilfsmittel, die ihm später zum Sieg verhelfen sollten, erst mühsam aneignen müssen. Siegfried von Xanten, zum Beispiel, hatte das Schwert, mit dem er den Drachen Fafnir tötete, selbst geschmiedet. War es da nicht folgerichtig, dass sie die Waffe, mit deren Hilfe sie ihren Vater befreien wollte, ebenfalls von eigener Hand anfertigen musste?
Wie dumm von ihr, dass sie das nicht früher erkannt hatte!
Beolor schien auf eine Antwort zu warten.
Laura räusperte sich. »Nun gut«, sagte sie schließlich. »Wenn es sich so verhält, wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als das Schmieden zu lernen.«
Beolor starrte das Mädchen unverwandt an.
»Ähm – wie lange wird das denn dauern?«
»Nun…« Endlich brachte der Dunkelalb die Stummelzähne auseinander. »Bis man die Kunst des Schmiedens beherrscht, können viele Sommer vergehen.«
»Oh, nein!«, entfuhr es dem Mädchen.
»Aber dir ist ja nicht daran gelegen, unser Handwerk zu erlernen«, fuhr Beolor fort. »Du willst lediglich drei Schwertteile zusammenfügen, was weit geringere Anforderungen stellt.«
Laura warf Venik einen erleichterten Blick zu. »Wie lange also?«
»Das hängt nur von dir ab!« Der Herr der Dunkelalben verengte die Smaragdaugen. »Aber auch wenn du dich geschickt anstellst – mit einigen Wochen musst du schon rechnen.«
M it einigen W ochen!
Rasch überschlug Laura, wie viel Zeit vergangen sein mochte, seit sie sich auf Aventerra befand, und wie viele Tage noch blieben bis zum Herbstnachtsfest. Bis zu jener Nacht, in der sich die magische Pforte wieder öffnen würde, durch die sie den Rückweg zur Erde antreten konnte. Obwohl ihr Zeitgefühl gelitten hatte, schätzte sie, dass sie sich höchstens drei Wochen in der Welt der Mythen aufhielt. Das bedeutete, dass ihr noch rund zehn Wochen blieben, um ihren Auftrag zu erfüllen und den Vater aus der Dunklen Festung zu befreien.
Gut zwei Monate, dachte Laura überrascht. Das müsste doch reichen! Zumal der Befreiungsplan, den ich mit Ritter Paravain ausgeheckt habe, so raffiniert ist, dass er bestimmt gelingen wird. Allerdings nur, wenn ich es schaffe, Hellenglanz rechtzeitig wieder zusammenzuschmieden.
»Also gut, Meister Beolor«, sagte sie fröhlich. »Worauf warten wir noch? Fangen wir einfach an.«
»Wie du willst«, antwortete der Dunkelalb und wandte sich ab, damit Laura das spöttische Grinsen nicht bemerkte, das er sich nicht länger verkneifen konnte.
W ie erstarrt lag Percy Valiant auf Lukas’ Bett. Die Jungen beobachteten ihn gespannt, während sie darauf warteten, dass er aus der Trance erwachte.
Mr. Cool schien langsam ungeduldig zu werden. »Sollen wir ihn nicht
Weitere Kostenlose Bücher