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Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige

Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige

Titel: Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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waberten sie zur Seite. Das einzig Beständige an der Gestalt waren ihre rot glühenden Augen.
    Offensichtlich belauschte der Graumahr das Gespräch in der Hütte. Die Worte der Magd schienen ihm zu gefallen. Obwohl Graumahre keinen Mund besaßen, hatte es den Anschein, als lächle er zufrieden. Doch Zufriedenheit kannte das Schattenwesen nicht. Sie war ihm ebenso fremd wie Kummer, Schmerz oder gar Mitleid.

K apitel 10 Schrecken
in der Nacht
    ie eine wächserne Scheibe hing der Mond über dem Wolfshügel. Die verkrüppelten Wachholderbüsche und verdorrten Brombeersträucher auf dem Alten Schindacker erweckten im diffusen Licht den Eindruck, als habe ein achtloser Abdecker Gerippe auf diesem ungeweihten Flecken Erde entsorgt. Der kühle Nachtwind ließ die Zweige zittern wie morsches Gebein, und der unheimliche Jagdruf einer Eule wehte von ferne heran. Das aufgeregte Quieken einer Maus wurde laut und erstarb sofort wieder. Nur dumpfe Laute waren noch zu hören.
    Der Rote Tod trieb die Schaufel energisch in den Boden unter einem Machandelbusch. Die Erde war locker und ließ sich ohne besondere Mühe ausheben. Dennoch war das blutleere Gesicht des Rothaarigen von Ärger gezeichnet. Nicht, dass das Graben zu mitternächtlicher Stunde dem Roten Tod Mühe bereitet hätte. Nicht die geringste! Schon vor Hunderten von Jahren war ihm das Gefühl körperlicher Anstrengung abhanden gekommen. Er konnte jede Arbeit erledigen, ohne auch nur einen Anflug von Müdigkeit zu spüren. Auch Hitze und Kälte wusste er nicht mehr zu unterscheiden. Mochte es um ihn herum brütend heiß oder eisig kalt sein, der Rote Tod fühlte stets die immergleiche Grabeskühle, die sein Herz verströmte.
    Die Arbeit ging dem Roten Tod spielerisch von der Hand, sodass das Loch rasch größer und tiefer wurde. Aber je weiter er grub, umso mehr ärgerte er sich. Was bildeten sich diese Leute bloß ein? Gut – das Schicksal hatte ihn dazu verdammt, ihnen zu dienen und sich als gefügig zu erweisen. Aber mussten sie deshalb mit ihm umspringen, als sei er ihr Leibeigener? Mussten sie ihm die Aufträge stets so kurzfristig übermitteln? Und konnten sie ihre Aktionen nicht besser planen, sodass er bestimmte Tätigkeiten nicht zweimal ausführen musste wie diese? Wozu – in Dreiteufelsnamen! – hatte er diese Grube vor einiger Zeit zugeschippt, wenn er sie nun wieder ausheben sollte?
    Kein Wunder, dass die Auftraggeber bislang so erfolglos gewesen waren – bei der schlampigen Vorbereitung! Aber ihn, ihn fragte man ja nicht. Man legte keinen Wert auf die umfangreichen Erfahrungen, die er im Laufe der Jahrhunderte gesammelt hatte. Dabei wusste er doch viel mehr als sie! Schließlich war er selbst in Regionen vorgedrungen, deren Existenz sie allenfalls erahnen konnten.
    Doch verblendet und von sich eingenommen, wie sie waren, scherten sie sich keinen Deut darum! Aber wozu die Aufregung? Am Ende würde er auch seine jetzigen Gebieter überleben, wie alle ihre Vorgänger.
    Dieser Gedanke gefiel dem Rothaarigen. Er hielt in der Arbeit inne, richtete sich auf und warf einen prüfenden Blick auf den länglichen Gegenstand, der neben dem dichten Busch stand. War es eine einfache Holzkiste, oder handelte es sich gar um einen Sarg?
    Mit glimmenden Augen maß der Rote Tod die Grube ab, auf deren Boden er stand. Sie ist tief genug, entschied er. Genau richtig für den Zweck. Kurzerhand warf er die Schaufel auf den Erdhügel, den er ausgehoben hatte, und stieg aus dem Loch. Dann sah er sich sorgfältig nach allen Seiten um.
    Niemand war zu sehen.
    Gut so, dachte er zufrieden lächelnd. Augenzeugen konnte er bei seinem verderblichen Unternehmen wahrhaftig nicht gebrauchen.
     
    D as schwarze Tuch der Nacht hatte sich über die Dunkle Festung gesenkt. Spärliche Feuer glommen im Burghof vor sich hin. Bis auf die Wachen an den Toren und auf den Zinnen hatten sich die Schwarzen Krieger schlafen gelegt. Ihre doppelköpfigen Hunde dösten vor dem Feuer. Die Meute der Bluthunde, die auf die Sklaven abgerichtet waren, hatten die Aufseher längst in den Zwinger gesperrt.
    Alienor ließ dennoch äußerste Vorsicht walten. Ganz in den Schatten der Mauer getaucht, schlich sie auf die Unterkünfte der Jungen zu. Die Kindersklaven waren getrennt nach Geschlecht untergebracht. Es war strengstens untersagt, den eigenen Schlafsaal zu verlassen. Bei Ungehorsam drohten schwere Strafen.
    Aber Alienor musste es einfach riskieren. Sie musste mit ihrem Bruder sprechen, bevor er mit dem

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