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Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige

Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige

Titel: Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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Mitleid, das ihr die Tränen in die Augen trieb? Oder die Gewissheit, dass Laura lieber in ihr Verderben laufen würde, als ihren Rat zu befolgen?
    »Versteht mich doch, Eileena.« Ein Flehen lag in Lauras Blick. »Wenn Ihr an meiner Stelle wärt, würdet Ihr genauso handeln.«
    Die Magd schwieg noch immer, doch der Druck ihrer Finger, die sich auf Lauras Hand legten, war beredt genug.
    Laura lächelte dankbar. »Mit Hilfe meiner besonderen Fähigkeiten und der Kraft des Lichts ist es mir schon mehrmals gelungen, scheinbar unlösbare Aufgaben zu meistern. Und ich bin sicher, dass es auch diesmal nicht anders sein wird.«
    »Außerdem werde ich Laura begleiten«, meldete Venik sich überraschend zu Wort. Er klang völlig unbekümmert, als verkünde er etwas Selbstverständliches.
    Laura wandte sich zu dem Jungen. »Das ist lieb von dir, Venik, aber das kann ich nicht zulassen. Du hast doch gehört, was Eileena erzählt hat: Mein Unternehmen ist lebensgefährlich. Ich will nicht, dass du meinetwegen dein Leben aufs Spiel setzt.«
    »Tatsächlich?« Die Augen des jungen Magiers wurden schmal. »Wer sagt denn, dass ich es deinetwegen tue?«
    »Ähm«, stotterte das Mädchen verwirrt. »Ich … Ich dachte…«
    »Warum sollte ich nicht eigene Gründe dafür haben?«
    »Haben diese Gründe vielleicht mit deinem Vater zu tun?«
    »Das habe ich nicht gesagt«, antwortete Venik eine Spur zu schnell. Seine Wangen röteten sich, als habe Laura ihn bei etwas Verbotenem ertappt. »Wie auch immer: Zwei zusammen sind allemal stärker als zwei alleine. Und mit Hilfe meiner magischen Künste und deiner besonderen Fähigkeiten sollten wir gegen diese Drachenbrut doch bestehen können, meinst du nicht?«
    »Euch beiden ist nicht mehr zu helfen.« Die Magd schüttelte resigniert das Haupt. »Aber zumindest in einem solltet ihr auf mich hören: Es ist spät geworden, und ihr solltet euch jetzt zur Ruhe betten, damit ihr neue Kräfte schöpfen könnt. Denn die werdet ihr mit Sicherheit brauchen.«
    Laura nickte zustimmend. »Beantwortet mir bitte noch eine Frage, Eileena.«
    »Was willst du wissen?«
    »Was hat es mit diesen Graumahren auf sich, vor denen der Platzwechsler mich so eindringlich gewarnt hat?«
    »Ach, Laura!« Die Alte seufzte und legte das geflickte Wams zur Seite. »Gibt es nichts Erfreulicheres, worüber wir reden können?«
    »Ähm«, stotterte Laura verlegen. »Ich weiß nicht, was…«
    »Die Graumahre«, hob die Magd mit ernster Miene an, »gehören zu den gefährlichsten Geschöpfen von Aventerra. Sie sind entsetzlicher als ausgehungerte Raubtiere.«
    »Heißt das, dass sie einen fressen?«
    »Nein.« Eileena schüttelte den Kopf. »Weit schlimmer: Sie ergreifen von ihren Opfern Besitz. Dabei gehen sie so unauffällig vor, dass man sie zunächst überhaupt nicht bemerkt. Auf diese Weise gelingt es ihnen, sich unerkannt an ihre Beute heranzuschleichen. Sie verfolgen ihr Opfer über einen langen Zeitraum und begleiten es so lange, bis sich der richtige Zeitpunkt ergibt, an dem sie von ihm Besitz ergreifen können. Das mag einen oder zwei Monde dauern, manchmal sogar ein oder zwei Sommer. Aber wenn diese schrecklichen Wesen erst einmal zugeschlagen haben, gibt es kein Entrinnen. Sie lassen ihre Beute nicht wieder los und zehren deren Lebensmut und Energie vollkommen auf. Denn das ist es, was die Graumahre zu ihrer Existenz benötigen. In dem gleichen Maße, in dem sie sich von den Kräften ihrer Opfer nähren, lässt deren Lebenswille nach. Die Opfer sehen am Ende alles nur noch Grau in Grau, sodass das Leben ihnen schließlich nicht mehr lebenswert erscheint. Und das bedeutet für viele von ihnen das Ende.«
    Laura lauschte der Magd mit offenem Mund. Hektische Flecken zeigten sich auf ihren Wangen, so sehr versetzte das Gehörte sie in Schrecken.
    Auch Venik schien von diesen furchtbaren Wesen noch nie zuvor gehört zu haben.
    »Hütet euch vor den Graumahren«, flüsterte Eileena eindringlich. »Wenn sie eurer habhaft werden, ist kaum noch Rettung möglich. Du wirst dann nie mehr auf den Menschenstern zurückkehren können, Laura. Und natürlich wird es dir auch versagt bleiben, deine Aufgabe zu erfüllen.«
    Während Laura diese Warnung noch im Kopf herumging, schmiegte sich draußen ein grauer Schemen an die Reisigwand der Hütte. Dicht neben der Fensteröffnung stehend, schien er mit dem Dunkel der Nacht zu verschmelzen. Seine Konturen verschwammen und änderten ständig die Form; bald streckten sie sich, bald

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