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Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige

Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige

Titel: Laura Leander 04 - Laura und der Fluch der Drachenkönige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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wurde, als aus der Ferne die dumpfen Schläge einer Kirchturmuhr an sein Ohr hallten.
    M itternacht!
    Plötzlich war dem Jungen, als nehme er eine Bewegung aus den Augenwinkeln wahr. Er drehte den Kopf – und sah eine Gestalt neben einem Busch. Sie hatte eine Schaufel in der Hand und hob eine Grube aus. Im gleichen Moment riss die dichte Wolkendecke auf, und im bleichen Mondlicht schimmerten die Haare des Unbekannten auf.
    Sie waren feuerrot wie die von Konrad Köpfer!
    Entsetzt zuckte Lukas zurück – als ihm auch schon aufging, dass er offensichtlich erneut auf ein Trugbild hereingefallen war: In der Senke war niemand.
    S chon gar nicht der R ote T od.
    Seltsam, dachte der Junge. Leide ich plötzlich an Halluzinationen?
    Trotz des Grusels, der ihn befallen hatte, nahm Lukas allen Mut zusammen und tappte hinunter auf den alten Tierfriedhof. Kahle Wacholderbüsche und Brombeergestrüpp, dürres Gras und Flechten bedeckten den Boden. Im Mondlicht konnte der Junge den verwitterten Grabstein des Henkers von Ravenstein erkennen. Nachdem ihn seine schrecklichen Schandtaten in den Wahnsinn und schließlich in den Tod getrieben hatten, war er vor vielen Jahrhunderten wie ein Kadaver verscharrt worden. Der Priester hatte sich geweigert, den Toten mit dem sündhaften Lebenswandel in geweihter Erde zu bestatten. Seitdem fand der Rote Tod, wie er allgemein genannt wurde, keinen Seelenfrieden und fristete sein Dasein als Wiedergänger, der ständig zwischen der Welt der Toten und Lebenden hin- und herwandelte. Neben der Stelle, an der Lukas noch vor wenigen Augenblicken diesen Roten Tod zu sehen geglaubt hatte, bedeckte ein flacher Erdhügel das alte Grab. Der Junge erinnerte sich, dass es erst unlängst zugeschüttet worden war – von wem auch immer.
    Ob Köpfer wieder in seinem Sarg liegt?, ging es ihm durch den Kopf, als das erneute Schlagen der Turmuhr ihm anzeigte, dass es bereits eine Viertelstunde nach Mitternacht war.
    Von Rika Reval war immer noch keine Spur zu entdecken. Dabei hatte sie doch so auf wichtig gemacht! Und ihn ermahnt, ihr bloß Bescheid zu geben, falls er verhindert sein sollte.
    Vielleicht ist sie aufgehalten worden?
    Oder – Der Gedanke ließ Lukas schlucken – ihr Verfolger hat sie erwischt?
    Erneut starrte der Junge auf den Erdhügel zu seinen Füßen. Wenn der Wiedergänger tatsächlich hinter Rika her ist, müsste sein Grab dann nicht offen stehen?, kam es ihm in den Sinn.
    Die Kälte kroch ihm die Beine hoch. Lukas schlang die Arme um den Oberkörper und trippelte unschlüssig auf der Stelle, bis er schließlich das Handy aus der Tasche holte und Rikas Nummer eintippte. Es dauerte nur Augenblicke, bis die Verbindung hergestellt war – und da meinte Lukas, das Blut in seinen Adern müsse gefrieren: Das dumpfe Handyklingeln, das an sein Ohr drang, kam aus dem Boden vor seinen Füßen.
    D irekt aus dem G rab von K onrad K öpfer!
     
    D ie Wangen des Gefangenen waren eingefallen und mit Bartstoppeln übersät. Doch die Augen in den tiefen Höhlen glänzten, als er Alienor gewahrte, die vor dem Gitter seines Verlieses stand. »Laura ist diesem schrecklichen Drachen tatsächlich entkommen?«, fragte Marius Leander.
    Sie nickte.
    »Gott sei Dank!«, hauchte der Mann, der in das grobe Gewand eines Knechtes gekleidet war, seit der Schwarze Fürst ihm sein zerlumptes Hemd abgenommen hatte. »Aber wie –«
    »Pssst! Nicht so laut!« Alienor legte den Finger auf den Mund und deutete auf das Tischchen, das vor den dicken Gitterstäben im schmalen Gang des Kerkers stand. Die Fackel, die darüber in einem Wandhalter steckte, blakte und ließ Schatten über das Gesicht des Trioktiden tanzen, der auf einem Holzschemel in sich zusammengesunken war. Sein Wuschelkopf ruhte auf der Tischplatte, während er mit offenem Mund vor sich hinschnarchte. »Das erzähle ich dir bei anderer Gelegenheit. Nicht dass er aufwacht und uns überrascht!«
    »Keine Angst.« Marius lächelte müde. »Das wird schon nicht passieren. In der Nacht hat immer nur ein Kerkerwärter Dienst, und dann steht der Kerl hier ausnahmsweise nicht unter der Fuchtel seines hageren Kumpanen, der ihn nur herumkommandiert. Das hat er weidlich ausgenutzt. Er hat heute wieder so viel Wein getrunken, dass ihn in den nächsten Stunden keine fünfzig Teufel wach kriegen würden.«
    »Nur schade, dass die Schlüssel zu den Verliesen des Nachts in der Wachstube verwahrt werden«, sagte Alienor, »sonst wäre die Gelegenheit günstig.«
    »Stimmt.« Marius

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