Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange
zu.
Den Blick auf die Waffe gerichtet, die im Licht der Fackeln gleißte, verharrte das Mädchen an Ort und Stelle und sprang erst im letzten Moment zur Seite. Der Junge stolperte ins Leere, und Laura riss ihm blitzschnell das Rad der Zeit vom Hals.
Kevin stürzte durch die offene Tür in den Gang, in dem die Feuerschlange lauerte. Der Junge schrie vor Entsetzen auf und wollte in die Krypta zurückstürmen.
In diesem Moment packte Laura die schwere Metalltür und schlug sie ihm mit aller Macht vor der Nase zu. Kevin war im Reich der Schatten gefangen!
Seine Hilferufe drangen nur gedämpft durch die Tür, bevor sie schließlich erstarben.
Die Feuerschlange hatte ihr Opfer bekommen.
Laura sah zu Maximilian Longolius hinüber, der einen jämmerlichen Anblick bot. Ein leises Wimmern drang aus seinem zahnlosen Mund. Tief gebeugt stand der Verleger da, kaum mehr in der Lage, sich auf den Beinen zu halten. Mühsam taumelte er auf die Wand der Krypta zu. Er streckte die Hand aus, als wolle er sich abstützen.
Als Laura erkannte, was er vorhatte, war es bereits zu spät:
Longolius berührte einen Stein neben dem Eingang zum Reich der Feuerschlange. Im nächsten Moment vernahm Laura ein knirschendes Geräusch und ein leises Zischen. In der Kammer verbreitete sich ein Geruch nach Feuer und Schwefel. Longolius hatte eine weitere tödliche Falle ausgelöst!
Raus hier, nur raus!, durchzuckte es Laura.
Während der Greis entkräftet zu Boden sank, flog das Mädchen die Treppe hinauf.
Schneller und immer schneller.
Auf der obersten Stufe stieß es beinahe mit Sayelle zusammen. Die Stiefmutter hielt eine Pistole in der Hand, die auf Laura gerichtet war.
»Gib mir den Ring!«, verlangte Sayelle mit kalter Stimme. »Sofort!«
F assungslos blickten die verfeindeten Recken auf ihre Anführer, die, vom gegnerischen Schwert durchbohrt, im Staub vor ihnen lagen. Die ganze Szene war in das blutrote Himmelslicht getaucht. Die Welt schien stillzustehen.
Da erlosch das rote Leuchten. Strahlend gelb wie eh und je trat der Goldmond langsam hinter dem Menschenstern hervor, und es wurde wieder heller. Ein mächtiger Blitz zuckte vom Himmel, und es ertönte ein ohrenbetäubender Donnerschlag.
In diesem Moment kam wieder Leben in Elysion. Scheinbar mühelos erhob er sich vom Boden, zog das Schwert des Bösen aus seiner Brust und warf es achtlos beiseite, als handele es sich um eine harmlose Stecknadel. Kein Tropfen Blut war auf seinem weißen Gewand zu sehen.
Die Schwarzen Krieger aber wurden von Panik übermannt. Ihres Anführers beraubt, stürmten sie in wilder Flucht vom Schauplatz ihrer Niederlage.
Taranos, der Herrscher der Unterwelt, schien bemerkt zu haben, dass seine Schattenkrieger das Weite suchten. Die flüchtenden Kämpfer zerfielen zu Staub – und von dem unheimlichen Heer blieb nichts weiter als ein Haufen Asche zurück.
L aura traf ihre Entscheidung im Bruchteil einer Sekunde.»Hol dir das verfluchte Ding doch!«, schrie sie Sayelle an und schleuderte den Ring der Feuerschlange hinter sich in die Krypta.
Während die Frau die Treppe hinabstürzte, eilte das Mädchen zur Tür und verließ das Mausoleum.
Laura war noch keine zehn Schritte von dem alten Gemäuer entfernt, als ein gewaltiger Blitz vom Himmel zuckte und das Grabmal traf. Der Einschlag war so ohrenbetäubend, dass Laura befürchtete, ihr Trommelfell würde platzen.
Nur zwei Sekunden später explodierte das Gebäude. Als sei in der Krypta eine Bombe hochgegangen, zerbarst es in einer Wolke aus Feuer, Stein und Gebälk.
Laura wurde von der Druckwelle erfasst und mehrere Meter weit durch die Luft geschleudert. Als sie auf dem Boden aufschlug, verlor sie das Bewusstsein. Um sie herum wurde es schwarz.
»Endlich!«, schrie Lukas erleichtert auf, als er das alte Herrenhaus und das Mausoleum erblickte, vor dem ein Auto parkte.
In diesem Moment wurde die Gruft von einem Blitz getroffen. Die Explosion war so gewaltig, dass Latus und Lateris ins Trudeln gerieten. Nur mit Mühe konnten Lukas und der Professor das Gleichgewicht halten.
Laura!, dachte Lukas voller Angst. Sie kommt nicht aus dem Reich der Schatten zurück, wenn die Pforte im Mausoleum zerstört ist. Und Mama ist auch verloren.
Tränen verschleierten die Sicht des Jungen. Sein Schmerz war so groß, dass es ihm beinahe das Herz zerreißen wollte.
U ngläubig blickten Paravain und sein Gefolge auf ihren Gebieter.
»Was ist mit Eurer Wunde geschehen?«, fragte der Weiße Ritter. »Das
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