Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange
tun?«
»Weil Sie um die besonderen Kräfte des Ringes wissen«, beharrte Laura. »Und weil Sie nach Ruhm und Reichtum gieren – und sich ein ewiges Leben wünschen!«
»Das ist doch ausgemachter Blödsinn!«, entgegnete Maximilian Longolius wütend. Er hob die Hände, damit sie einen Blick darauf werfen konnte. »Siehst du hier irgendwo den Ring der Feuerschlange?«
Tatsächlich – Longolius trug zwar mehrere Ringe, aber der von Rygani war nicht darunter. In diesem Moment fiel Laura auf, was sie die ganze Zeit übersehen hatte: Hätte Mister L dem maurischen Besucher das geheimnisvolle Schmuckstück tatsächlich abgestreift, dann wäre Thephilo Sephem vermutlich in Windeseile gealtert – genau wie ihre Oma Lena damals. Aber das war nicht geschehen! Wenn der Ring aber noch bei Herrn Sephem war, wie hatte Mister L dann die Tür zum Reich der Schatten öffnen können?
Laura dachte fieberhaft nach. Die Gedanken jagten in ihrem Kopf umher wie eine Herde Wildpferde. Mit großen Augen starrte sie auf die Hände des Verlegers. An seinem linken Mittelfinger trug er ein Schmuckstück, das aus dem gleichen Metall gefertigt zu sein schien wie der Ring der Feuerschlange. Allerdings war es mit einem Opal geschmückt. Plötzlich erkannte Laura, wen sie in Wahrheit vor sich hatte. Namenloses Grauen ergriff sie. Übelkeit stieg in ihr hoch, und ihr wurde schwarz vor Augen.
D ie Wolken am Himmel wurden immer dichter. Die riesige Schar der Männer, die auf der Wispergrasebene versammelt war, hatte dafür jedoch keinen Blick. Die Weißen Ritter und die Kämpfer der Schwarzen Garde umringten die beiden Herrscher. Außerhalb dieses Kreises standen die dunklen Krieger dicht an dicht, um den Kampf zwischen Borboron und Elysion zu verfolgen.
»Worauf wartet Ihr?«, rief der Schwarze Fürst siegesgewiss. »Ihr habt mich herausgefordert. Es ist also an Euch, den Kampf zu beginnen.«
»Wie Ihr wollt.« Der Hüter des Lichts schloss die Hand fester um den Griff von Hellenglanz und griff Borboron entschlossen an. Mit mächtigen Schwertstreichen hieb Elysion auf den Anführer des dunklen Heeres ein.
Einen Augenblick wirkte der Schwarze Fürst überrascht von der Heftigkeit der Attacke. Recht schnell aber gewann er seine Fassung wieder. »Sehr wacker, alter Mann!«, spottete er, während er die Hiebe scheinbar mühelos abwehrte. »Wie erfreulich, dass Ihr wenigstens Kampfgeist beweist. Denn nichts langweilt mich mehr, als einen völlig hilflosen Gegner zu töten!«
Mit diesen Worten ging Borboron zum Angriff über.
L auras rechter Arm schnellte vor, und ihr Zeigefinger deutete auf den Mann, der ihr gegenüberstand. »Sie sind gar nicht Maximilian Longolius –«, erklärte sie mit fester Stimme. »Sehr komisch«, spottete der Verleger. »– sondern Tephilos Sephem –«
»Gleich lach ich mich tot!«
»– und den Ring der Feuerschlange«, fuhr das Mädchen unbeirrt fort, »haben Sie ganz einfach durch einen Opal getarnt – habe ich Recht?«
Longolius warf den Kopf in den Nacken und lachte höhnisch. »Bravo, Laura, nicht schlecht!«, sagte er, als er sich wieder gefangen hatte, und klatschte betont langsam Beifall. »Lassen wir also das Versteckspiel. Du wirst das Geheimnis ohnehin mit in den Tod nehmen.« Er griff zu dem Ring an seinem Mittelfinger und zog den halbkugelförmigen Opal ab. Darunter trat das Pentagramm zum Vorschein, um das sich die Feuerschlange wand.
Obwohl Laura damit gerechnet hatte, wurde sie blass.
Der Mann lächelte diabolisch, als er ihren entsetzten Gesichtsausdruck sah. »Du hattest Recht. Ich habe dir tatsächlich die Kopie zurückgegeben. In einem allerdings irrst du dich, Laura. Ich bin tatsächlich Maximilian Longolius – aber gleichzeitig auch Tephilos Sephem.« Vor den Augen des Mädchens verwandelte er sich in den Mauren. »Es stimmt, was man sich über den Ring erzählt. Mit seiner Hilfe kann man jede beliebige Gestalt annehmen!«
Plötzlich stand Aurelius Morgenstern vor Laura, die erschrocken zurückwich.
Welche teuflischen Kräfte dieser Ring doch besaß!
»Da staunst du, nicht wahr?« Der falsche Aurelius lächelte sie an. »Kommissar Bellheim war fest davon überzeugt, dass er ›Das Buch der Sieben‹ dem echten Professor Morgenstern ausgehändigt hat. Er konnte ja nicht wissen, dass ich es in Wahrheit war. Denn nur wer die vorgetäuschte Person von ganzem Herzen liebt, kann den Zauber durchschauen. Und dass der Kommissar dem Professor in Liebe zugetan wäre, kann wohl niemand
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