Laura Leander 05 - Laura und der Ring der Feuerschlange
Schwert hat Euch doch mitten ins Herz getroffen.«
»König Mikaal, der Herr der Wolkentänzer, hat mir geholfen, Paravain«, antwortete der Hüter des Lichts mit sanftem Lächeln. »Er hat mir den vollständigen Wortlaut der alten Prophezeiung kundgetan.«
»Und wie lautet er?«
»›Wenn die Feuerschlange am Himmel erscheint und die Gaben der Drachen sich gegen ihre Besitzer wenden, wird die Macht der Schwerter gebrochen werden.‹ Dieser schreckliche Fhurhur hat daraus geschlossen, dass es sich bei den Gaben der Drachen um die Kraft der Blitzlinge und Donnerwommer handelt.«
»Das war gar nicht mal so falsch«, gab Paravain zu bedenken. »Nur haben sie sich nicht gegen uns, sondern gegen die Schwarzen Krieger gewendet.«
»Das könnte man denken«, gab der Hüter des Lichts zurück. »Aber König Mikaal gab mir den Hinweis, dass mit den Gaben der Drachen in Wahrheit die beiden Schwerter gemeint sind, welche die Drachenkönige uns und unseren Feinden einst geschenkt haben. Er war davon überzeugt, dass Hellenglanz und Pestilenz kein Unheil anrichten würden, wenn Borboron und ich zum Zeitpunkt der Mondfinsternis von ihnen durchbohrt würden.« Er lächelte. »Wie du siehst, hat er Recht behalten.«
Mit einem Male erblasste der junge Ritter. »Aber, Herr!«, wandte er ein.
»Ja?«
»Wenn Ihr die Prophezeiung richtig ausgelegt habt, dann ist Borboron –«
»Ich weiß, was du sagen willst.« Elysion trat zu seinem ärgsten Feind und zog Hellenglanz aus der Brust des Schwarzen Fürsten. »Er ist nur benommen von dem Schlag«, stellte er fest.
»Schnell!«, rief Paravain seinen Männern zu. »Nehmt ihn gefangen und legt ihn in Fesseln, damit wir ihn endlich unschädlich machen können!«
Elysion gebot ihnen mit einer herrischen Geste Einhalt. »Nicht doch«, sagte er zu dem jungen Ritter und schüttelte den Kopf. »Du weißt, dass das Gute allein nicht existieren kann. Es benötigt das Böse ebenso, wie das Licht das Dunkel braucht.« Er deutete auf Borboron, der eben zu sich kam und sich stöhnend aufrichtete. Von der tiefen Wunde, die das Schwert des Lichts geschlagen hatte, war keine Spur mehr zu erkennen. »Der Gedanke, uns trotz einer erdrückenden Übermacht nicht besiegt zu haben, wird Borboron schlimmer quälen als eine Kerkerhaft oder ein schneller Tod.« Damit wandte er sich an den Schwarzen Fürsten, der immer noch benommen zu sein schien. »Verschwindet endlich!«, befahl er. »Geht mir aus den Augen, bevor ich mich wider besseres Wissen anders besinne. Lasst Euch den heutigen Tag eine Lehre sein. Dann werdet Ihr erkennen, dass selbst Niederlagen ihre guten Seiten haben können.«
A ls Laura die Augen aufschlug, blickte sie in die Gesichter von Professor Morgenstern und Lukas. Aurelius lächelte sie erleichtert an. »Ich habe schon gedacht, du würdest nie wieder zu dir kommen.«
Lukas half seiner Schwester auf die Beine. Laura verspürte leichte Schmerzen im Rücken, und ihre linke Wange war aufgeschürft, aber davon abgesehen ging es ihr gut.
Das schreckliche Gewitter hatte sich verzogen, und am Himmel funkelten Myriaden von Sternen.
»Was ist mit Longolius?«, wollte der Professor wissen.
Laura richtete sich auf und blickte zu dem Ort, an dem einst das Mausoleum gestanden hatte. Dort erhob sich nun ein Berg aus Trümmern und Schutt. »Ich glaube, er ist tot«, sagte sie mit tonloser Stimme.
Sie berichtete von ihren Erlebnissen in der Gruft und erzählte auch, wie Sayelle sie mit der Pistole bedroht hatte.
»Und Saskia?«, fragte Lukas.
Mit ausdrucksloser Miene schüttelte Laura den Kopf. »Saskia war ein Trugbild«, erklärte sie. »In ihrer Gestalt hat sich Kevin Teschner verborgen.«
»Was?« Ungläubig sah Lukas die Schwester an. »Der Gestaltwandler?«
Laura antwortete nicht. Sie war ein paar Schritte auf das zerstörte Gebäude zugegangen und starrte es an. Als sie sich wieder umdrehte, hatte sie Tränen in den Augen.
»Mama«, sagte sie leise. »Sie wird niemals aus dem Reich der Feuerschlange zurückkehren können. Wir haben sie für immer verloren und werden sie nie wiedersehen.« Damit ließ Laura ihrem Kummer freien Lauf.
Lukas schloss seine Schwester in die Arme und begann ebenfalls zu weinen.
Auch die Augen des Professors schimmerten feucht.
Heiße Tränen strömten über Lauras Gesicht, als plötzlich eine sanfte Stimme hinter ihr erklang. »Hör auf zu weinen, Laura – bitte!«
Verwundert drehte das Mädchen sich um und erblickte eine leuchtende Gestalt. Sie
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