Laura, Leo, Luca und ich
können wir die neue Espressomaschine des Vorstandes für uns nutzen, ohne dass es jemand merkt? Um im Dschungel des Lebens zu bestehen, brauchen wir eine Kräftigung. Dafür stehen wir sogar schon um 6 auf, denn der frühe Vogel fängt den Wurm.
Jahaaa, in Italien, rufen die Leser jetzt, da frühstückt man, wenn überhaupt, nur eine Tasse Kaffee und einen mikrowellierten Brioche. Italiener schütteln sich vor Ekel, wenn sie hören, dass wir Nutella oder Marmelade
plus
Butter aufs Brot streichen. Aber Italien baut nicht gerade die zuverlässigsten Autos und steckt bis zum Hals in einem Fußballskandal, dessen Ausmaße selbst paranoidesten Verschwörungstheoretikern die Sprache verschlug. Ich will damit sagen: Italien ist prima. Aber man muss ja nicht alles nachmachen. Dann doch lieber Nutella mit Butter fingerdick.
Ich will ja am Frühstückstisch nicht reden. Ich werde |143| nicht über die Vorzüge einer Fünf-Gang-Schaltung gegenüber einem Automatikgetriebe referieren, denn »nur die ganz Stumpfsinnigen sind schon beim Frühstück geistreich« (Oscar Wilde). Oder benutzen Zitate von homosexuellen, metrosexuellen Dandys. Ich will eben nur nicht allein am Tisch sitzen. Meistens bin ich recht still hinter meiner Zeitung. Es ist ja ohnehin so, dass man die schönsten Dinge im Leben schweigend (oder allerhöchstens etwas schneller atmend) genießt.
Vielleicht liegt es ja daran, dass ein Frühstück erheblich unglamouröser daherkommt als ein Abendessen im Kerzenschein. Generell hat ein Spiegelei nicht den Charme einer marinierten Paprikaschote an Venusmuschelschiffchen. Ein Frühstück ist ganz einfach, nun ja, Nahrungsaufnahme. So schlicht und zweckmäßig wie das Tanken. Ein schnörkelloses, cholesterinreiches Frühstück – möglicherweise ist es gar nicht so schlecht, dass ich allein bin: Es ist die letzte Bastion, die mir bleibt.
|144|
Ohne Laura wäre ich ein Paria
M anchmal hat Laura magische Kräfte. Angenommen, wir sind irgendwo eingeladen, und es ist wichtig, etwas mitzubringen, und zwar möglichst keine Flasche Wein, denn eine Flasche Wein zu einer Einladung mitzubringen ist wie lustige Krawatten zu Weihnachten zu verschenken.
Ich habe mein Leben lang nur Wein zu Partys mitgebracht, und vielleicht werde ich deswegen immer seltener eingeladen. Manchmal habe ich die Flasche tatsächlich noch schnell am Abend des Festes im Supermarkt gekauft (aber immerhin drauf geachtet, dass sie aus dem oberen Preissegment stammte).
Laura aber weiß alles über den Gastgeber, obwohl sie ihn nur ein halbes Mal gesehen hat. Sie weiß, dass er gerne angelt und auf Louis-de-Funès-Filme steht. Wieso weiß sie so was und ich nicht, obwohl ich den Kerl seit der Grundschule kenne? Gibt es vielleicht irgendwo ein Internet-Forum, in dem sich Frauen heimlich austauschen?
Neulich waren wir zum Beispiel bei einem Kollegen von mir eingeladen, der irgendwann einmal von seiner |145| Billardleidenschaft erzählt haben muss und dass er jetzt nicht mehr dazu komme, weil er nicht mehr ausgehe und die eigene Wohnung natürlich viel zu klein für einen Tisch sei. Ich vergaß es sofort, doch Laura hatte es registriert – sie verfügt in dieser Beziehung über die unerbittliche Merkfähigkeit eines russischen Schachgroßmeisters. Also kaufte sie ihm einen kleinen verchromten Billardtisch, nicht viel größer als eine Kleenex-Packung, aber komplett mit zwei Queues und Kugeln. Das war die Sensation des Abends. Klar, ein Mini-Billardtisch ist genauso nutzlos wie eine lustige Krawatte, aber er zeigt doch, dass sich der Schenkende Gedanken gemacht hat, und mehr muss ein Geschenk ja auch nicht bewirken.
Verdammt, ich kenne nicht einmal Läden, in denen man solche Sachen kauft. Dinge, die man nicht im Supermarkt kriegt, überfordern mich. Die Tür meines Kleiderschranks stand einmal zwei Jahre lang offen, weil es die Schraube, die ich für die Zarge brauchte, in meinem Krimskramsladen um die Ecke nicht gab. (Und mit Superkleber funktionierte es auch nicht.)
Früher habe ich gern Bücher verschenkt, aber das Verschenken eines Buches ist, wie das Buch selbst, etwas aus der Mode gekommen. 1 Wenn ich heute jemandem ein Buch mitbringe, guckt der mich an, als hätte ich den formschönen Hintern der Gastgeberin gelobt.
Frauen hören auf Wünsche. Sie registrieren sie. Das |146| nennen Psychologen soziale Kompetenz. Wir Männer haben so viel soziale Kompetenz wie Conan, der Barbar. Selbst Elin Nordegren kann originelle Geschenke finden. Elin, eine
Weitere Kostenlose Bücher