Laura, Leo, Luca und ich
(Italienerinnen gehen nicht in die Nähe des Wassers ohne die ›Settimana Enigmistica‹), Feuchtigkeitscreme, Lippenpflegestift, Flip-Flops, Badeanzug zum Wechseln sowie eine Wassersprühvorrichtung mit eingebautem Ventilator (hat das Ding etwa einen Namen? Oder ist es so namenlos wie dieser Balken, den man an der Supermarktkasse zwischen seinen Einkauf und den des Vordermannes legt?). Conny Froboess, die Sängerin von der Badehose, war entweder unfassbar naiv oder sie war eine dieser unkomplizierten Frauen, die man, lernt man eine kennen, umgehend heiraten sollte.
|139| Der deutsche Schlager, man ahnt es, ist von der Wirklichkeit so weit entfernt wie Neun Live von Arte. Und wir reden hier nur von einem Gang über die Straße. Auf größeren Reisen wird die Sache wirklich dramatisch. Ich fahre einen Volvo. Er ist nicht besonders neu, und er ist nicht besonders schnell. Aber er ist, verdammt noch mal, besonders geräumig. Das nächstgrößere Fahrzeug wäre ein Reisebus. Doch schon ein fünftägiger Ausflug in die Toskana stellt uns vor schwere logistische Probleme. Ich muss um jede freie Ecke kämpfen, denn es wäre ja schön, etwas aus der Toskana mitzubringen, etwa den völlig überteuerten Wein der skrupellosen Winzer links und rechts der
Chiantigiana
, der Landstraße zwischen Florenz und Siena. Allerdings sind wir schon beim Losfahren so überladen, dass ich froh bin, wenn ich die Person auf dem Beifahrersitz noch erkennen kann. Lastwagenfahrer überholen uns und winken mitleidig. Unsere Reisen sind Umzüge auf Zeit.
Dass wir es dennoch schaffen, am Ende des Urlaubs mehr Gepäck zu haben als zu Beginn, ist nichts weniger als ein Wunder. Dafür dauert das Wiederbeladen dann einen Tag; oft haben uns schon ganze Dorfgemeinschaften dabei zugesehen und einmal sogar gefilmt – ich glaube, dass ich in der italienischen Version von ›Pleiten, Pech und Pannen‹ (für Kenner: die Sendung heißt ›Paperissima Sprint‹) bereits zu einigem Ruhm gekommen sein könnte. Und dann schlingert das Auto am Rande der Verkehrstauglichkeit über den Apennin, beladen mit 700 Kilo Koffern und 1000 Kilo Angst.
|140| Ein Globetrotter gab mir einmal folgenden Tipp: Wenn du verreist, schreib drei Listen. Auf die erste schreibst du, was du mitnehmen solltest. Auf die zweite schreibst du, was du mitnehmen
musst
. Auf die dritte schreibst du, was du
unter allen Umständen
mitnehmen musst. Dann schmeiß die ersten beiden Listen weg und halt dich an die dritte. Der Globetrotter hat inzwischen 144 Länder dieser Welt gesehen. Der Globetrotter ist inzwischen dreimal geschieden.
PS:
Der geheimnisvolle Balken an der Supermarktkasse hat übrigens, wie ich kürzlich herausgefunden habe, tatsächlich einen Namen. Er heißt »Warentrenner«.
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Colazione, einsam
Z wei knusperfrische Brötchen. Wacholderschinken. Ein Ei. Joghurt. Orangensaft, am Wochenende sogar frisch gepresst. Die dicksten Zeitschriften, die es zu kaufen gibt. Eine Kanne Kaffee. Eine Stunde Zeit. Das ist mein Frühstück, wenn ich in München bin. Ich bin dabei allein. Und frage mich, ob ich unnormal bin oder der Rest der Welt. Frauen jedenfalls meiden mich am Morgen.
Klar, es gibt Frauen, die essen morgens mit Genuss. Sie sind mir bloß noch nie begegnet. Während meiner Flegeljahre kannte ich nur die, die entweder gar nicht aufstanden, oder die, die sich an den Frühstückstisch setzten, um zu rauchen und ihre Zigarette in meiner Eierschale auszudrücken, wo sie mit einem grauenhaften Zischen verendete.
Oh, ich wäre bereit, Laura am Frühstückstisch zu verwöhnen, mit der Geschmeidigkeit eines Fred Astaire würde ich um sie herumwirbeln und ihr Kaffee nachschenken, mit der Raffinesse eines Paul Bocuse ihr ein Rührei mit Petersilie zubereiten. Und wenn sie wollte, würde ich ihr die Meldungen aus der Zeitung |142| mit der Inbrunst eines Enrico Caruso vorsingen. Allein: Sie will nicht.
Wahrscheinlich ist es so: Für uns Männer ist jeder Tag eine Jeep-Safari. Und das Frühstück ist der Treibstoff. Für Frauen hingegen ist das Frühstück eher die Störung der morgendlichen Routine und liegt auf der Wertigkeitsskala irgendwo zwischen Oberlippenhaar entfernen und Handy von der Ladestation nehmen. Für uns ist jeder Tag ein neues Abenteuer. Mit welchem ausgeklügelten Plan können wir in der Konferenz die Marketingabteilung auf unsere Seite ziehen? Wie schaffen wir es, möglichst unbemerkt vom Chef unseren Jahresurlaub im Netz zu recherchieren? Wann
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