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Laura und das Labyrinth des Lichts

Laura und das Labyrinth des Lichts

Titel: Laura und das Labyrinth des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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andere Mädchen den Kopf in den Nacken und brach in heiseres Gelächter aus. Dann machte die Fremde blitzschnell kehrt, rannte auf das Geländer zu, setzte mit einem mächtigen Sprung über die Balustrade und stürzte in die Tiefe!
    Laura war wie vom Donner gerührt.
    Während das Hohngelächter im Wind verklang, blieb Laura wie versteinert an Ort und Stelle, bis sie glaubte, einen Aufprall tief unten auf dem Trottoir zu hören. Eine Welle unsäglichen Schmerzes jagte durch ihren Körper und ließ sie taumeln. Ihr war, als würden sämtliche Knochen in ihrem Leib zerschmettert. Als endlich wieder Leben in Laura kam, stürzte sie zur Brüstung und starrte mit grenzenlosem Entsetzen in die Tiefe.
    Der Bürgersteig vor dem Gebäude war hell erleuchtet. Der Strom der Passanten hatte nachgelassen. Von dem schwarzen Mädchen jedoch war keine Spur zu entdecken.
    Beinahe, als hätte der Erdboden es verschluckt.
     
    D ie Dunkelheit hatte längst eingesetzt, und die knochigen Bestien griffen immer noch an, unablässig und ohne zu ermüden. Der andauernde Widerstand der Weißen Ritter schien sie in Rage zu versetzen, denn ihr heiseres Bellen klang wütender als je zuvor. Wie ein Rudel hungriger Wölfe umkreiste die Meute Ritter und Pferde, die zusammengerückt waren. Ihre flinken Skelettpfoten bewegten sich so lautlos über den Boden, als würden sie schweben.
    Die Ungeheuer blieben in Bewegung und waren ständig bereit, nach einer ungedeckten Flanke oder einem ungeschützten Pferdelauf zu schnappen. Ihre rot glühenden Augenpaare geisterten durch das Dunkel der Nacht und formten rötliche Lichtkreise um die Bedrängten.
    Die Ritter waren abgesessen und bildeten einen Schutzwall um die Pferde. Die Streitrösser standen dicht beisammen, unruhig schnaubend und mit bebenden Nüstern. Über viele der weißen Hinterbeine rannen rote Rinnsale, und einige der Flanken, in die sich trotz der Wachsamkeit der Ritter messerscharfe Gebisse gegraben hatten, waren blutverschmiert. Morwena tat ihr Bestes, um die Blutungen zu stillen. Sie huschte von Pferd zu Pferd, bedeckte da eine Wunde mit Kräuterpaste, um gleich darauf dort eine Salbe zu verreiben, die Wundbrand und Entzündungen verhindern sollte.
    Alienor ging ihrer Lehrmeisterin so gut wie möglich zur Hand. Während sie ihr mit einer Fackel flackerndes Licht spendete, hielt sie mit der anderen Hand die erforderlichen Tinkturen bereit oder reichte der Heilerin mit blutstillenden Essenzen getränkte Tücher. Diese Aufgabe lenkte Alienor so sehr ab, dass sie das heisere Gekläff der Höllenhunde schon längst nicht mehr wahrnahm.
    Als sich plötzlich eine Hand auf ihre Schulter senkte, blieb ihr vor Schreck fast das Herz stehen. Mit einem Entsetzensschrei fuhr das Mädchen herum – und sah Ritter Paravain direkt ins erschöpfte Antlitz.
    »Verzeih mir«, entschuldigte er sich mit müdem Lächeln. »Ich wollte dich nicht erschrecken. Aber ich muss unbedingt mit Morwena und dir reden.« Damit winkte er die Heilerin und sie ein kleines Stück zur Seite. »Wie sieht es aus?«, fragte er schwer atmend.
    »Nun …« Morwena wischte sich den Schweiß ab und strich die nassen Haarspitzen aus der Stirn. »Bislang ist keiner der Schimmel ernsthaft verletzt. Einige haben zwar tiefere Wunden davongetragen, aber solange es nicht schlimmer wird, müssen wir uns keine Sorgen machen.«
    »Genau das ist unser Problem!« Ein bitteres Lachen entwich Paravains Kehle. »Diese Bestien zeigen nicht die mindesten Anzeichen von Ermüdung – ganz im Gegensatz zu meinen Rittern.«
    Die Heilerin schluckte und sah ihn betroffen an. »Ist es so schlimm?«
    Der Ritter nickte. »Ich fürchte, ja. Alle geben ihr Bestes, aber trotzdem werden sie nicht mehr lange durchhalten können. Auf keinen Fall bis zum Morgen, wenn das Licht die Kräfte dieser Teufelsbiester schwächt und sie hoffentlich vertreibt.«
    »Was aber keineswegs sicher ist, oder?«, fragte Morwena mit gerunzelter Stirn.
    »Nein«, gab der Ritter zurück. »Wir können es nur hoffen. Aber eigentlich …« – er machte einen Schritt auf die Frau zu – »… müsstest du das doch viel besser wissen als ich.«
    »Ich?« Morwena riss die Augen auf. »Wie kommst du darauf?«
    »Diese Bestien sind die Ausgeburt Schwarzer Magie, und ich dachte, dass die Heilerinnen von Hellunyat lernen, wie man sich dagegen zur Wehr setzt.«
    »Leider nur beiläufig, Paravain.« Die Heilerin lächelte gequält. »Und das hat seinen besonderen Grund: Wer sich allzu sehr mit den

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