LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons
rankten sich um das geheimnisvolle Zwitterwesen: Angeblich hatten die Templer es als Satan und Herrscher der Finsternis verehrt. Und Hexen hatten es als die Verkörperung der weiblichen wie männlichen Potenz und der sexuellen Ekstase angebetet. Wie auch immer: Mit ihrem stechenden Blick, dem langen Ziegenbart,
den Rabenflügeln auf dem Rücken, dem Pentagramm auf der Stirn und den nackten Frauenbrüsten sah die dämonische Gestalt auf alle Fälle zum Fürchten aus. Sie hatte auch eine gewisse Ähnlichkeit mit dem schwarzen Dämon, fand Lukas, jedenfalls mit ein bisschen Fantasie. Fast im gleichen Augenblick fiel Lukas die bizarre Verschwörungstheorie wieder ein, die seit geraumer Zeit im Internet kursierte: Auf der Rückseite der alten deutschen Personalausweise sei ein kaum wahrnehmbares Abbild von Baphomet zu sehen! Den Anhängern der Verschwörungstheorie galt das als Beweis, dass die Bundesrepublik sich fest im Griff geheimer Mächte, zum Beispiel der Illuminaten, befand.
Was für ein Blödsinn!
Es war wohl eher so, dass Deutschland sich fest im Griff von Spinnern und Schwachköpfen befand!
Zu Lukas’ Verwunderung übte das Bild dennoch eine seltsame und geheimnisvolle Faszination auf ihn aus, sodass er sich regelrecht zwingen musste, den Blick davon abzuwenden. Er war schließlich nicht hierhergekommen, um diesen grässlichen Baphomet zu bewundern, sondern um das Pergament aus dem Speicher des alten Spukhauses zu suchen.
Wo mochte Caro es nur versteckt haben?
Lukas durchstöberte ihr Bücherregal. Darin befanden sich neben Vampir- und Gruselromanen auch die Werke von so berüchtigten Okkultisten und Satanisten wie Aleister Crowley, der sich selbst als »Das Große Tier« bezeichnete, oder Anton Szandor LaVey, dem Hohepriester der »Church of Satan«. Außerdem fand Lukas jede Menge einschlägiger Magazine und Zeitschriften sowie ganze Stapel von Internetausdrucken oder Kopien aus diversen okkulten Machwerken. Obwohl er alles sorgfältig durchsuchte, konnte er das Pergament nirgendwo entdecken.
Vielleicht versteckte Caro es ja in ihrem Kleiderschrank?
Lukas ging schon darauf zu, als sein Blick eher zufällig auf ihren Schreibtisch fiel, auf dem ebenfalls ein heilloses Durcheinander herrschte. Bücher und Schulhefte waren wild darauf verstreut, dazwischen lagen Stifte, Notizzettel, benutzte und unbenutzte Papiertaschentücher, ein Kosmetiktäschchen, mehrere CDs und allerlei Krimskrams mehr. Kein Wunder, dass Lukas erst beim genaueren Hinsehen bemerkte, dass ein vergilbtes Blatt unter einem aufgeschlagenen Schreibheft hervorlugte.
Unwillkürlich hielt er die Luft an und sein Herz machte einen Sprung. Nur einen Augenblick später war seine Vermutung zur Gewissheit geworden: Das brüchige Blatt in seiner Hand war tatsächlich das Dokument vom Dachboden des Spukhauses.
Lukas machte sich gerade daran, die alte Handschrift zu entziffern, als er erneut zusammenzuckte. Draußen auf dem Flur waren Schritte zu vernehmen, die geradewegs auf die Tür zukamen. Verwundert blickte er auf die Uhr: Es war erst kurz vor halb sieben. Franzi und Caro konnten doch unmöglich mit dem Essen fertig sein. Außerdem hätte Laura ihn dann bestimmt gewarnt!
Die Schritte kamen unaufhaltsam näher. Es konnte nur noch Sekunden dauern, bis jemand ins Zimmer trat und ihn mit dem alten Dokument überraschte.
Wie peinlich!
Zumal Jungs sich nach achtzehn Uhr nicht mehr im Mädchentrakt aufhalten durften! Bei jüngeren Schülern sah die Schulleitung das nicht ganz so eng und drückte meistens ein Auge zu. Doch von den älteren erwartete sie, dass sie sich an diese Regel hielten. Jeder Verstoß, der bekannt wurde, hatte deshalb unangenehme Strafen zur Folge.
Aber was noch viel schlimmer war: In der Kürze der Zeit konnte Lukas das geheimnisvolle Dokument unmöglich entziffern. Und
mitnehmen konnte er es erst recht nicht, denn das würde Caro mit Sicherheit auffallen.
Noch während Lukas fieberhaft überlegte, was er tun könnte, hielten die Schritte direkt vor dem Zimmer an. Nur noch einen Augenblick – und die Klinke würde heruntergedrückt werden und die Tür sich öffnen.
Als Caro in ihr Zimmer trat, blieb sie wie angewurzelt stehen und starrte Lukas fassungslos an. Dann verzog sie voller Zorn ihr Gesicht. »Geht’s noch?« Sie fauchte wie eine tollwütige Wildkatze. »Was hast du in unserem Zimmer zu suchen?«
»I-i-ich wollte zu Franzi.« Lukas’ Wangen glühten wie Kohlen. »I-i-ich wollte ihr was bringen.«
»Was
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