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LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons

LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons

Titel: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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schwächer zu werden.
    War sein Lebenslicht schon am Erlöschen?
    Yannik röchelte, doch kein einziges Sauerstoffmolekül gelangte mehr in seine Lungen. Seine Sinne drohten ihm zu schwinden, aber mit letzter Kraftanstrengung befahl er dem kleinen Korken, sich aus dem Flaschenhals zu lösen. Millimeter um Millimeter ruckte der Verschluss nach oben, bis er endlich frei über der Phiole schwebte, die unendlich langsam und kaum wahrnehmbar nach vorne kippte. Dunkelheit senkte sich über Yannik und wurde tiefer und tiefer, als er im letzten, fast ohnmächtigen Aufflackern seines Bewusstseins den winzigen Tropfen wahrnahm, der sich aus dem Flaschenhals löste und wie in Zeitlupe nach unten fiel.
    Dann aber ging alles blitzschnell: Das Elixier hatte den Busch kaum benetzt, da verloren die Kräfte der Finsternis jegliche Macht darüber. Die Äste und Ranken lösten sich vom gemarterten Körper des Jungen und schnellten in die ursprüngliche Position zurück. Yannik sank zu Boden und schnappte wie ein verendender Karpfen nach Luft. Obwohl er mit den Kräften völlig am Ende und sein Gesicht und sein
Leib von blutigen Kratzern und Striemen überzogen war, konnte er sich nicht erinnern, jemals so glücklich gewesen zu sein.
    Eine halbe Stunde später war Yannik frisch geduscht und neu eingekleidet und hatte die schlimmsten Kratzer mit einer Wundsalbe behandelt. Als er sich an den gewohnten Tisch im Speisesaal setzte, blickte Bob Wallace ihn reichlich erstaunt an.
    »Was ist denn mit dir passiert?«, wollte er wissen. »Bist du beim Joggen unter die Räuber gefallen? Oder hattest du eine Begegnung mit Gentle Annie?«
    »Gentle Annie?« Yannik musterte ihn mit gerunzelter Stirn. »Muss ich die kennen?«
    »Besser nicht.« Bob grinste übers ganze sommersprossige Gesicht. »Das ist eine Gestalt aus der schottischen Mythologie. Eine dämonische Frau, die angeblich Menschen anfällt und mit ihren Krallenhänden zerreißt. Außerdem erzählt man, dass jeder, dem sie begegnet, schon kurz darauf sterben wird.«
    »Tatsächlich?«, erwiderte Yannik. »Dann kann ich ja von Glück reden, dass ich nur ein Rendezvous mit einem Wildrosenbusch hatte und nicht mit dieser liebreizenden Annie.«
    »Stimmt.« Bob nickte. »Andererseits beweist das wieder einmal, wie recht ich habe: Joggen ist wirklich nicht gesund.«

    Zu seiner eigenen Überraschung hatte der nur mit knapper Not überstandene Anschlag auf sein Leben Yannik den Appetit keineswegs verdorben. Im Gegenteil: Er fühlte sich so hungrig, als hätte er seit Tagen nichts mehr gegessen, und schlug deshalb zu wie ein abgemagerter Höhlenbär nach drei Monaten Winterschlaf. Besonders der Nachtisch hatte es Yannik angetan: Carageen Mould, ein Pudding aus Sahne, Hafermehl, Zucker und Rum, wobei Miss Angus, die Internatsköchin, den Rum natürlich durch Saft ersetzt hatte. Während Yannik die letzten Puddingreste von seinen Lippen schleckte, spähte
er gierig hinüber zur Essenausgabe, hinter der die beeindruckende Gestalt der Köchin nicht zu übersehen war.
    Die mächtigen Arme vor dem wogenden Busengebirge verschränkt, ragte Miss Angus wie ein Fleisch gewordener Felsblock hinter dem Tresen auf. Die ungebändigten Haare ebenso rot wie die gerundeten Apfelbacken, ließ die Matrone die kleinen Äuglein erwartungsvoll über die im Speisesaal versammelte Schülerschar schweifen. In ihrem Blick lag leichte Enttäuschung – was ein gutes Zeichen war. Das signalisierte nämlich, dass ihre Schüsseln und Töpfe noch reichlich Nachschlag enthielten. Miss Angus war nämlich immer erst zufrieden, wenn ihre Schützlinge alles restlos aufgefuttert hatten.
    Dann will ich Miss Angus mal eine kleine Freude bereiten, dachte Yannik vergnügt. Er erhob sich und trabte zur Essensausgabe, um sich eine weitere Portion zu holen.
    »Na prima! Immer rein damit in die Futterluke«, rief die Köchin und füllte seine Schüssel bis zum Rand. »Wer nicht ordentlich isst, kann auch nicht ordentlich lernen. Habe ich nicht recht, Laddie?«
    Anfangs hatte diese Anrede Yannik noch verwirrt. Er hatte allerdings schnell herausgefunden, dass das die schottische Bezeichnung für einen jungen Burschen war und Miss Angus deshalb jeden der Schüler so ansprach.
    »Natürlich, Miss Angus«, antwortete er. »Außerdem schmeckt es wieder mal ganz ausgezeichnet.«
    »Vielen Dank für das Kompliment.« Ihre Äuglein strahlten und das Rot ihrer Apfelbacken wurde noch kräftiger. »Oder willst du mir nur schmeicheln?«
    »Ganz bestimmt

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