LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons
breit war kein anderer Mensch zu sehen. Und schon gar keiner, der ihn noch hätte retten können.
Ohne Zögern schnellte Lukas’ Hand nach vorne und drückte auf den Buzzer. Alles ging so schnell, dass Miss Henna mitten in der Bewegung erstarrte und ihn fassungslos ansah – sie wollte den Rufknopf
wohl ebenfalls gerade drücken. Aus dem Publikum erklang ein erstauntes Gemurmel.
Selbst der Moderator schien von Lukas’ rasend schneller Reaktion überrascht. Er zog die Brauen hoch und starrte ihn an.
Lauras Gesichtszüge dagegen entgleisten. Sie kannte Lukas’ Schwachpunkte ja ebenfalls und rechnete offensichtlich nicht damit, dass er die Frage richtig beantworten konnte. Auch die Eltern sahen ziemlich entgeistert aus. Selbst Thomas Alias schüttelte ungläubig den Kopf – als könnte er kaum glauben, dass Lukas sich bei einer so schweren und wichtigen Frage zu einer derartig schnellen Reaktion hatte verleiten lassen. Dem Senderchef war deutlich anzusehen, dass er sich unbedingt Lukas als Champion wünschte. Weil das nämlich reinstes Doping für die Einschaltquoten der nächsten Sendung wäre und die Zuschauerzahlen enorm in die Höhe schnellen lassen würde!
Als Lukas mitbekam, dass die meisten der Zuschauer ihn besorgt anblickten – und manche sogar bestürzt! –, konnte er sich nicht länger zurückhalten. Er setzte sich ganz entspannt hin und grinste breiter als ein Breitmaulfrosch. Ohne die Frage des Moderators abzuwarten, sprudelte es aus ihm hervor: »Die richtige Antwort lautet ›Die Hexe von Endor‹.«
Bei diesen Worten hellte sich das Gesicht von Miss Henna schlagartig auf. Lukas konnte ihr förmlich ansehen, wie sie innerlich triumphierte: Falsch! Das ist falsch! Es ist die Hure von Babylon!
Das denkst auch nur du! Lukas jubelte still vor sich hin, als sich der Moderator auch schon zu Wort meldete.
»Die Hexe von Endor?«, fragte er überrascht. »Bist du ganz sicher? Oder willst du es dir nicht doch lieber noch mal überlegen? Nicht dass es dir genauso ergeht wie deiner lieben Mitspielerin bei der Frage zuvor.«
»Sehr freundlich, dass Sie mich darauf hinweisen.« Lukas war plötzlich
die Ruhe selbst. »Aber ich brauche wirklich nicht mehr nachzudenken. Die richtige Antwort ist eindeutig die Hexe von Endor.« Um seinen Triumph auszukosten, gab er dem erstaunten Moderator – und natürlich auch dem noch erstaunteren Publikum – einen kurzen Überblick darüber, was er in der Nacht zuvor im Hotel über die Hexe von Endor erfahren hatte.
Kapitel 22
Die Totenbeschwörerin
S terne! Yannik sah nur noch Sterne. Als wollten sie ihm den Abschied vom Leben versüßen, kreisten sie wie ein Schwarm wild gewordener Glühwürmchen vor seinen Augen. Endlich kam ihm wie aus dem Nichts ein Einfall: Ja natürlich – die Lichtrosen-Essenz!
Warum hatte er bloß nicht vorher daran gedacht?
Jetzt war es vielleicht schon zu spät, sich auf seine telekinetischen Fähigkeiten zu besinnen!
Dennoch gab Yannik sich noch nicht geschlagen. Obwohl seine Lungen wie Feuer brannten und die halluzinierten Glühwürmchen wie ausgeflippte Raver vor seinen Augen herumtanzten, mobilisierte er die letzten Kräfte, über die sein sauerstoffhungriger Körper noch verfügte. Er schloss die Augen, blendete alle störenden Gedanken und Erinnerungen aus und konzentrierte sich einzig und allein auf das Fläschchen in der Tasche seines Trainingsanzugs. Die stechenden Schmerzen im Gesicht und die Dornen, die sich in seinen Leib bohrten, spürte er schon längst nicht mehr.
Beuge dich meinem Willen und füge dich der Kraft des Lichts, beschwor er die kleine Phiole, genau so, wie er es anfangs von Aurelius Morgenstern und später von Direktor McLightning gelernt hatte. Sei mir untertan und löse dich aus meiner Tasche.
Einen endlosen Augenblick lang geschah überhaupt nichts. Doch
dann regte sich etwas in seiner Jacke, ganz leicht nur, aber deutlich spürbar.
Ja!, wollte er schon jubilieren, als er den freudigen Impuls auch schon mit Macht unterdrücke. Konzentriere dich einzig und allein auf deine Aufgabe, schalt er sich im Stillen.
Wieder spürte Yannik ein Rucken, dann noch eins und noch eins, und schließlich glitt das Fläschchen ganz langsam aus der Jackentasche und schwebte, nur der Kraft seines Willens gehorchend, vor ihm in der Luft.
Doch damit war längst noch nichts gewonnen. Zudem wurden die Sterne vor seinen Augen jetzt von zuckenden Flammen abgelöst, die zunächst hell aufflackerten, um dann schwächer und
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