LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons
übrig, als das rätselhafte Verschwinden von Rudi Lose schnellstens aufzuklären. Wozu Lukas und sie dringend herausfinden mussten, was es mit dem merkwürdigen Ritual auf sich hatte, das in dem alten Pergament leider nur bruchstückhaft beschrieben worden war. Und deshalb musste Laura ihr Vorhaben, sich gleich nach der Rückkehr aus Berlin in aller Ruhe mit Philipp auszusprechen, leider verschieben. Sie wusste selbst, dass das falsch war, und fühlte sich auch miserabel damit. Aber was blieb ihr anderes übrig? Sie musste darauf vertrauen, dass ihre Beziehung stark genug war – und der Moment der Aussprache bald kommen würde.
Schon in der ersten Nacht statteten die Geschwister dem alten Herrenhaus auf der Teufelskuppe einen weiteren Besuch ab, natürlich wieder auf den Rücken von Latus und Lateris. Die beiden Löwen hatten offensichtlich so sehr mit diesem Ausflug gerechnet, dass sie von selbst aus dem steinernen Schlaf erwacht waren. Jedenfalls erwarteten sie Laura und Lukas bereits, als die beiden am Fuß der großen Treppe ankamen.
Kapitel 24
Das Casting
B eim Anblick der überraschten Mienen der Geschwister brachen Latus und Lateris in hämisches Gelächter aus.
»Glaubt Ihr vielleicht, Madame , wir hätten die Jahrhunderte überlebt, wenn wir uns einzig und allein auf euch Menschen verlassen hätten? «, erklärte Latus spöttisch. »Ganz gewiss nicht! Wären wir nicht hin und wieder selbst aktiv geworden im Kampf gegen die Mächte der Finsternis, dann wären wir längst im Staub der Geschichte versunken und niemand würde sich mehr an uns erinnern.«
»Deshalb finden wir auch keine Ruhe mehr«, ergänzte sein Bruder Lateris. »Weil der Hauch des Bösen, der Ravenstein umwabert, niemals stärker war als jetzt.«
»Hier bei uns im Internat?« Laura musterte ihn erstaunt. »Was genau meinst du damit?«
»Das fragt Ihr uns, Madame ?«, ergriff nun sein Löwenbruder das Wort. »Wir sind doch die meiste Zeit im steinernen Schlaf gefangen und können es nur fühlen, wenn sich schreckliches Unheil über uns zusammenbraut. So wie jetzt!«
»Ihr aber habt Augen und seht die dunklen Schatten trotzdem nicht«, fuhr Latus fort. »Habt Ohren und hört das finstere Raunen nicht, das unsere Mauern durchdringt. Habt Nasen und riecht den Odem des Bösen nicht, der sich hier einnistet. Wacht endlich auf,
Madame , und gebietet dem Verderben Einhalt, das bereits an die Tore von Ravenstein pocht. Sonst ist Euer Schicksal besiegelt – und das des Menschensterns und Aventerras auch!«
Laura warf ihrem Bruder einen ratlosen Blick zu.
Lukas hatte der Vortrag der Fabeltiere offensichtlich genauso beeindruckt wie sie, auch wenn er ebenfalls nicht verstanden hatte, worauf die beiden eigentlich hinauswollten.
»Schon gut, schon gut«, versuchte Laura die beiden Löwen zu beschwichtigen. »Wir werden eure Worte beherzigen und unser Bestes versuchen.«
»Das will ich doch sehr hoffen!«, brummte Latus. »Und dennoch sind wir über Eure Einsicht außerordentlich erfreut.« Damit wandte er sich an Lateris. »Nicht wahr, mein Bruder?«
»Und ob! Das freut uns sogar außerordentlich, wenn ich das so sagen darf.«
Der Ausflug auf die Teufelskuppe war dann allerdings weniger erfreulich. Zu Anfang lief noch alles gut: Lukas gelang es nach einigem Probieren und Nachdenken, den merkwürdigen Dreieckskasten auf der alten Kommode zu öffnen. Was eigentlich gar nicht so schwer war, vorausgesetzt natürlich, man kannte den richtigen Kniff: Um den Kasten zu öffnen, musste man nur auf das Zeichen drücken, das sich genau im Zentrum der Vorderseite befand – ein von einem auf der Spitze stehenden gleichschenkligen Dreieck eingeschlossener kleiner Kreis –, und schon sprang die gesamte Vorderseite wie von Geisterhand auf. Der Behälter war dann bis oben hin mit Papieren gefüllt gewesen, die allesamt in derselben Handschrift beschrieben waren wie das alte Pergament. Dabei handelte es sich jedoch ausnahmslos um unverständliche Beschreibungen verschiedenster alchemistischer Experimente, die sich, soweit Lukas das entziffern konnte, hauptsächlich um die Frage drehten, wie aus wertlosen Metallen Gold herzustellen
sei. Die von ihnen so dringend gesuchten Pergamentseiten jedoch befanden sich zu ihrer grenzenlosen Enttäuschung nicht darunter.
»Tja«, seufzte Lukas schließlich mit langem Gesicht. »Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor.«
»Wie bitte?«, fragte Laura irritiert, wurde aber sofort
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