LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons
immer nicht richtig bemerkt, wie sehr er sie anhimmelte!
Nun plötzlich konnte Lukas sich vor Verehrerinnen nicht mehr retten. Darunter befanden sie auch solche, die ihm ziemlich eindeutige Angebote machten … Er wies sie jedoch allesamt ab. Zumal er so gut wie keine Zeit hatte, sich in seinem neu gewonnenen Ruhm zu sonnen. Er war nämlich bis zum Hals in die Vorbereitungen des FSL eingebunden: Percy hatte ihn kurzerhand damit beauftragt, eine Software zur Steuerung der komplizierten Ton- und Lichteffekte des Musicals
zu entwickeln und später während der Aufführung natürlich auch zu überwachen. Damit alles perfekt ablief und das Fernsehen aufregendes »Bilderfutter« geliefert bekam, wie der Sportlehrer es ausdrückte.
Wider Erwarten hatte Pinky Taxus den Dreharbeiten zugestimmt. Allerdings erst nach langer, erbitterter Diskussion und nachdem Miss Mary ihr fest zugesichert hatte, über die Verwendung des für Ravensteiner Verhältnisse üppigen Honorars entscheidend mitbestimmen zu dürfen.
Die Nachricht von den bevorstehenden Fernsehaufnahmen löste bei den Schülern natürlich helle Begeisterung aus. Sie bewarben sich zuhauf für das Casting und meldeten sich selbst für die weniger spektakulären Aufgaben, wie zum Beispiel die Errichtung des Zeltlagers, die Beaufsichtigung der Sportwettkämpfe oder die Betreuung des Live-Rollenspiels. Natürlich alle in der Hoffnung, dass sie bei der Ausstrahlung im Fernsehen zu sehen sein würden!
Nur die Lehrer wurden nicht gefragt, welche Aufgaben sie übernehmen wollten. Miss Mary teilte sie ihnen vielmehr kurzerhand zu und ließ sich selbst durch die heftigsten Proteste nicht von ihrer Entscheidung abbringen. Als sie Marius bat, sich um die Sitzplatzverteilung bei der Musical-Aufführung zu kümmern, versuchte der deshalb erst gar nicht, sie abzuwimmeln. Obwohl die Direktorin ihm bereits die Betreuung der umfangreichen Komparserie und des Live-Rollenspiels aufgedrückt hatte, was eigentlich mehr als genug Arbeit war. Marius war deshalb auch heilfroh, als Sira Blossom ihm anbot, die Verteilung der Plätze für ihn zu übernehmen und dabei auch den ausdrücklichen Wunsch von Miss Mary zu beherzigen, dass die Zuschauer bunt gemischt durcheinander und keineswegs in eingeschworenen Grüppchen sitzen sollten. Dabei war auch sie mit der Choreografie und dem Proben der verschiedenen Tanznummern schon mehr als ausgelastet.
Sira Blossom war eben schlichtweg ein Schatz!
Das war nicht nur Marius’ Meinung, sondern auch die der meisten Kollegen. Fast alle waren sich da einig, wenn man von Pinky einmal absah. Und die überwältigende Mehrheit der Schüler und Schülerinnen schwärmte ohnehin für die sympathische Amerikanerin.
Laura bewarb sich natürlich für die Hauptrolle. Nicht allein, weil Miss Mary sie darum bat, sondern weil sie den Part unbedingt spielen wollte. Schließlich hatte sie die meisten der angeblich fiktiven Erlebnisse des Erdenmädchens Liara am eigenen Leibe erlebt und wäre deshalb bitter enttäuscht gewesen, wenn eine andere die Rolle gespielt hätte. Die Aussicht auf einen Fernsehbericht hatte allerdings dazu geführt, dass sie nicht die einzige Bewerberin war. Es hatten sich zehn weitere Schülerinnen gemeldet, darunter auch Sarah Sommerfeld und Mandy Lehnert.
Dummerweise blieb Laura kaum Zeit, sich eingehend auf das Casting vorzubereiten. Von Rudi Lose fehlte nämlich noch immer jede Spur, und die Gerüchte, dass sie an seinem Verschwinden schuld war, verdichteten sich zusehends. Es gab mehrere anonyme Aushänge am Schwarzen Brett und auch im schulinternen Netz tauchten immer wieder entsprechende Pamphlete auf. Obwohl Lukas, der das Intranet betreute, sie sofort wieder löschte und entsprechende Sicherheitsmaßnahmen traf, konnte er weder das feige Mobbing unterbinden noch die Verbreitung der üblen Gerüchte stoppen. Weshalb Laura nicht nur von immer mehr Schülern unverhohlene Abneigung entgegenschlug, sondern es wahrscheinlich auch nur noch eine Frage der Zeit war, bis Kommissar Bellheim in Ravenstein auftauchen und sie in die Mangel nehmen würde.
Auch wenn Bellheim natürlich absolut nichts Belastendes gegen sie finden würde – Laura hatte schließlich ein völlig reines Gewissen – , würde er sie dann ein ums andere Mal aufs Kommissariat in Hohenstadt
zitieren – und damit wäre an eine vernünftige Probenarbeit natürlich nicht mehr zu denken! Wenn Laura das Musical nicht völlig vergessen wollte, blieb ihr also gar nichts anderes
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