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LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons

LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons

Titel: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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Moment sogar das nervtötende Schnarchen vermisste, mit dem sein Zimmergenosse Robert »Bob« Wallace ihm schon so manche Nacht zur Hölle gemacht hatte. Aber Bob war nicht da. Er hatte sich freigenommen und war übers Wochenende zu seinen Eltern gefahren, die in dem nur ein gutes Dutzend Meilen südöstlich von Glaremore Castle gelegenen Edinburgh wohnten.
    Yannik hielt den Atem an und lauschte erneut. Doch außer dem Knacken der alten Balkendecke und dem Rascheln der Mäuse auf dem darüber liegenden Dachboden war nichts zu hören.
    Vielleicht war das Geräusch auch gar nicht aus dem Zimmer gekommen, sondern von draußen vom langen Flur des Jungentrakts?

    Oder steckte gar der unheimliche Poltergeist dahinter, der, wenn man den schauerlichen Legenden glauben durfte, Glaremore Castle schon seit Jahrhunderten in Angst und Schrecken versetzte? Allerdings hatte Yannik noch nicht das Geringste von ihm bemerkt.
    Hatte er sich vielleicht deshalb gerührt?
    Um den Ungläubigen von seiner Existenz zu überzeugen?
    Angeblich handelte es sich um den Geist eines früheren Schlossbesitzers, der dem Glücksspiel verfallen war. Seine Spielsucht war so groß, dass kaum ein Tag verging, ohne dass er zu den Karten oder den Würfeln griff. Selbst an Sonn- und Feiertagen konnte er die Finger nicht davon lassen, obwohl das Spielen an diesen Tagen allen Gläubigen als schlimme Todsünde galt, die ihr Seelenheil bedrohte. Damit niemand Wind von seinem lasterhaften Tun bekam, hatte sich der Mann einen geheimen Raum im Schloss eingerichtet, zu dem nur er allein den Zugang kannte. Alle, die seine sündige Leidenschaft teilten, wurden mit verbundenen Augen dorthin geführt.
    Eines Tages – es war ausgerechnet am heiligen Karfreitag, an dem alle Christen dem Tod ihres Erlösers Jesus Christus gedachten – klopfte der Leibhaftige höchstpersönlich an seine Tür und forderte ihn zu einem Spielchen heraus. Der Schlossherr zögerte zunächst. Doch als sein dunkler Gast ihm einen reich mit Gold und Silber gefüllten Beutel vor die Nase hielt, konnte er der Versuchung nicht länger widerstehen. Flugs zog er sich mit dem Höllenfürsten in sein Geheimzimmer zurück, holte die Würfel heraus und ließ sie fröhlich über den Tisch springen. Sie spielten Stunde um Stunde, und als es schließlich auf Mitternacht zuging, hatte der Schlossherr sein gesamtes Hab und Gut verspielt.
    Während der Unglückliche noch wie versteinert dasaß und seinen Verlust betrauerte, unterbreitete der Leibhaftige ihm ein verlockendes Angebot – ein letztes Spiel um alles oder nichts: Wenn er gewänne,
würde er den gesamten Verlust zurückerhalten und sei ihm keinen Penny schuldig. Wenn er aber verliere, dann schulde er ihm seine Seele!
    Den Schuldturm und ein Leben in bitterster Armut vor Augen, überlegte der Mann nicht lange und nahm das Angebot des Leibhaftigen an. Doch wieder war ihm das Glück abhold und so verlor er auch dieses Spiel. Was dann geschah, hat niemand herausgefunden, denn der Schlossherr wurde von Stund an nicht mehr gesehen. Es war, als habe der Erdboden ihn verschluckt. Auch das geheime Zimmer, in dem er mit dem Leibhaftigen um seine Seele gespielt hatte, wurde niemals entdeckt. Seit diesem Tage aber trieb ein Poltergeist sein Unwesen in Glaremore Castle: Wann immer jemand innerhalb der Schlossmauern zu Karten oder Würfeln greift, war lautes Würfelgeklapper, gefolgt von einem herzzerreißenden Wehklagen zu hören. Die Geräusche schienen direkt aus den Mauern zu kommen, auch wenn noch niemand bisher ihren genauen Ursprung ausmachen konnte.
    Noch während Yannik über das alte Schauermärchen nachdachte, erklang das Geräusch ein weiteres Mal. Es war allerdings kein Würfelklappern und auch kein Wehklagen. Es hatte sich vielmehr wie das Rauschen von Flügeln angehört und war eindeutig aus dem Innenhof gekommen.
    Was hatte das zu bedeuten?

    Ab zweiundzwanzig Uhr herrschte auch auf Glaremore Castle absolute Nachtruhe, die von allen Internatszöglingen penibel einzuhalten war – genau wie in Ravenstein und an allen anderen Wächterinternaten auch. Obwohl Yannik das ziemlich beknackt fand – insbesondere für einen Sechzehnjährigen natürlich! –, hielt er sich an die strengen Regeln. Mit einer Ausnahme allerdings: Da während der Ruhezeiten sogar das Telefonieren auf den Zimmern verboten war, hatte Yannik es nur seinem sagenhaften Glück zu verdanken, dass die zur Aufsicht
eingeteilten Lehrer ihn noch niemals bei seinen nächtlichen

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