LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons
Guten streiten, hatten Auriel und die anderen zum Schutz der irdischen Lichtkrieger abgestellten Wolkentänzer alle Hände voll zu tun gehabt. Weil die Anhänger der Finsternis natürlich nicht im Traum daran dachten, sich an die ewigen Gebote zu halten, und vor keiner Gemeinheit zurückschreckten, um Laura an der Erfüllung ihrer großen Aufgabe zu hindern: mithilfe ihrer fantastischen Fähigkeiten den Sieg der Dunkelheit zu verhindern. Der erbitterte Kampf gegen die Dunklen hatte viele Monate lang gedauert und Laura und ihre Mitstreiter – ihre Familie, Freunde und Helfer – ein ums andere Mal in allergrößte Lebensgefahr gebracht. Am Mittsommernachtstag vor drei Jahren hatten die Mächte des Guten schließlich einen triumphalen Sieg errungen und ihre Gegner entscheidend geschwächt. Seitdem herrschte eine Art Waffenstillstand zwischen den Kriegern des Lichts und den Kräften der Finsternis. Auriel hatte keinen Grund mehr zum Eingreifen gehabt und sich Laura deshalb auch nicht mehr gezeigt.
Bei diesem Gedanken durchfuhr Laura eisiger Schrecken. Dass Auriel völlig unerwartet in ihrem Garten auftauchte, konnte eigentlich nichts Gutes bedeuten. Schon gar nicht in der Beltane-Nacht, in der Dämonen und andere Wesen der Dunkelheit beschworen werden konnten. Noch im gleichen Augenblick fiel Laura die schreckliche Mainacht vor vielen Jahren wieder ein, die sie um ein Haar das Leben gekostet hätte: Auf einer Traumreise in ihre eigene Vergangenheit hatte
sie aus einem sicheren Versteck heraus beobachtet, wie der zwielichtige Medien-Mogul Maximilian Longolius auf dem Alten Schindacker den Todesdämon Beliaal beschworen hatte. Laura war darüber so schockiert gewesen, dass sie sich durch eine unvorsichtige Bewegung selbst verraten hatte.
Die Meute seiner unheimlichen Schattenhunde – vom Dämon zur Unterstützung seiner Anhänger auf die Erde gesandt – hatte augenblicklich ihre Witterung aufgenommen und Jagd auf sie gemacht. Die reißenden Bestien hätten sie bestimmt zerfleischt, wenn Auriel nicht in letzter Sekunde auftaucht wäre und sie auf seinen kräftigen Schwingen in Sicherheit gebracht hätte. Und das war nicht das einzige Mal gewesen, dass der Geflügelte ihr das Leben gerettet hatte. Wann immer sie in Lebensgefahr geschwebt hatte, war der Wolkentänzer als ihr treuer Gefährte zur Stelle gewesen.
Aber was hatte ihn bloß in dieser Nacht zu ihr geführt?
Erst jetzt fiel Laura auf, dass ihr Auriel nicht die geringste Aufmerksamkeit schenkte. Sein Blick war starr auf den Wipfel des großen Nussbaums gerichtet, der gegenüber ihrem Dachfenster mitten im Garten stand. Sofort musste Laura an die riesige schwarze Krähe denken, mit der alles begonnen hatte: Am Morgen vor ihrem dreizehnten Geburtstag hatte das unheimliche Vieh auf dem obersten Ast des Nussbaumes gehockt und sie böse aus dunklen Knopfaugen angestarrt – wie ein gefiedertes Menetekel, das die bevorstehenden Ereignisse ankündigte, die Lauras Leben auf immer verändern sollten.
Als Laura endlich erkannte, was Auriel beobachtete, lief ein Schauer über ihren Rücken: Wieder saß ein Tier im Baumwipfel, allerdings keine Krähe, sondern eine große pechschwarze Katze. Bei ihrem Anblick drohte sich der eisige Schauer auf Lauras Rücken zu einem gewaltigen Gletscher auszuwachsen: Es war nämlich die gleiche Katze, die am Morgen die Bremse des Kinderwagens gelöst hatte und um
ein Haar eine Katastrophe verursacht hätte. Erst in diesem Moment ging Laura auf, warum das Tier ihr schon vor der Bäckerei so bekannt vorgekommen war: weil es genauso aussah wie das teuflische Vieh, in dessen Gestalt Maximilian Longolius gelegentlich aufgetreten war.
Aber Longolius war tot!
Sie hatte doch mit eigenen Augen gesehen, wie der Verleger vor knapp vier Jahren zusammen mit der schrecklichen Sayelle Rüchlin bei der Explosion des Mausoleums auf der Teufelkuppe ums Leben gekommen war! Beim näheren Nachdenken fiel Laura allerdings ein, dass das nicht ganz den Fakten entsprach: Nachdem Laura Mister L den Ring der Feuerschlange vom Finger gerissen hatte, war der zwar rasend schnell gealtert und hatte sich innerhalb weniger Minuten in einen hinfälligen Greis an der Schwelle des Todes verwandelt – weil Laura ihm mit dem Ring die magische Kraftquelle geraubt hatte, die ihn über Jahrhunderte am Leben erhalten hatte. Was allerdings danach mit ihm geschehen war, hatte sie nicht mehr mit eigenen Augen verfolgt. Weil sie sich so schnell wie möglich in Sicherheit
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