LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons
»Hat Asmodis Euch geschickt, Herr?«, fragte sie beklommen.
»Wer sonst?«, knurrte der Wiedergänger. »Oder glaubt die Dirne vielleicht, ich sei erpicht darauf, sie und ihr abgerissenes Gesindel zu
sehen?« Mit abfälligem Blick betrachtete er das Mädchen von oben bis unten. »Der Anblick, den sie bietet, ist genauso wenig angenehm wie der ihrer Kumpane und weit davon entfernt, meine Augen zu erfreuen. Dabei erwärmt nichts ein kaltes Herz besser als der Anblick einer hübschen Maid, die sich wohlgefällig zu kleiden weiß. Aber nicht, wenn sie wie ein in schwarze Lumpen gehüllter Leichnam daherkommt. « Damit drehte Konrad Köpfer sich um und warf Albin Ellerking einen vorwurfvollen Blick zu, als sei der für das Outfit der Jugendlichen verantwortlich.
Der Gärtner zuckte nur mit den Schultern und hob wie zur Entschuldigung die Hände.
Konrad Köpfer schnaufte verächtlich und wandte sich wieder an Caro. »Ja nun, was soll’s. Jedem, wie es ihm beliebt. Wenn sie meinem Herr und Meister gefällt, dann soll es auch mir recht sein. Lass uns also endlich zur Sache kommen.« Er deutete auf die Dämonenstatue zu Füßen des Mädchens. »Wenn euer Wunsch in Erfüllung gehen soll, dann platziere jeder seine Lippen auf den Mund des Dämons und hauche ihm seinen Odem ein.«
»Hä?« Caro verzog angewidert das weiß geschminkte Gesicht. »Wir sollen dieses alte Holzteil küssen? Wieso das denn?«
»Frage sie nicht, sondern tue sie einfach, was man ihr gebietet!«, erwiderte der Rote Tod unwirsch. »Oder erinnert sie sich nicht mehr an die Worte von Asmodis?«
»Na-na-natürlich«, antwortete Caro hastig. »Ich mache ja schon.« Damit bückte sie sich, hob die Dämonenstatue auf und küsste sie auf den offenen Mund. Dann reichte sie die Figur an ihre Freude weiter, die ihrem Bespiel folgten und den Dämon einer nach dem anderen einen Kuss auf die schwarzen Holzlippen drückten: zuerst Sarah, dann Andi, schließlich Tim und zuletzt Rudi, der die Dämonenstatue wieder an Caro zurückreichte.
Die wandte sich an den Wiedergänger. »Und was jetzt?«
»Jetzt lege sie die Figur wieder vor dem Feuer ab!« Während Caro seiner Aufforderung folgte, schnippte der Rote Tod kurz mit den Fingern.
Der Nachtalb zog hastig ein unscheinbares Gefäß unter seinem weiten Umhang hervor, das aus Blech oder silbrig glänzendem Metall gefertigt schien. Als Caro erkannte, worum es sich handelte, hielt sie den Atem an: Es war eine Urne, deren Deckel Ellerking eilig abschraubte. Dann hielt er sie Konrad Köpfer entgegen.
Der Wiedergänger starrte grimmig lächelnd auf die Asche, die das Gefäß bis zum Rand füllte. »Das hätte er sich wohl auch nicht träumen lassen, dass sein Lakai ihn einmal überlebt?«, sagte er, als rede er mit der Asche, und fügte dann leicht verbittert hinzu: »Deshalb hat er wohl schon zu Lebzeiten dafür gesorgt, dass das wieder rückgängig gemacht werden kann, nicht wahr?« Mit einem resignierten Seufzer griff der Rote Tod in die Urne, holte eine Handvoll Asche daraus hervor, streute sie über die geflügelte Dämonenfigur auf dem Boden und zeichnete damit schließlich ein Pentagramm um sie herum. Dann griff er zu seinem Beutel, nestelte an der Schnur, mit der er verschlossenen war, und holte eine Handvoll graues Pulver daraus hervor. Es war mit kleinen Partikeln einer anderen Substanz vermischt, die im Schein des Feuers golden glänzten. Damit wiederholte er die unheimliche Prozedur, um sich anschließend erneut an die Jugendlichen zu wenden, die jede seiner Handbewegungen wie gebannt verfolgt hatten. »Tretet näher und macht euren linken Unterarm frei.«
Obwohl ihnen anzusehen war, dass sie sich keinen Reim auf diese seltsame Aufforderung machen konnten, kamen sie ihr ohne Zögern nach. Wie unter einem geheimnisvollen Bann stehend, schoben sie die Ärmel ihrer Sweatshirts zurück.
Erneut schnippte Konrad mit den Fingern. Diesmal reichte Ellerking
ihm ein Messer, dessen flammenförmige Klinge auf beiden Seiten mit einem kunstvollen Pentagramm geschmückt war. Die messerscharfe Schneide blitzte im Licht des Feuers auf, als der Wiedergänger einen raschen Schritt auf Caro zumachte und sie am linken Arm packte. Ehe sie begriff, wie ihr geschah, ritzte er ihr mit einem raschen Schnitt den Unterarm auf.
Caro verzog das Gesicht, mehr aus Überraschung denn vor Schmerz, und stöhnte unterdrückt auf. Allerdings wagte sie keinen Klagelaut über die Lippen zu bringen. Während sie noch mit großen Augen und
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