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LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons

LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons

Titel: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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bringen musste, bevor die Krypta explodierte. Was Laura dann auch tatsächlich in letzter Sekunde gelungen war: Sie hatte das Mausoleum nämlich kaum verlassen, als das Gebäude mit ohrenbetäubendem Lärm in die Luft geflogen war. Und mit ihm natürlich auch Mister L und ihre Stiefmutter Sayelle, die ihrem geliebten Anführer zu Hilfe geeilt war. Die Explosion war so heftig gewesen, dass kein Mensch sie hätte überleben können. Weder Sayelle noch Maximilian Longolius. Ihre sterblichen Überreste wurden bei den späteren Aufräumarbeiten dann auch entdeckt. Das hatte Aurelius Morgenstern seinen Wächterkollegen in Ravenstein jedenfalls mitgeteilt. Andererseits …

    Der Gedanke, der Laura in diesem Moment anflog, war so erschreckend, dass sie heftig zusammenzuckte. Die feinen Härchen auf ihrem Unterarm richteten sich auf. War Maximilian Longolius eigentlich ein
Mensch gewesen? Er hatte schließlich mehrere Jahrhunderte auf der Erde verbracht und in vielen unterschiedlichen Gestalten sein Unwesen getrieben. Als der berüchtigte Hermes Trismegistos zum Beispiel, der als angeblicher Vater der Alchemie lange vor Jesus Christus gelebt hatte. Oder einige Jahrhunderte später dann als maurischer Baumeister Philetos Sephem, der dem Grausamen Ritter aus dem Morgenland in seine Heimat gefolgt war und zahlreiche Gebäude in Ravenstein und Umgebung errichtet hatte. Noch später dann als der weltbekannte Alchemist, Astrologe und Nekromant Magister Georg Sabelicus Faust der Jüngere, der unter dem Namen Johann Faust in die Weltliteratur eingegangen war – auch wenn die meisten Dramatiker und Autoren seine Lebensgeschichte verfälscht oder zumindest nicht ganz korrekt interpretiert hatten. Und zum Schluss als mächtiger Medien-Tycoon Maximilian Longolius, dessen Imperium sowohl Zeitungs-und Buchverlage als auch Rundfunk- und Fernsehsender umfasste. Aber das waren mit Sicherheit längst nicht alle Identitäten gewesen, die Mister L im Laufe seines endlos langen Lebens angenommen hatte. Immer wieder hatte er außer Kraft gesetzt, was zur menschlichen Existenz doch grundlegend dazu gehörte – den Tod nämlich. Konnte ein solches Wesen wirklich als Mensch bezeichnet werden?
    Während Laura wie erstarrt am Fenster stand und auf die riesige schwarze Katze im Wipfel des Baumes starrte, kamen ihr mit einem Male gehörige Zweifel. Noch im gleichen Moment überflutete sie Furcht. Wenn Maximilian Longolius kein Mensch gewesen war, dann hätte er auch die Explosion auf der Teufelskuppe überleben können. Dann war er trotz seines vermeintlichen Todes nach wie vor in der Lage, sein Unwesen zu treiben, in welcher Gestalt auch immer. Wenn das tatsächlich der Fall war, dann würde Mister L auch in seiner neuen Identität mit Sicherheit nur ein einziges Ziel verfolgen: die Wächter des Lichts zu vernichten und zu töten.

    Und an erster Stelle natürlich sie selbst!
    Dieser Gedanke war so entsetzlich, dass Laura sich am Fenster festhalten musste. Zitternd wankte sie zu ihrem Bett zurück und kroch unter die warme Decke. Obwohl sie sich fest einmummelte, war ihr eisig kalt. Sie fühlte sich wie erschlagen und ihre Glieder waren bleischwer. Trotzdem konnte sie lange Zeit keinen Schlaf finden. Mit wild klopfendem Herzen lag Laura da und starrte in die Dunkelheit – als wären dort die großen Gefahren verborgen, denen sie schon bald wieder ausgesetzt sein würde.
     
    Während der Rote Tod seelenruhig den Lederbeutel zu seinen Füßen abstellte und dann die Erde von seinen grauen Kleidern klopfte, trippelte Albin Ellerking auf ihn zu. »Sei mir gegrüßt, dunkler Freund«, sagte er und verneigte sich ehrfürchtig. »Ich habe dich schon sehnsüchtig erwartet.«
    »Er braucht wohl jemand, der wieder mal die Drecksarbeit für ihn erledigt, was?«, fuhr Konrad Köpfer ihn grob an. Der Anflug eines freudlosen Lächelns huschte über das rotäugige Gesicht des Wiedergängers, während er die Nachtluft wie ein witterndes Raubtier mit weit geblähten Nasenflügeln einsog. »Immerhin sehe ich auf diese Weise den vertrauten Flecken Erde wieder, der mir vor langer Zeit einmal Heimat gewesen ist.« Als könnten seine Augen die nachtschwarze Finsternis durchdringen, die sich über den alten Tierfriedhof gesenkt hatte, schaute Köpfer sich nach allen Seiten um. Beim Anblick der fünf Jugendlichen zuckte er kurz zusammen, machte dann einen Schritt auf sie zu und musterte einen nach dem anderen aus schmalen Augen.
    Wieder war es Caro, die das Wort ergriff.

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