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LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons

LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons

Titel: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons - Freund, P: LAURA und der Kuss des schwarzen Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Freund
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Rand von Annas Schreibtisch lag. Mandy, ihre Assistentin, hatte sie dort liegen lassen, als sie am Nachmittag eine kurze Pause gemacht und zusammen einen Kaffee getrunken hatten, um dabei die Termine für die nächsten Tage durchzugehen. Die oberste Seite zeigte das Phantombild einer blonden jungen Frau mit dickem Make-up.
    Bei ihrem Anblick erinnerte sich Anna sofort daran, worum es in dem Artikel ging. Mandy und sie hatten nämlich kurz darüber gesprochen. Die Frau wurde im Zusammenhang mit einem rätselhaften Todesfall von der Polizei gesucht, wie auch die fette Schlagzeile unter dem Bild bewies: ›Kennen Sie diese Blondine?‹
    Thomas Alias zog die Brauen hoch. »Merkwürdig«, sagte er und rümpfte die Nase.
    »Stimmt«, gab Anna ihm recht. »Spurensicherung und Gerichtsmedizin in diesem Fall haben festgestellt, dass der Tote in fast drei Metern Höhe gegen einen Laternenmast geprallt ist und sich dabei die Wirbelsäule gebrochen haben muss. Er war schon tot, bevor er auf den Bürgersteig stürzte. Aber niemand kann sich erklären, wie das passieren konnte. Und das ist mehr als merkwürdig, wie Sie ganz richtig sagen.«

    »Das meine ich gar nicht.« Thomas Alias schüttelte den Kopf und
deutete auf die Schlagzeile. »Sondern vielmehr die Formulierung: Als ob man jemanden kennen würde, nur weil man ihn kurz gesehen hat! Man kann doch niemandem ansehen, wer er wirklich ist und was in ihm vorgeht.« Er blickte sie mit großem Ernst an. »Finden Sie nicht auch, Anna?«
     
    Laura war verwirrt und beschämt zugleich. Einerseits hatte sie nicht die geringste Ahnung, wovon die Fabeltiere sprachen. Andererseits hatten sie völlig recht: Seit sie Latus und Lateris zuletzt aus dem steinernen Schlaf geweckt und um Hilfe gebeten hatte – vor etwa drei Jahren war das gewesen oder war es sogar noch länger her? –, hatte sie nicht eine Sekunde mehr an sie gedacht. Und an den steinernen Riesen Portak ebenso wenig. Andere Dinge waren jetzt wichtig gewesen: ihre Liebe zu Coolio, ihre Gedanken an die Zukunft … Aber behandelte man so seine Freunde? Noch dazu solche, die immer sofort zur Stelle waren, wenn sie sie brauchte? Die ihr schon so manches Mal aus der Patsche geholfen hatten?
    Hatte sie sich eigentlich jemals dafür bedankt?
    Laura schluckte. Das bittere Gefühl der Scham schnürte ihr die Kehle zu. Ratlos blickte sie ihren Bruder an. Doch auch Lukas schien nicht weiterzuwissen. Er zuckte nämlich nur mit den Schultern und verzog hilflos das Gesicht.
    » Madame ist eben auch nur ein Mensch«, hörte Laura da die Stimme von Latus wie durch einen dichten Nebel. »Wir sollten es ihr deshalb nicht nachtragen, nicht wahr?«
    Lateris zögerte ein wenig mit der Antwort. »Vielleicht hast du recht«, sagte er schließlich. »Die Menschen sind nun mal wandelbar – und das ist wahrscheinlich das Einzige an ihnen, was sich niemals ändern wird. Selbst in zehntausend Jahren nicht! Dabei geht es hier ja nur um eine kleine Geste.«

    Da plötzlich fiel Laura es wieder ein. Ihr wurde heiß und kalt und ihre Wangen liefen rot an. »Es tut mir leid, ihr beiden, ganz schrecklich leid«, rief sie aus, beugte sich nach vorne und kraulte ihr Flugtier ganz sacht hinterm linken Ohr.
    »Ihr mut’gen Löwen macht geschwind,
schwingt euch empor in Luft und Wind
und tragt uns beide von hier fort,
schnell, schnell an den gesuchten Ort.«
    »Na also«, schnurrte Lateris. »Geht doch.« Dann sah er seinen Bruder an. »Was meinst du: Sollen wir ihr noch mal verzeihen? Zumal sie schon fast so anmutig reimt wie unser steinerner Freund Portak.«
    »Es bleibt uns wohl keine andere Wahl!« Latus verzog das Löwenmaul zu einem breiten Grinsen und entblößte dabei sein mächtiges Gebiss. »Ohne uns ist sie doch hilflos. Und der junge Herr auch. Wir können die beiden doch nicht einfach ihrem Schicksal überlassen.«
    »Fürwahr, fürwahr«, brummte Lateris zustimmend. »Dann also los.« Er breitete die riesigen Adlerschwingen aus und bewegte sie ganz sacht, als wollte er prüfen, ob sie ihm immer noch gehorchten. Während die Flügel fast lautlos auf und ab schwangen, wirbelte ein Lufthauch die Haare auf, die unter Lauras Dockmütze hervorquollen.
    Auch Latus bewegte seine Schwingen und wiegte den imposanten Löwenkopf, sodass seine Mähne hin und her wehte.
    »Halt dich fest, Lukas«, mahnte Laura ihren Bruder, der mit angespannter Miene die Vorbereitungen der geflügelten Helfer verfolgte. »Gleich geht es los.«

    Wie aufs Stichwort knickten

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