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Laura - Venezianisches Maskenspiel

Titel: Laura - Venezianisches Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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dem seiner Mutter. „Verheiratet und doch keine richtige Ehefrau“, dachte sie bekümmert.
    „Nein, nein, ich kam, um dir einen Freundschaftsdienst zu erweisen.“ Ihre Stimme klang selbstgefällig.
    Anna drehte sich neugierig um und musterte Sofia ebenso überrascht wie Laura. „Das ist sehr freundlich von dir“, erwiderte Laura vorsichtig.
    „Unter anderen Umständen würde ich dir raten, deine Zofe jetzt hinauszuschicken, aber da sie ja offenbar weit mehr als nur eine Zofe ist und dein vollstes Vertrauen besitzt, gibt es wohl kein Geheimnis, das ich ihr jetzt verraten könnte.“
    „In der Tat nicht.“ Lauras Stimme klang liebenswürdig. Noch vor einem Jahr, als sie das Kloster verlassen und hierher gekommen war, hätte sie ihrer Besucherin ihren Unmut über sie und ihre Worte gezeigt. Aber in der Zwischenzeit kannte sie die Spielregeln dieser Gesellschaft und wusste, wie man mit Leuten wie Sofia am besten umging. Allerdings war Sofia, wie sie nur allzu bald feststellen musste, den gewöhnlichen, meist nur arroganten und durchschnittlich intrigengeneigten Mitgliedern des venezianischen Adels an Bosheit noch weit überlegen. Wie weit, ahnte Laura in diesem Moment noch nicht, andernfalls hätte sie wohl dafür gesorgt, dass diese Frau noch in der selben Stunde das Haus zu verlassen hatte. Und Domenico wäre darüber wohl überaus entzückt gewesen.
    Sofia beugte sich vertraulich vor. Der Schein des flackernden Kaminfeuers ließ ihr stark geschminktes Gesicht älter und fast ein wenig dämonisch erscheinen. Aber dieser Eindruck mochte auch an Lauras Abneigung liegen.
    „Ich möchte dich warnen, Laura, und dir einen guten Rat geben.“ Laura hob die Augenbrauen. „Tatsächlich?“
    „Du solltest ein wenig behutsamer sein. Ich muss dir nicht sagen, dass ich um diese Spiele der Gesellschaft genauestens Bescheid weiß. Um cicisbei, Liebhaber, Affären, die jede Frau hat. Aber bei einem Mann wie Domenico wäre ich an deiner Stelle vorsichtiger.“ Sie senkte den Blick und spielte mit einem feinen Spitzentüchlein, das sie in der Hand trug. „Ein Mann wie Domenico ist zwar heißblütig genug, sich neben seiner Frau eine oder sogar mehrere Mätressen zu halten, aber er würde niemals dulden, dass seine Frau ihm Hörner aufsetzt. Und schon gar nicht in dieser ein wenig vulgären, offensichtlichen Art, wie du das tust.“
    Laura war für einige Momente sprachlos. Sie hatte vieles erwartet, aber nicht diese Impertinenz. „Was fällt dir ein, so mit mir zu sprechen!“
    Wenn Sofia sie zuvor schon mit ihrer Bemerkung über den Haushalt hatte treffen können, so saß der Schmerz jetzt noch tiefer und war weitaus heftiger. Eine oder sogar mehrere Mätressen! Hatte sie sich einer Selbsttäuschung hingegeben, indem sie angenommen hatte, Domenico hätte das Verhältnis zu Nicoletta Martinelli gelöst? Oder war dies nur eine gezielte Bosheit einer anderen, weiteren Geliebten?
    Sofia hob die Lider über ihrem unschuldigen blauen Augenpaar. „Ich meine es nur gut, Laura, das musst du mir glauben! Domenico hat heute, nachdem du das Haus verlassen hast, mehrmals nach dir gefragt.“ Sie zuckte die hübschen Schultern. „Ich habe natürlich mein Möglichstes getan, um keinen Verdacht aufkommen zu lassen und habe ihm gesagt, dass du zweifellos zu einer lieben Freundin gegangen bist und darüber die Zeit vergessen hast, aber er war sehr ... nun, sehr beunruhigt und ungehalten über dein langes Ausbleiben. Und er wäre zweifellos irritiert über das derangierte Aussehen, mit dem du wieder heimgekommen bist.“
    Laura fühlte, wie unter der Lähmung, die Sofias vorige Worte in ihr ausgelöst hatten, unbändiger Zorn über diese Unverschämtheit und offensichtliche Lüge in ihr hochstieg.
    Sofia merkte oder wollte nichts merken, sie plapperte einfach weiter. „Nicht, dass ich auch nur ein Sterbenswörtchen sagen würde, aber irgendwann muss es ihm auch auffallen, wie vertraut du und Ottavio miteinander seid. Wie oft er hier im Haus zu finden ist, wenn Domenico ausgegangen ist. Ein wirklich reizender Mann, Domenicos Vetter, mit sehr eleganten Manieren, aber ...“
    Laura sprang auf. „Ich glaube, du hast schon genug gesagt, Sofia. Mehr als dir zusteht. Und nun verlasse bitte mein Zimmer, ich möchte mich anziehen. Marina holt mich am Abend ab. Wir gehen auf einen Ball.“
    Sofia erhob sich, ganz gekränkte Unschuld. „Nun ja. Ich hoffe, du weißt, was du tust, Laura. Wir werden uns ja am Ball sehen.“ Sie wandte sich um und

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