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Laura - Venezianisches Maskenspiel

Titel: Laura - Venezianisches Maskenspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Vara
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nachzudenken. Er war überrascht gewesen von ihrer Frage und seiner eigenen Reaktion darauf. Denn in diesem Moment war ihm klar geworden, dass er seine Frau nicht nur begehrte, nicht nur ihren Körper wollte und die Leidenschaft suchte, die sie in ihm bewirkte, ihr nicht nur liebevolle Zuneigung entgegenbrachte, wie er bisher angenommen hatte, sondern er sie tatsächlich liebte. Er hatte schon längere Zeit über dieses Gefühl nachgegrübelt, aber die endgültige Erkenntnis war verblüffend und beunruhigend zugleich gewesen. Allerdings hatte er ihr seine Gefühle nicht als ihr Cavaliere gestehen wollen, sondern als ihr Ehemann, und das hatte ihn etwas unwirsch reagieren lassen. Er wollte als ihr Mann vor ihr stehen, wenn er es ihr gestand und nicht als heimlicher Geliebter. Irritiert stellte er fest, dass er tatsächlich so etwas wie Eifersucht auf sich selbst verspürte. Er rieb sich mit einem schiefen Grinsen das Kinn. Anstatt Laura eine Lektion zu erteilen, sah er sich immer mehr in seine Liebe zu ihr verstrickt und seine Lüge und das von ihm ersonnene Spiel war auf ihn selbst zurückgefallen.
    „Es ist die beste Lösung“, hörte er hinter sich Paolo sagen. Seine Worte brachten ihn wieder aus seinen eigenen Grübeleien zurück und zu dem Grund, der ihn hierher, zu seinem Freund, geführt hatte. „Du weißt selbst, dass es völlig unmöglich ist, sie zu heiraten.“
    Er wandte sich zu Paolo um und studierte das schwermütige Gesicht seines sonst so lebenslustigen Freundes. „Du würdest tatsächlich wollen, dass ein anderer die Frau heiratet, die du liebst?“ Paolo war eben jener Freund, der ihm – ohne viel zu fragen – diese paar Tage, in denen er Laura gegenüber vorgegeben hatte die Stadt zu verlassen, Unterkunft gewährt hatte. Sein Diener hatte ihn getroffen, als er gerade sein Haus betreten wollte, und hatte ihm die Bitte überbracht, ihn zu besuchen. Und als er gekommen war, hatte er seinen Freund in tiefster Niedergeschlagenheit vorgefunden. Schuld daran war natürlich eine Frau, eine heimliche Geliebte. Und eine solche, wurde sich Domenico aus eigener, bitterer Erfahrung plötzlich klar, brachten einem Mann mehr Probleme ein als vermutlich fünf offizielle Ehefrauen.
    „Ihre Familie ist nicht standesgemäß, wir würden niemals vom Rat die Erlaubnis zur Hochzeit erhalten“, sprach Paolo weiter. „Und wenn ich mich darüber hinwegsetze, verliere ich meinen Stand, meinen Status als Patrizier. Das würde der Familie schaden, und das lässt meine Pflicht ihr gegenüber nicht zu. Auch nicht meiner Pflicht der Republik gegenüber, die jetzt mehr denn je jedes aufrechten Mannes bedarf. Ich bin, was meine Liebe betrifft, ohnehin schon sehr weit gegangen“, fügte er leiser hinzu.
    „Ich würde das nicht tun“, sagte Domenico ruhig. „Ich könnte es nicht ertragen, die Frau, die ich liebe, mit einem anderen verheiratet zu sehen. Mir vorzustellen, dass er das Recht hat, sie jede Nacht in den Armen zu halten und zweifellos auch davon Gebrauch macht.“ Er warf wieder einen Blick hinüber, wo Laura stand, seine Frau, bei der er schon darauf achten würde, dass ihr niemand zu nahe kam.
    „Meine Familie hat nicht den Einfluss der deinen, dass ich es mir leisten könnte, über die Traditionen hinwegzusehen“, erwiderte Paolo.
    Domenico winkte ungeduldig ab. „Meine Familie hat keinen großen Einfluss, das weißt du sehr wohl. Dazu sind wir nicht reich genug. Aber du irrst dich, wenn du annimmst, ich hätte mich über die Traditionen hinweggesetzt. Laura entstammt einer Patrizierfamilie. Ihre Vorfahren waren keine von denen, die in den letzten Kriegen ins Goldene Buch eingetragen wurden, nur weil sie in der Lage waren, sich die Erhebung in den Adelsstand einhunderttausend Dukaten kosten zu lassen. Die Familie ist alter venezianischer Adel, auch wenn es ihr Großvater und ihr Vater geschafft haben, das letzte von dem zu verprassen, was sie noch an Reichtum hatten. Und du täuschst dich ebenfalls“, fügte er nach kurzem Zögern hinzu, „wenn du annimmst, ich hätte sie aus Zuneigung geheiratet. Es war Berechnung. Ich wollte keine dieser Frauen heiraten, die nur darauf warten, ihren Ehemann mit einem Geliebten zu hintergehen, und darüber hinaus noch Affären neben dem Geliebten haben. Ich wollte eine unverdorbene Frau, deshalb habe ich sie gewählt.“
    „Und ich hätte keine bessere Wahl treffen können“, dachte er voller Genugtuung, sie dabei beobachtend, wie sie ein kleines Tüchlein hervorzog

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