Laura - Venezianisches Maskenspiel
rauschte zur Tür hin. „Viel Spaß beim Glücksspiel.“ Sie betonte das letzte Wort auf seltsame Weise und Laura brauchte nicht lange nachzudenken, um den Doppelsinn darin zu verstehen.
Sie stand einige Sekunden lang starr da, dann schob sie den Morgenmantel von den Schultern. Anna, die einen sehr grimmigen Gesichtsausdruck aufgesetzt hatte, nahm das zurechtgelegte Mieder in die Hand. „So eine ...“, murmelte sie feindselig.
Laura hob die Hand. „Nein, ich will kein Wort mehr darüber hören. Es ist schon ärgerlich genug!“ Sie strich sich eine kleine Locke, die Anna neckisch hatte über die Schläfe fallen lassen, aus dem Gesicht und blickte dabei in den Spiegel. Da sah sie Sofia, die zwar den Raum verlassen, aber die Tür nicht hinter sich geschlossen hatte, sondern noch im Gang stand und hereinblickte. Der Blick der jungen Frau glitt über ihren nackten Körper, langsam, abschätzend, nahm jede Wölbung war. Es war ein Ausdruck darin, der Laura ein Frösteln über den Rücken jagte. Sie legte die Arme um ihren Körper.
Anna drehte sich um, als sie bemerkte, dass ihre Herrin zur Tür starrte. Sie machte ein finsteres Gesicht, ging zur Tür und wollte sie schließen, aber Sofia drückte sie noch einmal auf. „An deiner Stelle, Laura“, sagte sie mit einem süffisanten Lächeln, „würde ich Domenico fragen, von wem der parfümierte Brief ist, der zuvor von einem Boten abgegeben wurde. Vielleicht von der Frau, die er jetzt immer heimlich und regelmäßig trifft?“
Anna warf einfach die Tür zu und schob energisch den Riegel vor. Dann kam sie wieder zurück. „Das ist ein ganz durchtriebenes Ding“, sagte sie leise.
„Nehmt Euch vor der in Acht, siora. Die lügt nicht nur, sondern ist auch intrigant und bösartig.“ Als Laura keine Antwort gab, sondern sich nur schweigend ins Mieder und die Unterröcke helfen ließ – in Gedanken bei diesem parfümierten Brief – sprach Anna weiter: „Und sie ist irgendwie komisch. Am liebsten hätte ich sie ins Feuer gestoßen, als sie von ihren Bediensteten sprach. Habt Ihr schon ihre Zofe gesehen? Ein kleines, verschrecktes Ding ist das.“ Anna sah sich um, als fürchtete sie, dass Sofia durch den Türspalt gekrochen kam. „Sie bestraft sie.“
„Bestrafen?“ Laura fiel etwas am Unterton ihrer Stimme auf.
Anna nickte heftig. „Jawohl! Ich habe das Mädchen einmal nackt gesehen, als sie sich gewaschen hat. Sie hatte Striemen am Rücken und auf ihrem Hintern.“
Laura riss die Augen auf. „Sie schlägt sie?!“
Anna zuckte mit den Schultern. „Die ganze Dienerschaft flüstert schon darüber.“ Ihre um einige Jahre ältere Zofe streichelte mütterlich über ihre Wange.
„Vielleicht solltet Ihr den Herrn bitten, mit Euch auf sein Landgut zu fahren, meine liebe Signora. Es soll sehr schön dort sein, hat mir die Zofe der patrona erzählt. Friedlich. Und ich habe gehört, wie der Herr zu seiner Mutter gesagt hat, dass er bald wieder einmal dort nach dem Rechten sehen will. Und“, fügte sie dann blinzelnd hinzu, „ich finde, Ihr solltet ihn nicht alleine reisen lassen.“
* * *
Domenico stand an einem der Fenster von Paolos Palazzo und sah aufmerksam hinaus. Schräg gegenüber, auf der anderen Seite des Kanals, befand sich sein eigenes Haus, und er sah im Schein der Fackeln und Laternen Laura, die am Fenster lehnte und etwas beobachtete. Anna, ihre Zofe, trat neben sie. Die beiden lachten, und Domenico fühlte eine Welle der Zuneigung in sich aufsteigen. Wie schön sie war. Sie trug ein sehr elegantes Ballkleid, das dunkle Haar war hochgesteckt, einige Seidenblüten und Perlen waren darin, mehr nicht. Alles ganz schlicht und so überwältigend in der Wirkung. Er drehte nachdenklich die schwarze Maske in der Hand, die er in der Eile seines Aufbruchs, als er Laura hatte folgen wollen, irrtümlich vom Tisch genommen und dabei die Maske seines Vetters erwischt hatte. Er hatte sich jedoch nicht mehr die Zeit genommen, seine eigene zu holen, sondern hatte sie einfach energisch mit einem Tuch abgewischt – als hätte Ottavio eine ansteckende Krankheit – und aufgesetzt. Kein Wunder, dass dieses Frauenzimmer auf der Straße sie beide dann verwechselt hatte. Sie hatten ungefähr die gleiche Gestalt, und Ottavio war in gewissen Vierteln bekannt und berüchtigt und mit seiner schwarzen Maske bestimmt kein unbekannter Anblick.
Er war, nachdem Laura ihn dann einfach hatte stehen lassen, noch ziellos durch die Straßen und über die Brücken gelaufen, um
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