Laura - Venezianisches Maskenspiel
Verlassen der Gondel kaum beobachtet werden konnte.
„Das geht leider nicht“, sagte sie bedauernd. „Ich muss heim.“ Ein Kichern stieg wieder in ihrer Kehle hoch, als sie weitersprach. „Mein Mann ist dieses Mal nicht verreist und er würde bestimmt misstrauisch werden.“
„Über Euren Mann machen wir uns später Gedanken“, erwiderte er. Seine Stimme klang dunkel, vielversprechend und ein wenig angespannt, als er ihre Röcke hob und darunter den Fuß suchte, um ihr den fehlenden Schuh darüberzustreifen. Er sprang aus der Gondel, zog einen schweren Schlüssel heraus, sperrte auf und stieß die Tür auf. Dann half er Laura auszusteigen und duckte sich hinter ihr durch das enge und niedrige Tor. Sie gingen eine schmale Treppe hinauf und erreichten die Vorhalle.
Er zog sie rasch die Treppe empor und riss sie, im Schlafzimmer angekommen, in seine Arme. Sie lachte ihn an, als er den Kopf zu ihr hinunterbeugte und dabei mit seiner Maske an sie anstieß. „Vielleicht wäre es doch weiser, auf die Verkleidung zu verzichten, mein geheimnisvoller französischer Gesandter? Vor welchen Blicken habt Ihr hier Angst? Wer außer mir könnte es verraten? Oder habt Ihr etwa einige Spione des Rates oder gar einen Inquisitor hier verborgen?“ Sie sah mit einem Seufzen zu, wie er ungeduldig das schwarze Tuch aus seiner Jacke zog. „Mein lieber Cavaliere, wenn Ihr doch auf dieses Spiel verzichten könntet. Es ist nicht nötig, glaubt mir.“
„Nur noch dieses eine Mal, meine Geliebte.“ Seine Stimme klang drängend.
„Und danach ...“ Das Tuch legte sich um ihre Augen, als er sie jedoch an sich ziehen wollte, trat sie einen Schritt zurück.
„Weshalb unterhaltet Ihr Euch nicht ein wenig mit mir?“
„Unterhalten?“ Das klang ungläubig. „Jetzt?! Worüber denn?“
„Ich weiß auch nicht“, sagte Laura etwas unsicher. „Aber … es würde mich freuen …“
„Mit einer reizvollen Frau im Arm redet man nicht“, kam es unduldsam zurück.
Gleich darauf spürte sie wieder seine Lippen auf ihrem Hals, seine Hände glitten über ihren Körper. „Aber … es … wäre einmal etwas anderes für mich“, stotterte sie, einerseits schon halb überwältigt von seinen Berührungen und ihrer Sehnsucht nach seinen Händen und seinem Körper und andererseits getrieben von dem Wunsch, ihrer beider Beziehung auch in einem anderen Sinn zu vertiefen. „Mein Mann zum Beispiel unterhält sich kaum mit mir ...“ Sie hätte jetzt, in diesem Moment, so gerne die Wahrheit von ihm gehört. Wünschte sich so sehr, dass er die Maskerade ablegte.
Seine Lippen waren gerade damit beschäftigt, sich durch den Stoff ihres Kleides an ihrer rechten Brustwarze festzusaugen, und es war nur ein unverständliches Brummen, das ihr antwortete.
„Ich bin ihm zu dumm“, setzte sie hinzu, dabei nach seinem Kopf tastend und zart mit den Fingern durch sein Haar fahrend, „das habe ich schon lange gemerkt, aber bei Euch würde es mich schmerzen, wenn Ihr bei der Liebe, die Ihr mir in Euren Briefen geschworen habt, nicht etwas mehr für mich empfinden würdet als … reine Wollust.“
Er hob den Kopf, und sie spürte, wie er sie ansah. „Ich habe Euch nie von Liebe geschrieben“, sagte er endlich nach langen Momenten des Schweigens. „Nur von Leidenschaft, und dass ich Euch und Eure Schönheit anbete.“
„Ist … da ein so großer Unterschied?“ Wieder ein längeres Schweigen.
„Das heißt also, dass ich von Euch keine Liebe erwarten darf?“, fragte sie schüchtern, als er nicht antwortete.
„Was erwartet Ihr?“, fragte er endlich. „Eine Liebeserklärung wie von einem der Komödianten, wie sie auf der Piazza zu finden sind und dort vor dem Volk ihre Vorstellungen geben? Ich bin eben kein Mann, der Euch dumme Dinge ins Ohr flüstert, die Euren romantischen Vorstellungen gefallen, ohne ernst zu sein“, fuhr er gereizt fort. „Wenn ich einer Frau sage, dass ich sie liebe, dann ist das die Wahrheit. Eine Wahrheit, die sich nicht mehr ändern wird, solange ich lebe!“
„Und dessen seid Ihr Euch bei mir nicht sicher?“
„Das habe ich nicht gesagt, aber es ist immerhin ein Unterschied, ob ...“, fing er heftig an, unterbrach sich dann jedoch.
Laura wartete darauf, dass er weiter sprach. Als er sich jedoch in Schweigen hüllte, wandte sie ihm den Rücken zu und zog das Tuch von ihren Augen. Sie ließ es auf den Boden fallen und griff nach ihrem Mantel, der über einem Stuhl lag, ohne auch nur den Versuch zu machen, ihren
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