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Lauras Liebhaber

Lauras Liebhaber

Titel: Lauras Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
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was Laura anziehen sollte. Sie sollte schon ein bisschen sexy aussehen, aber nicht wie ein Flittchen; elegant und modisch, aber nicht wie ein Fashion Victim. Schließlich hatte Chloe entschieden, dass Jeans, ein enges T-Shirt und ein lässig geschnittener Blazer das perfekte Outfit für den ersten Tag waren. Sie hatte schon beschlossen, Laura einen Blazer von sich zu leihen, da sie ihr zwar empfohlen hatte, einen im Internet zu bestellen, dieser aber noch nicht da war.
    Sie reihte die Sachen auf dem Bett auf, stellte die Schuhe auf den Boden und schielte zur Unterwäscheschublade und überlegte, ob sie diese auch noch dazulegen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Sie wünschte sich, Laura könnte High Heels oder Ballerinas tragen, da das Wetter aber eher nach Schneeregen und matschigen Gehsteigen aussah, konnte sie ihr das wohl kaum zumuten.
    Dann kam Laura ins Zimmer gestolpert, die nassen Haare nach hinten gekämmt, in ein großes Handtuch gewickelt und völlig gestresst. »Wie spät ist es?«
    »Der Kurs fängt in zehn Minuten an. Entspann dich, das ist nicht die Schule, du kannst auch ein paar Minuten zu spät kommen. Am ersten Tag sind es ja eh meistens nur Blabla und Vorstellungen, keine Sorge.« Sie wies aufs Bett, aber Laura beachtete sie gar nicht, sondern wühlte in der Schublade mit der Unterwäsche herum.
    Chloe zuckte mit den Schultern und verließ den Raum. In der Küche nahm sie die Kaffeekanne und goss noch Kaffee in einen To-Go-Becher; den würde Laura brauchen. Sie selbst nahm einen Schluck Kaffee aus ihrer Tasse, als Laura, die sich gerade noch die Hose schloss, ins Bad eilte; eine Sekunde später erklang schon das Geräusch des Föhns.
    Als Laura schließlich mit Mantel und Tasche auf der Straße stand, sorgfältig in Schal und Mütze gepackt, musste sie sich erst einen Augenblick orientieren, bevor sie wusste, in welche Richtung sie rennen musste. Sie würde sicherlich zu spät kommen, die Frage war nur, wie viel.
    Für einen kurzen Moment beneidete sie Chloe, die nach eigenen Angaben immer den Montag frei ließ, um Besorgungen zu erledigen, Wäsche zu waschen, Projekte zu beenden und zu malen. Allerdings hatte Chloe auch schon alle Pflichtkurse erledigt und würde nächstes Jahr im Sommer ihre erste eigene Ausstellung als Malerin haben. Das hatte sie gestern Abend ein wenig stolz erzählt. Sie hatte sogar schon ein Bild verkauft, aber das war eher die Ausnahme bei Studenten. Sie hätte einfach Glück gehabt, hatte sie gemeint.
    Was Laura natürlich nicht wusste, war, dass Chloe den Montag auch deswegen frei ließ, weil sie montags einen Stammkunden hatte, der sich alle zwei Wochen vom Wochenende mit seiner Frau erholen musste. Heute war nicht dieser Montag, aber trotzdem nutzte sie die Zeit gern für sich.
    Das Auto hupte wütend, als Laura schnell noch die Straße überqueren wollte, obwohl die Fußgängerampel schon auf Rot umgesprungen war. Mit gesenktem Kopf ignorierte sie das Hupen und schaute auch nicht nach rechts zu dem Auto hinüber, aus Furcht, es könnte ein Polizeiwagen sein.
    Chloe hatte ihr schon gestern Abend genau den Weg erklärt, als Laura darüber gejammert hatte, wie schlimm es war, irgendwo neu zu sein und hilflos herumzuirren.
    Endlich hatte Laura das Gebäude erreicht und sprintete, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hoch. In den zweiten Stock musste sie und an der merkwürdigen Skulptur rechts zur dritten Tür auf der linken Seite.
    Laura hoffte, sie würde die besagte Skulptur auch erkennen. Doch sie war noch nicht ganz die Treppe hinauf, da sah sie bereits das Gebilde aus Beton, Draht und künstlichem Stroh. Sie hatte nicht die Zeit, es ausgiebig zu bewundern, stimmte aber Chloe zu, die das Ganze als eingestürzte Scheune beschrieben hatte.
    Vor der Tür blieb sie stehen, atmete tief ein und aus, um ihren beschleunigten Atem zu beruhigen, und öffnete die Tür. Chloe hatte ihr gesagt, ja nicht zu klopfen und den Dozenten zu stören, sondern einfach so hineinzuhuschen. Die meisten Dozenten ignorierten zu spät kommende Studenten. Laura hatte gedacht, sie könnte sich einfach hineinschleichen – aber weit gefehlt.
    In dem Moment, in dem sie die Tür öffnete, waren sechzehn Augenpaare auf sie gerichtet. Die meisten Studenten saßen auf Stühlen und Hockern, nur einer stand vorn neben dem Dozenten. Zumindest vermutete Laura, dass es sich bei dem Mann in dem dunklen Jackett und den Jeans um den Dozenten handelte. Er sah ihr direkt in die Augen, und Laura

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