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Lauras Liebhaber

Lauras Liebhaber

Titel: Lauras Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
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nur die Bestnoten bekommt und um sie herumscharwenzeln muss, auch außerhalb des Kursraumes. Anstrengend. Hm, Madeleine David kenne ich nicht, und ich glaube, Peter Shaw ist ganz neu dabei. Die anderen Namen sagen mir auch nichts, aber ich glaube, das liegt an der Fachrichtung. Ich schätze mal, das sind dann wohl die Graphiker.«
    Chloe gab Laura den Plan zurück, diese schaute darauf und seufzte. »Gut, dann schmeiße ich auf jeden Fall den Kurs bei Miss Willkens und bei Mr Shaw raus, die habe ich eigentlich eh nur als Lückenfüller genommen.« Sie grübelte noch ein wenig über dem Plan und dachte laut nach. »Vielleicht sollte ich den ersten Kurs morgen früh auch schmeißen, den bei – wie hieß er noch gleich – Mr Culper. Mir ist sowieso nicht so wohl beim Aktzeichnen, glaube ich.«
    Chloe versuchte, so ruhig und desinteressiert wie möglich zu wirken, und zuckte lässig mit den Schultern, obwohl ihr Herzschlag sich deutlich beschleunigt hatte. »Musst du wissen, aber es ist sowieso ein Pflichtkurs, da kannst du den auch gleich hinter dich bringen, immerhin ist er wenigstens ein guter Dozent. Und ich glaube, im nächsten Semester gibt Miss David den Kurs; die beiden wechseln sich mit den Pflichtkursen immer ab.«
    In dem Moment klingelte es. Chloe stand auf, nahm unterwegs ihre Geldbörse aus ihrer Tasche und ließ per Gegensprechanlage den Lieferanten ins Haus. Äußerlich schien sie ruhig, aber innerlich rief alles in ihr: Du musst den Kurs nehmen, Laura, du musst den Kurs nehmen!
    Als Chloe vorsichtig mit den Salatschalen auf den Händen und Weinflaschen unter den Armen wieder hereinkam, sah sie, dass Laura immer noch auf einem Stift herumkaute und mit leerem Blick auf den Stundenplan starrte. Sie balancierte das Essen in die Küche und schaffte es glücklicherweise, alles heil auf die Arbeitsplatte zu bugsieren. Sie richtete den Salat auf Tellern an, zuvor öffnete sie allerdings beide Flaschen Wein, damit dieser atmen konnte. Sie füllte die erste Flasche in eine Karaffe und schenkte dann zwei Gläser ein. Danach brachte sie nacheinander die Teller, Besteck, Servietten und den Wein ins Wohnzimmer.
    »Dir macht es doch nichts aus, hier vor dem Fernseher zu essen, oder willst du lieber in der Küche essen?«
    »Nein, hier ist schon okay, wir wollten doch eh diese Show gucken.«
    Chloe ließ sich aufs Sofa sinken. Ihr Herz klopfte immer noch wie wild. Doch sie wollte nicht noch einmal mit dem Thema anfangen, sonst würde sich Laura nachher wundern, warum Chloe so versessen darauf war, dass sie unbedingt diesen Kurs besuchen sollte. Chloe räusperte sich, weil ihr Hals so trocken war, und trank einen Schluck Wein.
    Und genau in diesem Augenblick sagte Laura: »Du hast recht. Ich mache den Kurs. Die Idee des Aktzeichnens reizt mich schon. Ich habe nur Angst, dass ich irgendwie verlegen werde, oder so. Aber wenn ich den Kurs auch noch streiche, dann habe ich so wenig.« Sie schaute noch mal auf den Stundenplan. »Außerdem habe ich sowieso schon Mittwoch und Freitag frei, ist das nicht zu viel?«
    Chloe lachte auf. Sie wies mit dem Finger auf Laura und sagte trocken: »Glaub mir, die freien Tage wirst du auch brauchen. Die brummen einem mächtig viel Arbeit auf, Zeichnungen und Skizzen lassen sich nicht in ein paar Minuten anfertigen, und Zusammenfassungen von Kapiteln über Kunsttheorie schreiben sich leider auch nicht von allein. Aber ich will dir jetzt nicht Angst machen. Ja, es ist Arbeit, ja, du wirst es manchmal hassen – aber das ist es wert. Wenn du dein erstes Bild in den Händen hältst oder die Graphik, auf die du so richtig stolz bist, dann ist das alles vergessen.«
    Laura griff nach ihrem Glas Wein, nahm einen kleinen Schluck und kicherte.
    »Was? Was ist los?«, wollte Chloe wissen. »Nichts … nur, also sagen das nicht immer Eltern über kleine Babys, von wegen: Klar schreien sie, und du kannst nie wieder eine Nacht durchschlafen, aber wenn sie dich dann anlächeln, dann ist das alles vergessen.«
    Da musste auch Chloe lächeln, die jetzt sowieso etwas ausgelassener war, nachdem Laura sich für Roberts Kurs entschieden hatte. Jetzt musste sie nur noch für das Zuspätkommen sorgen, aber das war definitiv das kleinere Problem.

3.
    Als Laura am nächsten Morgen aufwachte, spürte sie zugleich, wie trocken ihr Mund war. Ihre Zunge fühlte sich wie ein pelziger Fremdkörper an, von dem sie nicht wusste, was sie damit machen sollte.
    Sie tastete mit der Hand nach der Wasserflasche, die sie

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