Lauras Liebhaber
ging immer noch schnell – sie war ein weiteres Mal gekommen, wie er zufrieden feststellte. Dann setzte er sich in den Sessel, über den er vorher so achtlos seine Sachen geworfen hatte.
Irgendwann hielt Robert es nicht mehr aus. Er zog seine Sachen an, warf einen letzten Blick aufs Bett, wo Laura eingeschlafen war, und verließ den Raum. Nachdem er die Tür leise hinter sich geschlossen hatte, atmete er tief aus und schüttelte unwillig den Kopf. Dann straffte er die Schultern und verließ den Club, um nach Hause zu fahren.
Er hatte Laura die ganze Zeit beim Schlafen beobachtet und konnte sich einfach nicht an ihr sattsehen. Sie war so jung und so schön und leidenschaftlich. Plötzlich überkam ihn ein merkwürdiges Gefühl, dass er so vorher noch nicht verspürt hatte: Er hatte Angst. Angst, dass er ihr nicht genug sein könnte. Sie war so jung und hatte diese Leichtigkeit an sich.
Wie lange hatte sie an der Bar gestanden, und wie viele Männer hatten sie bewundert, bis sie einen von ihnen erhörte? Wie sollte er da mithalten? Sicher würde sie sich schon bald mit ihm langweilen und sich von ihm abwenden. Nach Liz konnte er das sicher nicht noch einmal verkraften – er war nicht der Typ, der Frauen einfach der Reihe nach abarbeitete. Sie bekamen seine volle Aufmerksamkeit und Leidenschaft zu spüren, aber er war einfach zu besitzergreifend und eifersüchtig für eine Frau wie Laura.
Als sie sich ihm hingegeben hatte, hatte er gespürt, wie viel Leidenschaft in ihr verborgen war. Nein, das ging so nicht. Er brauchte erst einmal Ruhe zum Nachdenken.
6.
Aus dem Fenster des Taxis heraus konnte Laura sehen, wie die Straßen allmählich voller wurden und das geschäftige Treiben einsetzte. Es war vier Uhr morgens, und auf den Scheiben perlten die Tropfen herunter. Wieder einmal dieser merkwürdige Schneeregen, der im Moment das Wetter zu beherrschen schien. Laura schloss die Augen und lehnte ihre heiße Stirn an die kühle Scheibe.
Als sie aufgewacht war, hatte sie ein Lächeln auf den Lippen gehabt. So lange, bis sie feststellen musste, dass sie allein in dem Zimmer und Robert weg war. Sie hatte sich angezogen und lief noch eine Viertelstunde untätig im Zimmer herum – obwohl sie bereits gewusst hatte, dass er nicht mehr kommen würde. Im Club war es leer geworden, auch dort konnte sie ihn nicht entdecken. Plötzlich überkam sie Müdigkeit, vermischt mit ein wenig Traurigkeit und Sehnsucht, einem leisen Gefühl der Leere. Sie verließ den Club, niemand sprach sie an, niemand beachtete sie, und sie nahm ein Taxi.
Als sie die Wohnungstür aufschloss, überlegte sie, was sie Chloe sagen sollte. Doch Chloes Zimmertür stand offen, das Bett war noch immer ordentlich gemacht. Alles sah aus wie am Abend zuvor, als sie zusammen die Wohnung verlassen hatten. Irgendwie war Laura erleichtert, so konnte sie jetzt erst einmal schlafen gehen und selbst in Ruhe über alles nachdenken.
Ihr Wecker zeigte 10 . 30 Uhr, als sie wieder aufwachte. Sie hatte unruhig geschlafen und sich oft hin- und hergewälzt, kaum Entspannung gefunden.
In Jogginghose und T-Shirt schlurfte sie ins Wohnzimmer. Dort saß Chloe wie aus dem Ei gepellt auf der Couch, nippte an einem Kaffee und blätterte in einer Zeitschrift. Als sie Laura bemerkte, warf sie das Magazin auf den Couchtisch und strahlte sie erwartungsvoll an.
Laura wies mit dem Finger auf sie. »Du machst mich wirklich fertig. Ich war um kurz vor fünf zu Hause, und du warst nicht hier. Ich habe es gerade noch so geschafft, mich abzuschminken und meine Zähne mit der Zahnbürste in Berührung zu bringen, bevor ich praktisch im Stehen eingeschlafen bin. Jetzt stehe ich hier und fühle mich wie ein Zombie und du, die – nur zur Erinnerung – um fünf noch nicht einmal hier war, sitzt duftig und geschminkt auf der Couch. Das ist doch krank.«
Chloe zog eine Schnute. »Alles eine Frage der Übung. Erzähl mir von deinem Abend. Los! Los! Ich sterbe gleich vor Neugier.«
Laura gähnte so heftig, dass ihr Kiefer knackte. Erschrocken legte sie die Hand an die Wange. »Ich brauche erst mal einen Kaffee.«
Sie schlurfte in die Küche fragte sich, wie viel von gestern Abend sie eigentlich erzählen sollte. Sie seufzte und goss sich Kaffee ein. Jetzt, da sie wieder einigermaßen klar denken konnte, war sie entsetzt über ihr Verhalten vom gestrigen Abend – allerdings nicht so sehr wie über das von Robert. Sie schüttelte unwillig den Kopf. Am besten sie erzählte Chloe alles,
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