Lauras Liebhaber
Laut aus, als es an der Tür klopfte.
»Chloe, Carl ist am Telefon.«
Sie seufzte und rief durch die geschlossene Tür: »Kannst du ihn vielleicht fragen, was er will? Meine Hände sind total nass, und ich habe eine Gesichtsmaske drauf.«
Durch die Tür drang gedämpftes Gemurmel, dann: »Er fragt, ob du Freitagabend mit ihm und ein paar Freunden essen gehen willst.«
»Kommt Bernadette mit?«
»Was?«, rief Laura zurück, sie hatte Chloes Antwort nicht verstanden, traute sich aber nicht, das Bad zu betreten, seit sie Chloe dort mit Maxine überrascht hatte.
»Komm doch rein, dann muss ich nicht so schreien.«
Laura öffnete die Tür. Heißer Dampf schlug ihr entgegen und der Geruch von Mandel-Honig-Schaumbad. Chloes zarte Schultern ragten aus dem Wasser, die Haare hatte sie sich hochgesteckt, damit sie nicht nass wurden. Und als sie den Kopf zu Laura wandte, musste diese kichern.
»Hey, Carl! Chloe sieht aus wie ein Schlumpf!«
Chloe verzog das Gesicht. »Das ist eine ganz schön teure Maske – ich kann nichts dafür, dass sie blau ist.« Sie wedelte mit der Hand. »Jetzt frag Carl schon, ob Bernadette mitkommt.«
»Nein, sagt er.«
»Wo soll’s hingehen und wie spät?«
Laura wiederholte die Fragen für Carl und erstattete Bericht: »Neun Uhr abends im Maxwell’s.«
Chloe brummte zustimmend. »Geht klar. Willst du auch mitkommen?«
Ohne darüber nachzudenken, sagte Laura ins Telefon: »Chloe meint, dass es in Ordnung geht und fragt, ob du auch mitkommen willst.«
Erst, als sie Carls tiefes Lachen hörte, wurde ihr bewusst, dass die Frage vermutlich an sie gerichtet gewesen war. »Klar, komme ich mit, wenn Carl nichts dagegen hat.«
Carl am anderen Ende der Leitung antwortete: »Nicht das Geringste, Baby, je mehr hübsche Leute, desto besser. Sag Chloe, sie soll nicht so lange vor sich hin schrumpeln. Bis Freitag, bye.« Dann legte er auf.
Laura freute sich, dass Carl sie für hübsch hielt – vielleicht war das sogar ein besseres Lob als von einem heterosexuellen Mann.
»Und, was hat Carl noch gesagt?«
»Du sollst nicht so lange vor dich hin schrumpeln.«
Chloe machte einen empörten Gesichtsausdruck. »Pah, dem werd ich helfen. An mir ist noch lange nichts schrumpelig.«
Laura konnte nicht anders, als ihren Blick über Chloes Körper gleiten zu lassen – an ihrem Körper war wahrhaftig nichts Schrumpeliges zu erkennen. Ihr wurde bewusst, dass sie starrte, doch trotzdem konnte sie den Blick nicht abwenden. Chloes Körper erschien ihr nahezu perfekt. Sie hatte zwar schon die Bilder gesehen, die Carl von Chloe gemacht hatte, doch auf diesen waren die zarten Nippel und der verführerische Schoß gar nicht zu sehen gewesen.
Aus Angst, Chloe könnte ihr diese Gedanken an der Nasenspitze ablesen, wendete Laura schnell das Gesicht ab. Was habe ich nur für Gedanken, schalt sie sich insgeheim.
Nachdem Laura mit einer schnellen Verabschiedung und der Ausrede, das Telefon nicht zu lange dem Wasserdampf im Bad aussetzen zu wollen, die Flucht ergriffen hatte, überlegte Chloe, ob es nicht vielleicht doch irgendwann zwischen ihr und Laura passieren würde.
Nicht, dass es bisher an Chloe gelegen hätte, dass sie noch keinen Sex gehabt hatten – sie wollte ihre neue Freundin nur nicht überfordern –, aber so wie Laura sie gerade gemustert hatte, um anschließend aus dem Bad zu stürzen, schien ihre Neugier langsam geweckt zu sein. Vielleicht war es ja nur noch eine Frage der Zeit.
Chloe räkelte sich wieder in den sanft blubbernden Blasen der Whirlpooldüsen und schloss genießerisch die Augen; im Moment lief wirklich alles nach ihren Wünschen. Sie dachte nach, sie hatte Mittwoch und Donnerstag noch Kurse an der Kunstakademie und Freitag einen ihrer Stammkunden, den sie dann das letzte Mal vor Weihnachten sehen würde. Am Freitag essen zu gehen passte ihr da ganz gut in den Plan. Laura würde sich mit Carls Freunden sicher auch gut verstehen – zumal er ein paar wirklich süße Hetero-Freunde hatte. Vielleicht würde ihr ein Flirt auch bei der Entscheidung für oder gegen Robert helfen.
Als Chloe Freitag von ihrem Stammkunden kommend aus dem Taxi stieg, hoffte sie inständig, dass Laura vielleicht nicht zu Hause war. Sie schlich leise nach oben und schloss so lautlos wie möglich die Tür auf. Auf Zehenspitzen wollte sie sich schnell in ihr Zimmer stehlen und die verräterische Tüte loswerden, die sie dabeihatte.
Doch sie hatte die Tür noch nicht ganz geöffnet, da stand auch schon
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