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Lauras Liebhaber

Lauras Liebhaber

Titel: Lauras Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Rabengut
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schon eine ganze Weile nicht mehr an den Gesprächen am Tisch beteiligt hatte.
    Bevor sie etwas sagen konnte, fuhr Chloe dazwischen: »Laura hat gerade mit einem Verehrer angebandelt, da musste der Kerl doch glatt verreisen und hat sich eine Woche nicht gemeldet – bis heute. Unverschämt, oder?«
    Laura wunderte sich über Chloes unbestimmte Antwort, bis ihr klar wurde, dass sie mit einem Dozenten an der Kunstakademie schlief. Eher kein Thema, über das man sich groß ausbreitete. Sie lächelte also nur und nickte.
    Einer von Carls schwulen Freunden legte mit einer theatralischen Geste die Hand an die Stirn. »Männer! Da lassen sie dich eine ganze Woche links liegen, und kaum melden sie sich, sollst du vor Begeisterung mit dem Schwanz wedeln. Furchtbar!«
    »Was schreibt er denn?«, wollte Lauras Tischnachbar wissen.
    Sie las also die SMS vor und wartete die Kommentare ab. Der Hauptgang wurde gebracht, und die Gesellschaft ereiferte sich darüber, wie typisch männlich es war, dass niemals direkt »Ich vermisse dich« geschrieben wurde. Außerdem wurde Lauras letzte Antwort gelobt.
    Erneut brummte ihr Handy. »Sollte ich mir Sorgen machen?«, las Laura der Runde vor. »Was soll ich darauf denn zurückschreiben?«, rief sie genervt. Sie blickte in die Runde, alle aßen, tranken Wein oder schauten nur nachdenklich drein.
    »Kommt drauf an, Schätzchen: Was soll der Schuft denn denken?«, fragte Joe, Carls Kumpel.
    Laura zog die Nase kraus. »Ach, ein bisschen Eifersucht hätte er schon verdient. Dafür dass er sich die ganze Woche über nicht gemeldet hat.«
    Ehe sie es sich versah, hatte Joe ihr das Handy weggeschnappt und tippte eilig etwas. Laura blieb vor Schreck fast das Herz stehen, als sie sah, was Joe tatsächlich gesimst hatte: »Sorry, Unbekannter, Laura ist gerade mit Alex Richtung Toilette verschwunden, könnte dauern. Cheers.«
    Sie schlug entsetzt die Hand vor den Mund. Ihr Handy vibrierte fast sofort in Joes Hand, doch er hielt das Handy mit dem Display nach unten an seine Brust gepresst.
    »So, Herzchen, jetzt wird gegessen, und ihn lassen wir so lange schmoren. Keine Diskussion.«
    Laura war außer sich, dann musste sie lachen. Irgendwie geschah das Robert recht, und sie würde es ja später klarstellen. Sie zuckte mit den Schultern und begann, ihr Steak zu essen.
    Chloe machte »Oh oh«, und dann lachte auch sie.
    Laura genoss den Abend sehr. Irgendwann schob Joe mit mahnend erhobenem Zeigefinger ihr Handy wieder in ihre Tasche, sagte aber, dass sie es gefälligst dort lassen sollte, bis sie im Taxi nach Hause saß – egal, wie oft es noch vibrieren würde.
    So schwer es Laura fiel, sie stimmte dennoch zu. Sie unterhielt sich gut, und das Essen war ausgezeichnet. Der Nachtisch, eine luftige Mousse mit schwarzweißer Marmorierung, wurde gebracht, und Laura dachte, sie würde gleich platzen. Nach dem Essen tranken sie noch einen Espresso zusammen.
    Als die Ersten langsam andeuteten, dass sie müde waren, war es weit nach Mitternacht. Sie hatten vorher ausgemacht, die Rechnung untereinander zu teilen. Als sie gebracht wurde, zückten alle ihre Geldbörsen. Der Kellner legte die Rechnung auf einem silbernen Tablett in die Mitte des Tisches, und Laura erstarrte, als sie den Betrag sah.
    Chloe merkte sofort, dass etwas nicht stimmte, denn Laura neben ihr starrte gebannt auf die Rechnung. Sie beugte sich zu ihr hinüber und fragte leise: »Ist alles okay?«
    Laura schüttelte langsam den Kopf, dabei löste sie ihren Blick noch immer nicht von der Rechnung und flüsterte: »Das ist so teuer. Ich …« Ihre Stimme brach ab.
    Chloe begriff sofort und flüsterte zurück: »Ich mach das schon, du kannst mir das dann zu Hause zurückgeben. Ruf uns doch schon mal ein Taxi.«
    Mechanisch erhob sich Laura, nahm ihre Clutch und ging auf den Ausgang zu – Chloe legte das Geld für sich und sie auf den Tisch und verabschiedete sich von der Runde. Sie ignorierte die fragenden Gesichter und entschied sich, nichts über Lauras Verhalten zu sagen. Dann erst merkte sie, dass Laura noch nicht einmal ihre Jacke von der Garderobe geholt hatte. Sie zog ihre Jacke an, nahm Lauras und verließ das Restaurant.
    Laura stand draußen auf dem Bürgersteig und starrte ins Leere.
    »Hast du ein Taxi gerufen?«
    Laura sah erstaunt hoch. »Nein, sorry.« Sie schwieg kurz. »Danke, dass du bezahlt hast. Ich habe nicht damit gerechnet, dass das Essen so teuer wäre.« Dann lachte sie bitter auf. »Ich habe noch nicht einmal genug

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