Lauras Liebhaber
›Uns‹.«
Am Abend saßen Chloe und Laura auf der Couch. Chloe mit einem Glas Rotwein. Laura hatte dankend abgelehnt. Der Tag war nahezu perfekt gewesen: Zu dritt waren sie über Flohmärkte spaziert, hatten in Cafés gesessen und am späten Nachmittag in einem Restaurant zusammen gegessen. Robert hatte sich anschließend verabschiedet und war mit einem Taxi zu sich nach Hause gefahren, um zu packen, da sein Flug früh am nächsten Morgen ging.
Chloe seufzte leise. Sie waren das perfekte Dreiergespann – im wahrsten Sinne des Wortes.
»Was ist los? Warum der Seufzer?«
Sie sah Laura an und zuckte mit den Schultern. »Ich weiß auch nicht, der Tag war irgendwie so perfekt. Schade, dass er schon um ist.«
»Ich weiß, was du meinst. Aber ich bin ehrlich gesagt froh, dass ich jetzt ein paar Minuten für mich habe. Robert ist sehr, sehr einnehmend. Keine Wertung.«
»Ja, ich weiß, und er ist verrückt nach dir, scheint mir so. Weißt du schon, was du nach den vierzehn Tagen machen wirst?«
Laura starrte auf einen unbestimmten Punkt im Wohnzimmer, schüttelte dann langsam den Kopf. »Ich habe nicht die geringste Ahnung. Ich denke, ich werde die Tage jetzt erst mal vergehen lassen und dann intuitiv entscheiden. Spontan.«
Chloe stützte ihren Ellbogen auf die Armlehne der Couch und sah Laura neugierig an. »Jetzt musst du mir aber auch alles erzählen. Wie war’s? Was hat er gesagt? Und überhaupt.«
Laura wirkte ein bisschen verlegen. »Ich war total überrascht, dass er hier war und … ach, ich kann über so was einfach nicht sprechen! Ich bin bestimmt schon ganz rot!«
Chloe schaute ein wenig enttäuscht drein, nickte aber verständnisvoll.
»Sag mir wenigstens eins: War der Sex umwerfend?«
Laura grinste verstohlen und nickte.
Chloe seufzte und beschwor ein paar Erinnerungen herauf. »Das kann ich mir vorstellen, Sex mit Robert war schon immer umwerfend.« Dann bemerkte sie, dass Laura sie schockiert anstarrte.
»Du hattest Sex mit Robert?«, rief sie.
»Hoppla!« Chloe tat ein wenig ertappt, obwohl sie das Detail mit Absicht hatte fallenlassen. »Ja, aber das ist schon ewig her und hatte gar nichts zu bedeuten.«
Laura sah verwirrt aus. »Jetzt musst du mir aber auf die Sprünge helfen: Ich dachte, du stehst auf Frauen?«
»Tu ich auch, aber ich habe auch nichts gegen einen Mann – solange er weiß, was er tut. Es hat sich damals irgendwie ergeben.« Sie machte eine kurze Pause. »Jetzt fällt es mir wieder ein: Wir waren bei Jane, und es wurde so spät, dass wir übernachten sollten. Aus irgendeinem Grund lief etwas bei der Zimmerverteilung schief, und Robert und ich landeten in einem Zimmer. Jane war nicht gut drauf, und wir wollten sie nicht noch nach dem Zubettgehen stören, also haben wir beschlossen, gemeinsam in dem Bett zu schlafen. Wir waren völlig betrunken, und irgendwann in der Nacht ist es dann passiert. Es war ziemlich großartig, und als wir wieder nüchtern waren, haben wir darüber geredet und uns gefragt, ob es wohl auch ohne Alkohol genauso umwerfend gewesen wäre. Danach haben wir ab und zu ohne Verpflichtungen miteinander geschlafen. Bist du jetzt böse?«
»Ihr habt doch keinen Sex gehabt, seit ich hier wohne, oder?«, hakte Laura nach.
Chloe verneinte, was auch der Wahrheit entsprach. Das letzte Mal war sicherlich schon sechs Monate her – abgesehen von dem Telefonsex, aber der zählte ja wohl nicht.
Laura zuckte lässig mit den Schultern. »Dann soll’s mir doch egal sein.«
Chloe konnte nicht anders, als sich zu fragen, wo Laura diese lässige Haltung hernahm. Sie schien mit ihren Gedanken sowieso woanders zu sein – vielleicht dachte sie schon wieder über Robert nach. Wer wusste das schon.
Kurze Zeit später verabschiedete Laura sich mit der Ausrede, in der Nacht zuvor kaum geschlafen zu haben und nun dringend Schlaf nachholen zu müssen.
Die erste Woche ohne Robert verging beinahe wie im Flug. Chloe freute sich immer noch, wie gut das Zusammenleben mit Laura funktionierte. Sie hatte das Gefühl, als könnten sie jederzeit über alles miteinander reden, würden sich aber nicht auf den Wecker fallen.
Was sie Laura allerdings immer noch nicht verraten hatte, war ihre Einkommensquelle. Am Dienstag hatte sie ausnahmsweise zwei Kunden hintereinander gehabt. Kurz vor Weihnachten ebbte das Geschäft in der Regel ab, deswegen wollte sie etwas vorsorgen.
Mit einer Gesichtsmaske lag sie im warmen sprudelnden Wasser und streckte sich gerade mit einem wohligen
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