Lauras Liebhaber
»Ich denke, das wirst Du bei meiner Rückkehr erleben .«
Laura: »Soll ich jetzt Angst haben?«
Robert: »Ein bisschen Ehrfurcht reicht. Gute Nacht, MEINE Dame, schlaf gut, und sei besser brav bis nächsten Freitag …«
Sie überlegte, ob sie noch einmal zurückschreiben sollte, entschied sich aber dann dagegen. Sie schüttelte den Kopf, weil Robert tatsächlich » MEINE « in großen Buchstaben geschrieben hatte.
Als sie am nächsten Morgen in die Küche kam, hatte Chloe bereits den Tisch gedeckt, Kaffee gekocht und war offensichtlich trotz des scheußlichen Wetters draußen gewesen, um frische Croissants zu holen.
»Meine Güte, du musst doch kein schlechtes Gewissen haben! Es ist nur ein Job, und ich verachte dich nicht«, sagte Laura sofort, und eine zarte Röte erschien auf Chloes Wangen.
Laura nahm Platz und trank dann einen Schluck Kaffee. Genießerisch schloss sie die Augen. »Ah, den habe ich gebraucht.«
»Ich weiß, ich habe dich schon hundertmal gefragt, aber du hast wirklich kein Problem damit?«, hakte Chloe nach.
Laura schüttelte nachdrücklich den Kopf.
»Okay, kann ich dann vielleicht mit dir auch über arbeitsbedingte Sachen sprechen? Das fehlt mir nämlich manchmal wirklich: einfach reinzukommen und loszuplappern, ohne vorsichtig sein zu müssen.« Sie sah Laura aus Dackelaugen an.
Diese kaute langsam auf dem Croissant herum, schluckte und erwiderte dann: »Klar, ich denke schon. Solange du mir nicht ausführlich alle kleinen Details mitteilen musst.«
Chloe klatschte erfreut in die Hände. »Oh, ich habe ganz vergessen zu fragen: Hast du eigentlich noch mit Robert gesimst? Ich war gestern Abend so durcheinander, dass ich gar nicht mehr daran gedacht habe.«
Laura nickte und leckte sich Marmelade vom Finger. »Er hat noch mal geschrieben, als ich schon im Bett lag – ich habe zugegebenermaßen auch nicht mehr daran gedacht nach deiner Enthüllung gestern Abend. Seine letzte SMS klang auch dementsprechend wütend, aber ich habe alles erklärt, und es schien wieder gut zu sein. Allerdings hat er geschrieben, dass ich mich auf was gefasst machen kann, wenn er wieder hier ist.« Sie zuckte mit den Schultern und biss in ihr Croissant.
»Ich bin wirklich auf Roberts Rückkehr gespannt. Meinst du, er will eine Beziehung?«, fragte Chloe.
»Ich weiß es nicht, ehrlich nicht. Aber ich bin immer noch fest entschlossen, es einfach auf mich zukommen zu lassen«, antwortete Laura, nachdem sie einen großen Schluck Kaffee getrunken hatte.
Chloe sah sie bewundernd an. Dann streckte sie sich und gähnte. »Ich muss zugeben, ich konnte gestern Abend kaum einschlafen. Ich weiß, dass alles gut ist, aber trotzdem hatte ich irgendwie Angst, dass ich aufwachen könnte und du weg bist, weil du mein Geständnis doch nicht so gut verdauen konntest.«
»Nein, das nicht. Aber ich habe mir natürlich insgeheim gewünscht, dass du irgendeinen tollen Job aus dem Ärmel schüttelst, der auch für mich was wäre. Ich muss mir wohl oder übel einen suchen, sonst halte ich mich hier nicht mehr lange über Wasser.«
Chloe räusperte sich, dann sagte sie mit einem vorsichtigen Ton in der Stimme: »Schade, dass du nicht in meinem Metier arbeitest. Meine Zuschauerin ist gerade abgesprungen, und ich habe echt keine Lust, mich nach einer Neuen umzusehen.«
Laura schaute sie mit großen Augen an. »Was ist denn bitte eine Zuschauerin?«
»Ach ja, richtig! Also eigentlich genau das, was der Name sagt: Sie kommt mit, setzt sich in einen Sessel und schaut zu. Ich habe ein paar Stammkunden, die total auf so was abfahren. In fünfundneunzig Prozent der Fälle hat sie wirklich nur zugeschaut. Hin und wieder möchte einer der Kunden, dass wir beiden Mädchen ein bisschen herumschmusen, noch nicht mal die volle Action. Sie stehen manchmal einfach sehr darauf, beobachtet zu werden.
Für mich ist es gleichzeitig auch eine Absicherung, wenn wir zu zweit dort hingehen. Ich habe zwar noch keine negative Erfahrung gemacht, aber schon genügend von Situationen gehört, in die ich absolut nicht kommen will. Du kannst den Männern und Frauen, die dich bezahlen, ja nicht hinter die Stirn sehen.«
»Das ist jetzt auf gar keinen Fall abwertend gemeint, aber ich glaube, für mich wäre das nichts.«
An Chloes Lächeln erkannte sie, dass diese schon mit genau dieser Antwort gerechnet hatte. Und nach einem kleinen Zögern fügte Laura hinzu: »Du bist ja sehr teuer, was ja im Rückschluss bedeutet, dass die meisten deiner Kunden
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