Lauras Liebhaber
Geld dabei, um die Hälfte meiner Rechnung zu begleichen.«
Ein Taxi kam langsam angefahren, und Chloe hob die Hand. Der Fahrer hielt, und die beiden stiegen ein. Chloe nannte die Adresse, und das Taxi setzte sich in Bewegung.
»Das ist doch nicht weiter schlimm. Kann doch mal passieren, dass man nicht genug Geld mitnimmt. Keine große Sache.«
Laura schüttelte den Kopf. »Du verstehst nicht: Ich habe überhaupt nicht genug Geld. Ich habe mir das alles nicht so teuer vorgestellt. Ich schätze, das ist wohl einfach nichts für mich.« Sie machte eine ausladende Handbewegung. »Du kaufst dir eine Chanel-Handtasche, und ich kann noch nicht mal das Essen bezahlen, wenn wir mit Freunden ausgehen – und dann noch der Wellness-Tag und der Vibrator.«
Chloe bemerkte, dass der Kopf des Taxifahrers beim Wort »Vibrator« zuckte, doch sie ignorierte es.
»Ich bin drei Jahre arbeiten gegangen, damit ich hier angenehm leben kann, und jetzt habe ich im ersten Monat hier schon mehr ausgegeben, als ich eigentlich für ein halbes Jahr eingeplant hatte«, fuhr Laura fort. »Ich fürchte, ich kann mit dir nicht mithalten.«
Chloes Magen zog sich bei diesen Worten zusammen.
»Wie machst du das nur?«, fragte Laura mit einem verzweifelten Unterton in der Stimme, fast schon flehend. »Du gehst doch auch nicht arbeiten!«
Diese simple Feststellung ließ auch den Taxifahrer wieder aufhorchen. Chloe räusperte sich und überlegte, ob sie ihre Standardausrede, eine Erbschaft, vorbringen sollte. Aber sie fürchtete, dass Laura sie dann in einem falschen Licht sehen würde. Also sagte sie nur, obwohl ihr das Herz bis zum Hals schlug: »Das erkläre ich dir gleich zu Hause – und jetzt zieh bitte nicht so ein Gesicht, du bist doch nicht bei chinesischen Kredithaien verschuldet. Du hast nur etwas mehr ausgegeben, als du eigentlich wolltest. Willkommen im Erwachsenenleben.« Sie sagte das so trocken, dass Laura leise lachen musste.
Zu Hause bestand Laura darauf, wenigstens das Taxi zu bezahlen. Sie folgte Chloe hoch in die Wohnung und ließ sich müde und erschöpft aufs Sofa plumpsen.
Chloe blieb vor ihr stehen und schluckte schwer. »Nun zu meinem Einkommen. Bist du sicher, dass du die Wahrheit hören willst?«
Sie sah, wie Laura die Stirn runzelte und überlegte, was Chloe wohl damit meinen könnte, doch dann nickte sie. »Sicher. Warum tust du so geheimnisvoll?«
»Weil es nichts ist, womit man hausieren geht. Es wissen nur eine Handvoll Leute davon – und egal, was du danach darüber denkst: Kann ich mich auf deine Verschwiegenheit verlassen?«
Laura wollte nicken, doch Chloe hob mahnend die Hand. »Egal, was ist?«, vergewisserte sie sich.
Laura grübelte, was wohl so furchtbar sein sollte, und war einverstanden. Chloe übertrieb sicherlich nur, sie würde schon nicht als Spionin oder Auftragskillerin arbeiten.
»Gut, ich vertraue dir nämlich, Laura.« Chloe räusperte sich nervös und knetete ihre Hände. »Es stimmt, ich habe schon einen sehr gehobenen Lebensstandard, und es tut mir leid, wenn du dich verpflichtet gefühlt haben solltest, da mithalten zu müssen.«
Dann ließ Chloe die Bombe platzen. »Ich arbeite als Edel-Escortdame, als extrem teure Prostituierte.«
Laura konnte sie nur noch anstarren.
12.
Zuerst glaubte Laura, ihren Ohren nicht trauen zu können, dann betete sie, dass Chloe nur einen schlechten Scherz gemacht hatte. Schließlich schlich sich die Gewissheit ein: das viele Geld, die Termine, zu denen sie so perfekt gekleidet verschwand und nach denen sie ein paar Stunden später wieder auftauchte. Laura musste den Kloß in ihrem Hals herunterschlucken. Was sollte sie jetzt nur sagen? Sie wusste ja noch nicht einmal, was sie davon halten sollte, und wollte eigentlich am liebsten nicht darüber nachdenken. Aber Chloe sah sie so verzweifelt an. Laura glaubte, Angst in ihren Augen zu erkennen. Angst, dass Laura sich jetzt abwenden würde. Sah sie Chloe jetzt anders?
»Keine Sorge, ich verabscheue dich nicht, aber ich muss das erst mal verdauen.« Chloe sah erleichtert aus, dann schloss sie die Augen, und Laura bemerkte, dass ihr eine Träne über die Wange lief.
Sie stand auf, nahm Chloe in den Arm. »Hey, so schlimm ist es nun auch wieder nicht. Ich würde es schlimmer finden, wenn du mit Drogen dealen würdest.«
Nun brachen bei Chloe endgültig die Dämme, und sie schluchzte herzzerreißend in Lauras Armen. Laura versuchte, sie mit sanftem Streicheln über ihren Rücken zu beruhigen. Dabei
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