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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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ist der Krieg? was ist er, Yorick, wenn er, wie es bei dem unsrigen der Fall war, für die Grundsätze der Freiheit und der Ehre geführt wurde, – was ist er anders als das Versammeln ruhiger und harmloser Menschen mit dem Degen in der Hand, um die Ehrgeizigen und Ruhestörer in Schranken zu halten? – Und der Himmel ist mein Zeuge, Bruder Shandy, dass das Vergnügen, das ich hierbei empfand, – und jenes unendliche Ergötzen insbesondere, das mir meine Belagerungen auf dem Rasen bereiteten, bei mir und wie ich hoffe auch bei dem Korporal daraus entsprang, dass wir beide überzeugt waren, durch Ausführung derselben den großen Zwecken unserer Schöpfung zu entsprechen.
     
    194. Kapitel
    Ich sagte einem christlichen Leser – ich betone einem christlichen Leser und hoffe, dass er einer ist; – wenn er es aber nicht ist, so tut es mir leid um ihn, – und dann bitte ich ihn die Sache bei sich selbst zu überlegen und die Schuld nicht dem Buche allein beizumessen; –
    Ich sagte ihm, mein Herr, – denn wahrlich wenn ein Mann eine Geschichte auf die sonderbare Art erzählt, wie ich die meinige erzählte, so ist er beständig genötigt, rückwärts und wieder vorwärts zu laufen, um in der Phantasie des Lesers Alles fest beisammen zu halten; – und wenn ich meines Teils nicht mehr darauf bedacht gewesen wäre als ich es anfangs war, so wären so viele unbestimmte und zweideutige Dinge zum Vorschein gekommen, mit so viel Lücken und Rissen, – und hätten die Sterne so wenig genützt, die ich trotzdem an den dunkelsten Stellen aufhängte, weil ich wohl weiß wie leicht die Welt verirrt, trotz all dem Licht, das ihr die Sonne um Mittag schenkt, dass – und nun, sehen Sie, da habe ich mich selbst verirrt!
    Aber daran ist mein Vater Schuld; und wenn man je einmal mein Gehirn seziert, so wird man ohne Brille entdecken, dass er einen großen unebenen Faden hineingemacht hat, wie man oft an einem unverkäuflichen Stück Batist sieht, der durch die ganze Länge des Gewebes läuft, und zwar so ungeschickt, dass man kein †† (hier hänge ich wieder ein Paar Lichter auf) – keine Binde oder Däumling daraus schneiden kann, ohne dass man jenen sieht oder fühlt.
    Quanto id diligentius in liberis procreandis cavendum , sagt Cardan: – Wenn man das Alles in Betracht zieht, so wird man einsehen, dass es für mich moralisch untunlich ist, dies wieder bis zu dem Punkte zurückzudrehen, von wo ich ausgegangen bin. –
    Ich fange deshalb lieber das Kapitel noch einmal an.
     
    195. Kapitel
    Ich sagte dem christlichen Leser am Anfang desjenigen Kapitels, welches der apologetischen Rede meines Onkels Toby vorausgeht, – obwohl in einer anderen Redefigur als ich jetzt benutzen werde – dass der Friede von Utrecht beinahe die gleiche Spannung zwischen meinem Onkel Toby und seinem Steckenpferd bewirkt habe, wie er es zwischen der Königin und den übrigen verbündeten Mächten tat.
    Es gibt eine ärgerliche Art, wie ein Mann bisweilen von seinem Pferde absteigt, gerade als wollte er zu ihm sagen: – Ich will mein Lebtage lieber zu Fuß gehen, Kerl, als dass ich wieder eine einzige Meile auf deinem Rücken zurücklege. – Nun kann man nicht gerade sagen, dass mein Onkel Toby auf diese Art abstieg; man konnte genau genommen hierbei gar nicht von Absteigen reden, – denn sein Ross warf ihn eher ab, – und zwar auf eine ziemlich tückische Weise, so dass es mein Onkel Toby noch zehn Mal mehr übel nahm. Staatsreitknechte mögen dies ausmachen wie sie belieben; – jedenfalls wurde dadurch, wie gesagt, eine Art Spannung zwischen meinem Onkel Toby und seinem Steckenpferd hervorgebracht. – In den Monaten März bis November, das heißt in dem Sommer, wo die Friedensartikel unterzeichnet wurden, machte er deshalb keinen Gebrauch davon, außer, dass er hie und da einen kurzen Ausritt unternahm, um sich zu überzeugen, dass die Befestigungen und der Hafen von Dünkirchen, wie es der Friedensvertrag verlangte, geschleift wurden.
    Die Franzosen waren den ganzen Sommer über so langsam in dieser Sache; und Herr Tugghe, der Abgeordnete des Magistrats von Dünkirchen, legte der Königin so viele dringende Petitionen vor, – worin er Ihre Majestät anflehte, ihre Donnerkeile nur auf die militärischen Werke fallen zu lassen, die ihr Missfallen erregt hätten, – aber doch ja den Molo um seiner selbst willen zu verschonen, der ja dann in seiner entblößten Lage nur noch ein Gegenstand des Mitleids sein könne; – und die Königin

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