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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Gedanken zu behalten, wenn ich von Frau Wadmans Augen spreche (ein einziges Mal in der nächsten Periode ausgenommen).
    Ich versichere Sie, Madame, sagte mein Onkel Toby, ich finde nichts in Ihrem Auge.
    Es ist nicht im Weissen, sagte Frau Wadman. – Mein Onkel Toby sah mit aller Macht in die Pupille.
    Nun war aber von allen Augen, die jemals geschaffen wurden, – von dem Ihrigen, verehrte Leserin, bis zu denen der Venus selbst, was gewiss ein Paar so venusische Augen waren, als nur je in einem Kopfe saßen, – keines so geeignet, meinen Onkel Toby um seine Ruhe zu bringen, als gerade das Auge, in welches er eben sah. – Es war kein rollendes, – wildes, – schalkhaftes Auge, – kein funkelndes, freches oder herrschsüchtiges, – mit großen Ansprüchen und abschreckenden Forderungen, das jene Milch der menschlichen Natur, aus der mein Onkel Toby gemacht war, sofort zum Gerinnen gebracht hätte; – es war vielmehr ein Auge voll sanfter Grüße, – und zarter Erwiderungen, – das nicht wie das Trompetenregister einer schlechtgebauten Orgel sprach, worin so manches Auge eine herbe Unterhaltung führt, sondern ein süßflüsterndes Auge, – wie der letzte leise Atemzug eines sterbenden Heiligen, – das zu ihm sprach: Wie können Sie so unbehaglich und einsam leben, Kapitain Shandy, ohne einen Busen, an den Sie Ihr Haupt lehnen – oder dem Sie Ihre Sorgen anvertrauen könnten?
    Es war ein Auge –
    Aber wenn ich noch ein Wort weiter darüber sage, verliebe ich mich selbst darein.
    Es richtete meinen Onkel Toby zu Grunde.
     
    270. Kapitel
    Nichts zeigt die Charaktere meines Vaters und meines Onkels Toby in einem netteren Lichte, als ihr verschiedenes Benehmen bei einem und demselben Vorfall – denn Unfall kann ich die Liebe nicht nennen, da ich überzeugt bin, dass das menschliche Herz dabei gewinnt. – Guter Gott! was muss mein Onkel Toby für ein Herz gehabt haben, da er schon ohne jene die Menschenliebe selbst war.
    Mein Vater war, wie aus manchen seiner Papiere hervorgeht, ehe er heiratete, dieser Leidenschaft sehr unterworfen, – aber wenn sie über ihn kam, nahm er sie in Folge der Herbheit und komischen Ungeduld seiner Natur nicht mit christlicher Ergebung hin, sondern pflegte zu pusten und zu blasen und Sprünge zu machen und hinten auszuschlagen und des Teufels zu sein, und die bittersten Philippika's, die je geschrieben wurden, gegen das Auge loszulassen. – Ich besitze eine solche in Versen gegen das Auge irgend einer Dame, das ihn ein paar Nächte lang um seine Ruhe gebracht hatte und das er im ersten Anfall von Wut darüber so anredete:
Ein Teufelsaug' ists, tut so böses Werk
Wie nie ein Heide, Jude oder Türk.
[Anm.: In meines Vaters: Leben des Sokrates soll das ganze Gedicht zum Abdruck kommen]
    Kurz während des ganzen Liebesfiebers war mein Vater voll Schmähungen und böser Redensarten, die fast bis zum Fluchen gingen; – nur beobachtete er dabei nicht so viel Methode wie Ernulphus, – dazu war er zu ungestüm; noch auch so viel Politik wie dieser, – denn wenn mein Vater auch auf die intoleranteste Weise dies und jenes und Alles unter dem Himmel verwünschte, was seine Liebe begünstigen oder anfeuern konnte, – so schloss er doch sein Verwünschungskapitel nie, ohne sich selbst mit zu verwünschen als einen der ausgezeichnetsten Esel und Narren, wie er zu sagen pflegte, die je auf dieser Welt frei herumgelaufen wären.
    Mein Onkel Toby dagegen nahm die Sache mit Lammsgeduld hin, – er saß still und ließ das Gift widerstandslos in seinen Adern wüten: – bei den heftigsten Schmerzen seiner Wunde ließ er (wie er es bei derjenigen an seinem Schambein gemacht hatte), nie ein unzufriedenes oder ärgerliches Wort fallen, – schmähte weder auf den Himmel noch auf die Erde, – und dachte und sprach nichts Böses von irgend Jemand oder einem Glied desselben. Einsam und gedankenvoll saß er da mit seiner Pfeife, – betrachtete sein lahmes Bein, – und ließ von Zeit zu Zeit ein sentimentales: O Je! los, das sich mit dem Rauch mischte und Niemand wehe tat.
    Er nahm es, sagte ich, mit Lammsgeduld hin.
    Anfangs täuschte er sich allerdings über sein Gefühl; er war nämlich an dem nämlichen Morgen mit meinem Vater ausgeritten, um womöglich einen schöne Wald zu retten, den der Dekan und das Kapitel abhauen ließen, um ihn den Armen zu schenken. [Anm: Herr Shandy will hier »den Geistesarmen« sagen, denn die Herren teilten das Geld untereinander.] Dieser Wald lag gerade in

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