Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)
handle danach als nach einer sicheren Maxime: –
»Dass die Frauen blöde sind;« – und es ist recht gut so, – sonst wäre es gar nicht mit ihnen auszuhalten.
Trage keine zu enge Hosen, lasse sie aber auch nicht zu lose um deine Schenkel hängen, wie die Pluderhosen unserer Vorfahren.
Die richtige Mitte verhindert alle Schlüsse hieraus.
Was du zu sagen hast, ob es viel oder wenig sei, sprich ja mit einer leisen sanften Stimme; – das Schweigen und Alles was sich ihm nähert, webt Träume mitternächtiger Heimlichkeit um das Gehirn; deshalb vermeide auch ja, die Feuerzange und den Schürhacken fallen zu lassen.
Vermeide jede Art von Scherz und Mutwillen in deiner Unterhaltung mit ihr, und tue was in deiner Macht liegt, um alle Bücher und Schriften, die darauf zielen, von ihr fern zu halten; es gibt einige fromme Traktätlein, – wenn du sie dahin bringen kannst, dass sie sie liest, – so wird es gut sein; aber lasse sie ja nicht in Rabelais, Scarron oder Don Quijote hineinsehen; –
Das sind lauter Bücher, die zum Lachen reizen; und du weißt, lieber Toby, dass es keine ernsthaftere Leidenschaft gibt als Liebesverlangen.
Stecke eine Nadel in die Brust deines Hemdes, ehe du in ihr Zimmer trittst.
Und wenn sie dir erlaubt auf dem Sopha neben ihr zu sitzen, und dir Gelegenheit gibt deine Hand auf die ihrige zu legen, – so hüte dich ja es zu tun; – du kannst deine Hand nicht auf die ihrige legen, ohne dass sie die Temperatur der deinigen spürt. – Das und noch möglichst viele andere Dinge musst du aber im Dunkel für sie lassen; dadurch wird ihre Neugierde stets wach erhalten; und wenn sie hierdurch nicht erobert wird und dein Esel immer noch ausschlägt, was allerdings sehr zu vermuten ist, – so musst du dir zuerst einige Unzen Blut unter den Ohren lassen, wie die alten Scythen getan, welche hierdurch die unmäßigsten Anfälle von Geschlechtstrieb geteilt haben sollen.
Avicenna ist ferner dafür, dass man den betreffenden Teil mit Sirup von Nieswurz salbe, auch für gehörige Auslerungen und Abführungen sorge, – und ich glaube, dass er da Recht hat. – Endlich darfst du nur wenig oder kein Ziegenfleisch oder Rotwild essen – namentlich aber kein Fohlenfleisch; – auch musste du dich so viel du kannst der Pfauen, Kraniche, Wasserhühner und Taucher enthalten.
Was dein Getränk anbelangt, so werde ich dir nicht erst zu sagen brauchen, dass es ein Aufguss von Eisenkraut und Selleri sein muss, der nach Älian von so großer Wirkung sein soll; – wenn das aber deinem Magen in die Länge wiedersteht, – so setze damit eine Zeitlang aus, – und nimm statt dessen Gurken, Melonen, Portulak, Wasserlilien, Geissblatt und Lattich.
Jetzt fällt mir im Augenblick nichts mehr ein, was für dich gut wäre. Außer etwa: wenn ein neuer Krieg ausbräche. – So wünsche ich dir denn alles Gute, lieber Toby, und
verbleibe dein dich liebender Bruder
Walter Shandy.
279. Kapitel
Während mein Vater diesen Instruktionsbrief schrieb, rüsteten mein Onkel Toby und der Korporal Alles für den Angriff. Da man von dem Wenden der feinen Scharlachhosen (wenigstens für den Augenblick) abgestanden war, so lag nichts mehr vor, was gehindert hätte, den Angriff schon am nächsten Morgen zu beginnen; er wurde dem gemäß auf elf Uhr bestimmt.
Komm, mein Schatz, sagte mein Vater zu meiner Mutter, wir tun nur unsere Bruder- und Schwesternpflicht, wenn wir zu meinem Bruder Toby hinabgehen. – um ihm bei seinem Angriff Mut zu machen.
Mein Onkel Toby und der Korporal waren schon seit einiger Zeit gerüstet, als mein Vater und meine Mutter eintraten, und wollten sich, da es gerade elf Uhr schlug, eben in Bewegung setzen; – die Schilderung dieses Ausmarsches ist jedoch mehr wert, als dass wir sie nur so in das Sahlband des 8. Bandes [Anm.: Bezieht sich auf die 1. Auflage.] eines solchen Werkes einweben dürften. – Mein Vater hatte nur noch so viel Zeit, meinem Onkel Toby seinen Instruktionsbrief in die Rocktasche zu stecken und ihm mit meiner Mutter Glück zu dem Angriff zu wünschen.
Ich sähe gar zu gerne durch das Schlüsselloch, sagte meine Mutter, – nur aus Wissbegierde –
Nenne das Kind nur bei seinem rechten Namen, mein Schatz, versetzte mein Vater, –
Und sieh' durch das Schlüsselloch so lang du willst.
~ Ende des ursprünglich achten Teils ~
280. Kapitel
Ich rufe alle Mächte der Zeit und des Geschicks, die uns auf unserer Laufbahn in dieser Welt aufhalten, zu Zeugen an,
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