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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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habe in den übelangewendeten Stunden meines Lebens, die ich nicht zu verantworten habe, so viele blühende Dichter und Redner meiner Zeit gelesen und aus ihnen doch niemals so viel Gutes herausgezogen.
    Ich wollte, Yorick, Sie hätten Plato gelesen. sagte mein Vater; daraus würden Sie erfahren haben, dass es zweierlei Arten von Liebe gibt.
    Ich weiß, dass die Alten zweierlei Arten von Religion hatten, erwiderte Yorick: – eine für das Volk und eine für die Gebildeten; – aber es will mich bedünken, diese beiden Sorten von Menschen hätten mit einer Art Liebe recht gut auskommen können.
    Nein. das ging nicht, entgegnete mein Vater, – und zwar aus den gleichen Gründen; denn von jenen Liebesarten ist nach Ficinus Kommentar über Velasius die eine rationell – die andere natürlich –
    Die erstere alt – ohne Mutter – wobei Venus nichts zu tun hatte, die zweite von Jupiter und Dione gezeugt –
    Lieber Bruder, sagte mein Onkel Toby, was hat ein Mensch, der an Gott glaubt, mit all dem Zeug zu tun?
    Mein Vater konnte sich nicht mit einer Antwort aufhalten, da er fürchtete, der Faden der Unterhaltung möchte dabei abreissen.
    Die letztere, fuhr er fort, entspricht ganz der Natur der Venus.
    Die erstere, welche die vom Himmel herabgelassene goldene Kette ist, erregt eine heroische Liebe. welche das Verlangen nach Philosophie und Wahrheit in sich begreift und dazu anreizt; – die zweite reizt einfach zum Verlangen.
    Ich glaube, die Zeugung von Kindern ist für die Welt so wohltätig, wie das Auffinden der geographischen Länge, sagte Yorick.
    So viel ist gewiss, sagte meine Mutter, die Liebe erhält den Frieden auf der Welt.
    Im Hause, – mein Schatz, das geb' ich zu.
    Sie füllt die Erde, sagte meine Mutter.
    Aber leert den Himmel, mein Schatz, erwiderte mein Vater.
    Und die Jungfräulichkeit füllt das Paradies, rief Dr. Slop triumphierend.
    Gut geschoben, Nonne! sagte mein Vater.
     
    278. Kapitel
    Mein Vater hatte eine so scharmützelnde, schneidige Art in seinen Disputationen, stieß und hieb die Leute her, und versetzte ihnen Püffe, an die sie denken konnten, – dass er – und wenn er sich in Gesellschaft von zwanzig Personen befand, – darauf rechnen konnte in weniger als einer halben Stunde Alle gegen sich zu haben.
    Was nicht wenig dazu beitrug. ihn jedes Bundesgenossen zu berauben, war der Umstand, dass, wenn es einen Posten gab, der weniger haltbar war als die übrigen, man versichert sein durfte, dass er sich dort festsetzen würde; und saß er einmal darin, so muss man ihm lassen, dass er ihn so tapfer verteidigte, dass es einem braven oder gutmütigen Manne leid tun musste, ihn daraus zu vertreiben.
    Aus diesem Grunde griff ihn Yorick zwar öfters an, – konnte es jedoch nie übers Herz bringen, es mit aller Macht zu tun.
    Die Jungfräulichkeit des Dr. Slop am Schluss des vorigen Kapitels hatte meinen Vater auf einmal auf die rechte Seite des Falles gebracht; und er war eben im Begriff, alle Klöster der Christenheit vor Dr. Slop's Ohren in die Luft zu sprengen, als Korporal Trim in das Zimmer trat und meinen Onkel Toby benachrichtigte, dass es mit seinen feinen Scharlachhosen, in denen der Angriff auf Frau Wadman geschehen sollte, nichts sei; denn als der Schneider sie aufgetrennt, um sie zu wenden, habe er gefunden, dass sie schon einmal gewendet worden seien. – Dann lasse sie wieder wenden, Bruder, sagte mein Vater schnell, denn es wird gewiss noch viele Hosenumdrehungen geben, bis die Sache vollständig im Reinen ist. – Sie sind so mürbe wie Lumpen, sagte der Korporal. – Dann lasse dir doch ja ein Paar neue machen, Bruder, sagte mein Vater; – ich weiß zwar, fuhr mein Vater fort, indem er sich gegen die Gesellschaft wandte, dass die Witwe Wadman seit Jahren sterblich in meinen Bruder verliebt ist und jede weibliche Kunst und List aufgeboten hat, um ihn in die gleiche Leidenschaft hinein zu hetzen, aber jetzt da sie ihn im Garn hat, – ist ihr Fieber auch bereits über seinen höchsten Punkt hinaus.
    Sie hat ihr Spiel gewonnen.
    In diesem Fall, fuhr mein Vater fort, an den, wie ich überzeugt bin, Plato nicht gedacht hat – ist die Liebe nicht sowohl eine Empfindung als eine Situation, in die man eintritt, gerade wie wenn mein Bruder in ein Korps einträte, – gleichviel ob er den Dienst liebt oder nicht; – ist er aber einmal darin, – so handelt er, als ob er ihn liebte; und tut Alles, um sich als einen tapfern Mann zu zeigen.
    Diese Hypothese war wie alle

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