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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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worden, – (und wer dies behauptet, der möge sich bei dem Obermusterherrn der griechischen Armee bedanken, dass er den Namen eines so abscheulichen und ungesitteten Mannes wie Thersites in der Armeeliste duldete, – denn dieser Name zog ihm ein Beiwort zu). – Bei diesen Erzeugnissen wird er behaupten, tun alle persönlichen Waschungen und Abreibungen auf Erden dem sinkenden Genius in keiner Weise gut – sondern gerade das Gegenteil, denn je schmutziger der Bursch, desto mehr Erfolg hat er im Allgemeinen.
    Hierauf habe ich keine andere Antwort, – wenigstens bereits fertig, – als die, dass der Erzbischof von Benevent seinen schlüpfrigen Roman Galatea, wie alle Welt weiß, in einem purpurnen Rock, Weste und Hosen schrieb; und dass die Buße, welche ihm dafür auferlegt wurde, nämlich einen Kommentar über das Buch der Offenbarung zu schreiben, für so strenge sie auch ein Teil der Welt hielt, von dem andern Teil durchaus nicht so erachtet wurde, eben weil er jenen Anzug trug.
    Ein anderer Einwurf gegen jenes Mittelchen ist der, dass es nicht allgemein anzuwenden sei; weil das Rasieren, auf welches so viel Wert gelegt ist, nach einem unwandelbaren Gesetz der Natur die eine Hälfte des Menschengeschlechts davon ausschließt. Alles was ich dagegen sagen kann, ist, dass die weiblichen Schriftsteller in England oder Frankreich sich eben ohne das Mittel behelfen müssen.
    Was die spanischen Damen anbelangt, so ist es mir wegen ihrer nicht bange.
     
    294. Kapitel
    Endlich ist das 294. Kapitel da, bringt aber nichts als den traurigen Beweis: »Wie unsere Freuden uns auf dieser Welt unter den Händen wegschwinden!«
    Denn während ich von meiner Abschweifung noch spreche, – erkläre ich vor dem Himmel, dass ich sie gemacht habe. – Welch ein seltsames Geschöpf ist doch der Mensch! sagte sie.
    Sehr wahr, sagte ich; – aber schaffen wir lieber all das Zeug aus unsern Köpfen und kehren zu meinem Onkel Toby zurück.
     
    295. Kapitel
    Als mein Onkel Toby und der Korporal bis an das Ende der Allee marschiert waren, fiel ihnen bei, dass ihr Geschäft eigentlich auf der andern Seite liege. Sie machten daher Kehrt und rückten gerade auf die Türe der Frau Wadman los.
    Verlassen sich Euer Gnaden nur auf mich, sagte der Korporal und berührte seine Monteromütze mit der Hand, während er an ihm vorüber ging, um an die Türe zu klopfen. – Mein Onkel Toby, ganz entgegen der Weise wie er beständig seinen treuen Diener behandelte, erwiderte nichts, weder etwas Gutes noch etwas Böses. Die Sache war die, dass er nicht recht mit sich im Reinen war; er hätte gerne noch einmal Kriegsrat gehalten, und als der Korporal die drei Stufen vor der Türe hinaufging, räusperte er sich zwei Mal; bei jedem dieser Ausstöße flog ein Teil des sehr mäßigen Mutes meines Onkels Toby nach dem Korporal hin. Dieser stand eine volle Minute mit dem Türklopfer in der Hand, er wusste nicht recht warum. Brigitte stand innen auf der Lauer, mit Daumen und Zeigefinger an der Klinke, vor Erwartung starr; und Frau Wadman saß mit einem Auge, in dem sich der Entschluss aussprach, sich nochmals entblättern zu lassen, atemlos hinter dem Fenstervorhang ihres Schlafzimmers und wartete auf ihr Hereinkommen.
    Trim! sprach mein Onkel Toby, – aber in dem Augenblick da er das Wort aussprach, war die Minute um und Trim ließ den Türklopfer fallen.
    Da mein Onkel Toby sah, dass alle Aussicht auf einen Kriegsrat damit niedergeschmettert war, pfiff er seinen Lillabullero.
     
    296. Kapitel
    Da Daumen und Zeigefinger der Jungfer Brigitte bereits auf der Klinke lagen, so brauchte der Korporal nicht so oft zu klopfen als vielleicht der Schneider des geehrten Lesers. – Ich hätte mein Beispiel vielleicht mehr in meiner Nähe nehmen können, denn ich schulde dem meinigen wenigstens fünfundzwanzig Pfund und wundere mich nur über die Geduld des Mannes.
    – Aber das ist der Welt höchst gleichgültig; es ist nur ein ganz verwünschtes Ding etwas schuldig zu sein; in dieser Beziehung scheint über den Schatzkammern einiger armen Prinzen, besonders solcher von unserem Hause, ein wahres Verhängnis zu schweben, welches keine Sparsamkeit fesseln kann. Was mich betrifft, so bin ich überzeugt, es gibt keinen Prinzen, Prälaten, Papst oder Herrscher auf der Welt, mag er nun groß oder klein sein, der in seinem Herzen eifriger wünscht, mit der Welt quitt zu sein als ich, – und der augenfälliger darauf hinarbeitet. Ich gebe nie über eine halbe Guinee, – gehe

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