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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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wenn es fünfzig Mal ärger gewesen wäre. – Und was gehen mich denn deine Unterhaltungen und Vergnügungen an, lieber Toby, rief mein Vater, außer wenn es in meiner Macht stünde sie zu vermehren (was nicht der Fall ist)? – Bruder Shandy, erwiderte mein Onkel Toby, indem er ihm ernst ins Gesicht sah, – in dieser Beziehung täuschest du dich sehr – denn du vermehrst wirklich mein Vergnügen, indem du, so lang' du am Leben bist, Kinder für die Familie Shandy zeugst. – Aber damit vermehrte Herr Shandy sein eigenes Vergnügen, sagte Dr. Slop. – Nicht im geringsten, versetzte mein Vater.
     
    38. Kapitel
    Mein Bruder tut es aus Grundsatz, warf mein Onkel Toby ein. – Der Familie zu Liebe, denke ich, bemerkte Dr. Slop. – Ach was. sagte mein Vater, es ist nicht der Rede wert.
     
    39. Kapitel
    Wir haben am Schlusse des Kapitels meinen Vater und meinen Onkel Toby stehen lassen, wie Brutus und Cassius, wo sie am Schluss des Stückes ihre Rechnungen ausgleichen.
    Als mein Vater die letzten Worte gesprochen hatte, setzte er sich wieder nieder; – mein Onkel Toby folgte genau seinem Beispiel, nur schellte er, ehe er sich setzte, dem Korporal Trim, der außen wartete, und befahl ihm nach Hause zu gehen und den Stevenius zu holen: – das Haus meines Onkels Toby lag nämlich nur gerade über.
    Manche würden jetzt die Geschichte mit Stevenius haben fallen lassen; – allein mein Onkel Toby hatte ja keinen Groll im Herzen, und so fuhr er ruhig in der Sache fort, um meinem Vater zu zeigen, dass er keinen Groll hatte.
    Ihr plötzliches Erscheinen, Dr. Slop, sagte mein Onkel, indem er die Rede wieder aufnahm, erinnerte mich sogleich an Stevenius. (Meinem Vater fiel es natürlich nicht ein, nochmals auf Stevenius zu wetten.) Denn, fuhr mein Onkel Toby fort, jener berühmte Segelwagen, der dem Prinzen Moritz gehörte und der so merkwürdig construiert war und eine solche Schnelligkeit besaß, dass er ein Halb Dutzend Mann ich weiß nicht mehr in wie viel Minuten dreissig deutsche Meilen weit führte – war von dem großen Matematiker und Ingenieur Stevenius erfunden.
    Sie hätten Ihrem Diener, der ja lahm ist, die Mühe ersparen können, den Stevenius zu holen, sagte Dr. Slop, denn als ich von Leiden über das Haag heimkehrte, ging ich eigens um den Wagen zu sehen vom Haag zu Fuß nach Scheveningen, was zwei gute Meilen weit ist. – Das ist noch nichts gegen das was der gelehrte Peireskius tat, erwiderte mein Onkel Toby, denn der ging nur um diesen Wagen zu sehen, 500 Meilen zu Fuß, nämlich von Paris nach Scheveningen und von Scheveningen wieder nach Paris.
    Es gibt Leute, die es nicht ertragen können, wenn ihnen Jemand etwas zuvor tut.
    Um so närrischer war dieser Peireskius, versetzte Dr. Slop. – Jedoch wohl verstanden, damit wollte er keine Geringschätzung des Peireskius aussprechen; – er sagte es vielmehr nur, weil diese weite Fußwanderung des Peireskius aus reiner Liebe zur Wissenschaft die Heldentat des Dr. Slop gewaltig herunterstimmte. – Um so närrischer war der Peireskius, wiederholte er. – Wie so? fragte mein Vater, der jetzt meines Onkels Partei ergriff, jedoch nicht allein, um die Kränkung, die er jenem angetan und die meinen Vater noch drückte, wieder gut zu machen; – sondern teilweise weil sich mein Vater wirklich für die Sache zu interessieren begann. – Wie so? fragte er, weshalb sollte Peireskius oder irgend Wer verunglimpft werden, weil ihn nach diesem oder jenem Trunk gesunder Kenntnis dürstete? denn wenn ich von dem fraglichen Wagen auch nichts Näheres weiß, fuhr er fort, so muss der Erfinder desselben doch ein sehr mechanischer Kopf gewesen sein; und wenn ich auch nicht erraten kann, nach welchen Grundsätzen der Philosophie er dabei verfahren ist, – so muss seine Maschine doch einen sehr soliden Grund gehabt haben, sonst hätte sie nicht so wie mein Bruder anführt, arbeiten können.
    Sie arbeitete wirklich so wie ich sagte, wo nicht noch besser, sagte mein Onkel Toby; denn wie sich Peireskius elegant ausdrückt, wo er von der Schnelligkeit ihrer Bewegung spricht tam citus erat, quam erat ventus ; was, wenn ich mein Latein nicht ganz vergessen habe, heißt: Sie war so geschwind wie der Wind.
    Aber bitte, Dr. Slop, sagte mein Vater, meinen Onkel unterbrechend, den er jedoch zugleich deshalb um Verzeihung bat, nach welchen Grundsätzen wurde dieser Wagen in Gang gesetzt? – Nach sehr netten Grundsätzen, erwiderte Dr. Slop; und ich habe, fuhr er fort, indem er

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