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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Sie und ich einander zu dem gewissermaßen vollkommen fremd sind, so wäre es nicht passend gewesen, wenn ich Sie auf einmal in all zu viel Verhältnisse, die mich betreffen, eingeführt haben würde. Sie müssen ein wenig Geduld haben. Ich habe, wie Sie wissen, unternommen, nicht nur mein Leben, sondern auch meine Meinungen zu schildern, weil ich hoffe und erwarte, dass wenn Sie erst meinen Charakter kennen und wissen, was für eine Gattung Sterblicher ich bin, dies Ihnen mehr Geschmack für die letzteren geben würde. Je länger Sie mit mir fortschreiten, desto mehr wird die Bekanntschaft, die jetzt zwischen uns begonnen hat, sich in einen vertrauten Umgang verwandeln, und wird, wenn nicht Eines von uns das Andere im Stich lässt, endlich mit einer vollkommenen Freundschaft schließen. O diem praeclarum! Dann wird nichts, was mich betroffen hat, mehr unbedeutend oder langweilig erscheinen. Wenn Sie, mein teurer Freund und Gefährte, daher der Ansicht sein sollten, dass ich beim Beginn unserer Wanderung etwas sparsam in meiner Erzählung zu Werke gehe, so gedulden Sie sich mit mir, und lassen Sie mich nur so fortmachen und meine Geschichte auf meine Weise erzählen; und wenn Sie meinen sollten, ich trödle manchmal zu lange unterwegs, oder ich setze für ein Paar Augenblicke eine Narrenkappe samt Schelle auf, so laufen Sie mir nicht davon, sondern haben Sie die Güte und trauen Sie mir etwas mehr Weisheit zu als es nach meinem Äußeren scheinen möchte; und während wir so fort trotteln lachen Sie mit mir, oder meinetwegen auch über mich oder tun Sie was Sie mögen, nur bleiben Sie bei guter Laune.
     
    7. Kapitel
    In dem nämlichen Orte, wo mein Vater und meine Mutter wohnten, lebte auch eine dünnleibige, ehrliche, mütterliche, würdige, brave alte Hebamme, welche mit Hilfe von einigem gesunden Menschenverstand und mehrjähriger Geschäftserfahrung, wobei sie sich übrigens immer wenig auf ihre eigene Kunst, um so mehr aber auf die der Mutter Natur verließ, sich in ihrer Art einen nicht geringen Ruf in der Welt erworben hatte; ich muss Euer Wohlgeboren übrigens bemerken, dass ich unter dem Worte »Welt«, hier nur einen kleinen etwa 4 englische Meilen im Durchschnitt messenden Kreis auf dem Erdkreis verstehe, dessen Centrum das Häuschen vorstellt, in welchem die gute alte Frau wohnte. Sie war in ihrem 47. Lebensjahr zu einer sehr armen Witwe geworden, die 3–4 kleine Kinder zu ernähren hatte; und da sie zugleich eine Frau von ehrbarem Lebenswandel, würdigem Benehmen, überdies eine Frau von wenig Worten und dabei ein Gegenstand des Mitleids war, deren Not, die sie noch dazu schweigend trug, um so lauter eine freundliche Unterstützung bevorwortete, so war die Frau Pfarrerin des Sprengels davon gerührt worden. Und da diese oft Gelegenheit hatte, einen misslichen Umstand zu beklagen, der ihres Gatten Herde seit Jahren belästigte, indem keinerlei Art von Hebamme oder der gleichen, und wenn der Fall noch so dringend war, aufzutreiben war, wenn man nicht 6–7 Meilen weit ritt, welche 7 Meilen in dunkeln Nächten und bei schlechten Straßen, da die Gegend hier herum aus zähem Lehmboden bestand, sich leicht in 14 verwandelten, was dann der Wirkung nach so viel war, als ob man gar keine Hebamme hätte, so fuhr es ihr durch den Kopf, dass es ebensowohl eine zeitgemäße Wohltat für die ganze Gemeinde wie für die arme Frau selbst sein würde, wenn man ihr einigen Unterricht in den einfachen Grundsätzen dieses Berufs erteilen lassen könnte, um sie dann als Hebamme hier aufzustellen. Da Niemand dort besser in der Lage war, diesen Plan auszuführen als sie selbst, so unterzog sich die brave Frau Pfarrerin der Aufgabe, und da sie einen großen Einfluss auf den weiblichen Teil des Sprengels übte, so fand sie keine Schwierigkeit dieselbe ganz nach ihrem Wunsche zu lösen. Der Pfarrer ging hierbei Hand in Hand mit seiner Frau, und um die Sache ganz ordnungsmäßig in Szene zu setzen. und dem armen Geschöpf ebenso ein gesetzliches Recht zur Praxis zu erwerben, wie es seine Frau durch den Unterricht getan, bezahlte er mit Vergnügen die Sporteln für den Rechtstitel, welche in Summa achtzehn Schillinge und vier Pence betrugen. So ward denn das gute Weib durch jene Beiden in den ganzen realen und leiblichen Besitz ihres Amts mit all dessen »Rechten, Teilen und Zugehör irgend welcher Art« eingesetzt.
    Diese letzten Worte entflossen nicht etwa der alten Form, in welcher derartige Gerechtssame, Befähigungen

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