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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Gunsten der Sache fallen lassen, die meinem Vater durch den Kopf ging; – zwar nicht in dem Sinne einer Wahrung der Geisteskräfte durch das Entbinden bei den Füßen, wie mein Vater im Sinne hatte – sondern lediglich aus geburtshilflichen Gründen.
    Hieraus erklärt sich, weshalb sich mein Vater in dem nun folgenden Gespräch, das ein wenig scharf gegen meinen Onkel Toby ging, auf die Seite des Dr. Slop schlug – Wie ein einfacher Mann, der nichts für sich hatte als den gewöhnlichen Menschenverstand, es mit zwei solchen in der Wissenschaft Verbündeten aufnehmen konnte, – ist schwer zu begreifen. – Der Leser möge sich gefälligst seine Gedanken hierüber machen, – und wenn einmal seine Einbildungskraft im Gang ist, so möge er ihr Mut machen noch weiter zu gehen und zu erforschen suchen, aus welchen Gründen und natürlichen Wirkungen es sich so machte, dass mein Onkel durch die Wunde, die er am Schambein bekam, so schüchtern und zartfühlend wurde. – Der Leser mag sich ein System zurecht machen und sich den Verlust meiner Nase aus den Artikeln des Ehekontraktes erklären; – er kann der Welt zeigen, wie es kam, dass ich das Unglück hatte, Tristram genannt zu werden, trotz der gegenteiligen Hypothese meines Vaters und trotz den Wünschen der ganzen Familie, Paten und Patinnen nicht ausgeschlossen. – Diese und noch fünfzig andere bis jetzt unaufgeklärte Dinge mag er zu lösen suchen, wenn er die Zeit dazu hat; – ich sage ihm aber zum Voraus, es wird ihm nicht gelingen, denn selbst der weise Alquise, der Zauberer in Don Beliane's von Griechenland, und die nicht weniger berühmte Hexe Urganda, dessen Gemahlin, würde (wenn beide noch lebten) der Wahrheit nicht auf eine Wegstunde nahe kommen.
    Der Leser muss sich indessen bescheiden, die vollständige Erklärung dieser Dinge erst im nächsten Jahre zu vernehmen, – wenn erst eine Reihe anderer Dinge, von denen er sich nichts träumen lässt, auseinander gesetzt worden sind.
     
    Fußnote
    [2] Der Verfasser begeht hier einen doppelten Irrtum, denn statt Lithopädus sollte es erstens heißen: Lithopädii Senonensis Icon; zweitens ist Lithopädus kein Schriftsteller, sondern die Zeichnung von einem versteinerten Kinde. Der von Athosius um 1580 hierüber veröffentlichte Bericht steht am Schluss von Cordäus Werken im Spachius. Herr Tristram Shandy wurde zu diesem Irrtum verleitet, entweder weil er den Namen Lithopädus kürzlich in einem Katalog gelehrter Schriftsteller, den Dr. — herausgegeben, fand, oder weil er bei der großen Ähnlichkeit der Namen Lithopädus mit Trinecavellius verwechselte.
     
    ~ Ende des ursprünglich zweiten Teils ~
     
    45. Kapitel
    Ich wollte, Dr. Slop, sagte mein Onkel Toby (indem er seinen Wunsch Dr. Slop ein zweites Mal aussprach und zwar in einem eifrigeren und ernsteren Tone, als das erste Mal). Ich wollte, Dr. Slop, sagte mein Onkel Toby, Sie hätten gesehen, was wir für wundervolle Armeen in Flandern hatten.
    Der Wunsch meines Onkels Toby kam Dr. Slop so quer, wie das gute Herz Jenes es nie gegen einen Menschen beabsichtigte; – er verwirrte ihn – und da hierbei seine Gedanken in eine Unordnung gerieten, die bald in Flucht ausartete, so konnte er sie um keinen Preis wieder sammeln.
    In allen – weiblichen oder männlichen – Wortgefechten, mag es sich nun um Ehre, Nutzen oder Liebe handeln – der Gegenstand tut nichts zur Sache; – ist nichts gefährlicher als ein Wunsch, der so unerwartet von der Flanke her über uns kommt. Die beste Art, wie man im Allgemeinen einem solchen Wunsch seine Kraft nimmt, ist wenn der Teil, an den der Wunsch gerichtet ist, sofort auf die Beine springt und dem Wünschenden irgend einen andern Wunsch von ungefähr dem gleichen Wert entgegen wirft; – indem man so die Sache aus dem Fleck ins Gleichgewicht bringt, bleibt man stehen, wo man stand; – ja bisweilen gewinnt man hierbei den Vorteil des angreifenden Teils.
    Ich werde dies der Welt in meinem Kapitel über die Wünsche des Näheren auseinandersetzen.
    Dr. Slop verstand sich nicht auf diese Art der Verteidigung – er ließ sich vielmehr verblüffen, und das Gespräch erlitt eine 4½ Minuten lange Pause; – 5 Minuten wären vernichtend dafür geworden: – aber mein Vater bemerkte die Gefahr; – das Gespräch war eines der interessantesten von der Welt, es handelte sich ja darum: »ob das Kind seiner Gebete und Anstrengungen mit oder ohne Kopf zur Welt kommen sollte.« – Er wartete bis auf den letzten

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