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Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition)

Titel: Laurence Sterne: Tristram Shandy (Jubiläumsausgabe zum 300. Geburtstag des Autors) [kommentiert] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Sterne
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Augenblick, dass Dr. Slop, an den der Wunsch gerichtet war, sein Recht der Entgegnung benützen würde – da er aber wie gesagt, bemerkte, dass Jener ganz verblüfft war und mit jener wirren Leere im Auge, die den Konfusen eigen ist, – bald meinem Onkel Toby ins Gesicht starrte, – bald ihm selbst, – bald an die Decke, – bald auf den Boden, – bald nach Ost – bald nach Ost-Nord-Ost, – dann an der Randleiste des Getäfers bis zum entgegengesetzten Punkte der Windrose hinschiffte – und bereits begonnen hatte, die messingenen Nägel am Arm seines Lehnstuhls zu zählen, – so glaubte mein Vater, es sei jetzt mit meinem Onkel Toby keine Zeit zu verlieren, er nahm also die Rede wie folgt wieder auf: –
     
    46. Kapitel
    Was ihr für wundervolle Armeen in Flandern hattet! Bruder Toby, erwiderte mein Vater, wobei er seine Perücke mit der rechten Hand vom Kopf nahm und mit der linken ein gestreiftes ostindisches Tuch aus seiner rechten Rocktasche zog, um sich den Kopf zu reiben, während er gegen meinen Onkel Toby vorging.
    Nun aber glaube ich, dass mein Vater hierin sehr zu tadeln war, und werde gleich meine Gründe hierfür auseinander setzen.
    Dinge, die an sich scheinbar nicht von grösserer Bedeutung waren, als der Umstand, ob mein Vater seine Perücke mit der rechten oder der linken Hand abnahm, – haben die grössten Reiche gespalten und die Kronen der Monarchen, die sie regierten, auf ihren Köpfen ins Schwanken gebracht. – Ich brauche dem Leser auch nicht erst zu sagen, dass die Umstände, womit jedes Ding auf dieser Welt umgeben ist, jedem Ding auf dieser Welt seine Grösse und Gestalt verleihen – und indem sie es auf die eine oder andere Art verengen oder erweitern, es zu dem machen was es ist – groß – klein – gut – schlecht – gleichgültig oder interessant wie es sich eben trifft.
    Da sich das ostindische Taschentuch meines Vaters in seiner rechten Rocktasche [Es ist die vordere Rocktasche nach dem damaligen Rockschnitt gemeint. ] befand, so hätte er in keiner Weise zugeben sollen, dass sich seine rechte Hand mit etwas anderem abgab; im Gegenteil statt seine Perücke mit ihr herunterzunehmen, hätte er dies Geschäft ganz seiner linken Hand überlassen sollen; wenn dann ein natürliches Bedürfnis meinen Vater veranlasste sich den Kopf zu reiben, und er dazu sein Taschentuch nötig hatte, so brauchte er nichts zu tun als seine rechte Hand in seine rechte Rocktasche zu stecken und es herauszuziehen; – was er dann ohne alle Gewaltsanstrengung, ohne die geringste ungraziöse Verdrehung irgend einer Sehne oder Muskel an seinem ganzen Körper hätte bewirken können.
    In diesem Falle wäre (wofern nicht mein Vater durchaus einen Pinsel aus sich machen wollte, indem er die Perücke steif in der linken Hand hielt, – oder am Ellbogen oder der Armgrube irgend einen unsinnigen Winkel machte) – seine ganze Haltung leicht – natürlich – ungezwungen gewesen. Reynolds selbst, so großartig und anmutig er auch seine Portraits auffasst, hätte ihn, wie er so da saß, malen können.
    Nun aber stelle man sich einmal vor, welche verzwickte Figur mein Vater machte, als er diese Sache so angriff wie ich oben beschrieben habe.
    Zu Ende der Regierung der Königin Anna und zu Anfang der Regierung Königs Georg des Ersten, waren die Rocktaschen noch dazu sehr weit unten in den Schoß geschnitten. – Ich sage nichts weiter; – der Vater des Bösen hätte vier Wochen lang daran schmieden können, er hätte für Jemand in meines Vaters Lage keine schlimmere Mode herausbringen können.
     
    47. Kapitel
    Unter keines Königs Regierung war es (wenn man nicht ein so magerer Untertan war wie ich) eine leichte Sache mit der Hand diagonal, quer über den ganzen Leib, bis nach dem unteren Ende der entgegengesetzten Rocktasche zu fahren. Im Jahr Ein Tausend Sieben Hundert und Achtzehn aber, wo Obiges geschah, war es sehr schwer; so dass als mein Onkel Toby die querlaufende Zickzacklinie der Approchen meines Vaters gewahrte, ihm sogleich diejenigen einfielen, in denen er vor dem Tor St. Nicolaus Dienst getan hatte; – diese Idee aber brachte seine Gedanken so vollständig von dem Gegenstande ab, der eben verhandelt wurde, dass er bereits die rechte Hand ausstreckte, um Trim zu schellen, damit er seinen Plan von Namur nebst Zirkel und Sektor hole, um die einspringenden Winkel der Traversen dieses Angriffs zu messen – besonders aber denjenigen, wo er seine Wunde an dem Schambein erhielt.
    Mein Vater

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